Zum 1. Mai planen die Gewerkschaften drei Kundgebungen im Kreis Esslingen. Den Schwerpunkt setzen sie auf den Erhalt zukunftsfähiger Industriearbeitsplätze. Die Arbeitnehmervertreter fordern Arbeitgeber und Politik auf, sich zum Standort zu bekennen.
Mehrere große Industriefirmen im Kreis Esslingen haben angekündigt, Stellen abzubauen – Zeit für Gewerkschaften, die Betriebsräte bei Bosch, Balluff und Co. dabei zu unterstützen, in der Region so viele gut bezahlte Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Es ist deswegen die Industrie, auf die sie am diesjährigen Tag der Arbeit ihren Fokus legen. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) nimmt Unternehmen, Politik und Kommunen in die Pflicht. Dies soll auch Thema bei den Kundgebungen zum Tag der Arbeit am 1. Mai in Esslingen, Kirchheim und Nürtingen sein.
„Als Gewerkschaft fordern wir von den Arbeitgebern und der Politik ein klares Bekenntnis zur Sicherung und Stärkung der deutschen Industriestandorte. Nur das garantiert auch zukunftssichere Arbeitsplätze hier in der Region,“ sagt Martin Auerbach, der DGB-Kreisvorsitzende in Esslingen-Göppingen. Der Landkreis sei zwar ein starker Industriestandort, geprägt von innovativen Unternehmen, erklärt der DGB in seiner Stellungnahme weiter. Doch alle stünden derzeit unter enormem Druck: Drohende Handelskonflikte, steigende Energiepreise, der Fachkräftemangel und die digitale Transformation forderten ihren Tribut.
Gewerkschaften fordern Investitionen und Zusagen
Der DGB sieht deswegen die Notwendigkeit politischer Impulse – etwa mittels staatlicher Investitionen und Förderprogramme. Die im Bund im Rahmen eines Sondervermögens beschlossenen 500 Milliarden Euro müssten in der öffentlichen Infrastruktur und auch direkt in den Betrieben ankommen.
Gerade Schlüsselbranchen wie die Baumaschinenhersteller, Elektrowerkzeughersteller oder der Maschinen- und Anlagenbau im Landkreis benötigen Planungssicherheit, heißt es in der Mitteilung weiter. Neben Investitionen fordern die Gewerkschaften deswegen klare Zusagen und einen Local-Content-Ansatz, besonders bei öffentlichen Aufträgen – das bedeutet, dass bei der Auftragsvergabe örtliche Firmen bevorzugt werden, die selbst auf Regionalität Wert legen. So blieben Wertschöpfung und gute Arbeit vor Ort.
Gewerkschaften wollen bei Transformation mitbestimmen
Dass die Tarifbindung sinkt, sieht der DGB kritisch. Galten um die Jahrtausendwende in Baden-Württemberg noch für etwa 70 Prozent der Beschäftigten die Bedingungen eines Tarifvertrages, so seien es nun etwas weniger als die Hälfte. Gesunken sind auch die Mitgliederzahlen der Gewerkschaften. Dass diese heutzutage eine wichtige Rolle spielen, steht für Peter Schadt, den DGB-Gewerkschaftssekretär für die Regionen Esslingen-Göppingen und Ludwigsburg, dennoch außer Frage.
In Zeiten des Klimawandels und der digitalen und technologischen Transformation der Wirtschaft braucht es laut Schadt das Wissen der Beschäftigten und die Gewerkschaften. Durch diese Herausforderungen gebe es nicht weniger Arbeit, vielmehr seien viele Anstrengungen für technologische Entwicklungen oder den Aufbau einer klimagerechten Infrastruktur notwendig. „Arbeit gibt es auch in Zukunft genug. Die Frage ist nur, wird es sie hier oder anderswo geben“, sagt Schadt. Die Transformation könne nicht ohne Mitbestimmung stattfinden.
Das sind die Kundgebungen im Kreis Esslingen
Um diese und weitere Themen geht es bei mehreren Veranstaltungen am 1. Mai. In Esslingen ist ab 11 Uhr eine Kundgebung auf dem Marktplatz. Die Mai-Reden halten Martin Gross, Vorsitzer der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi Baden-Württemberg, und Mira Hartwig, Kreisvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW. Es gibt Livemusik, Bewirtung und ein Kinderprogramm.
Ebenfalls um 11 Uhr beginnt in Nürtingen auf dem Schillerplatz ein politisches Festival. In Kirchheim beginnt die Veranstaltung um 13.30 Uhr auf dem Marktplatz. Nach der Kundgebung geht es in einem Demonstrationszug in die „Linde“.