Eine überschaubare Zahl an Zuhören war am Samstag bei der Kundgebung für die Fortsetzung des 9-Euro-Tickets auf dem Marienplatz. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Obwohl sechs Veranstalter zu einer Kundgebung für bezahlbare Mobilität gerufen hatten, kamen kaum mehr als 60 Teilnehmer auf den Marienplatz.

„Schluss mit teuer – mit dem 9-Euro-Ticket weiterfahren“, lautete das Motto des Aktionstages, zu dem am Samstag die Links-Partei, Fridays for Future, Trottwar, Radinitiative Stuttgart, Aktionsbündnis gegen S 21 und das Bündnis 365-Euro-Ticket Stuttgart eingeladen hatten. Doch dem Ruf der sechs Veranstalter waren lediglich rund 60 Teilnehmer gefolgt. Zusammen mit dem gesamten Organisationsteam (etwa 30 Personen) fand sich so eine überschaubare Gruppe auf dem Marienplatz zusammen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Demonstrationen oder Kundgebungen an dieser Stelle kaum Resonanz finden. Vor einigen Wochen zählten die Klimaschützer nur 25 Teilnehmer. Die Ursache, so hieß es damals von den Veranstaltern, sei möglicherweise in der Konkurrenzsituation zu finden. Denn gerade an den Samstagen findet eine Vielzahl von Demonstrationen in Stuttgart statt. Jährlich sind es rund 2000 Demonstrationen in der Innenstadt.

38 Millionen Ticket-Käufer

Dabei handelt es sich beim 9-Euro-Ticket aus Sicht des Bundestagsabgeordneten Bernd Riexinger (Linke) um ein Thema, das Massen mobilisiert: „38 Millionen haben das 9-Euro-Ticket gekauft, sie haben mit den Füßen abgestimmt.“ Diese 38 Millionen Bürger und die Linken als einzige Partei im Bundestag seien für eine Fortsetzung des günstigen Nahverkehrstickets. Weil selbst Bundeskanzler Olaf Scholz es für „eine der besten Ideen“ halte, so Riexinger in seiner Rede, müsse man das 9-Euro-Ticket bis zum 31. Dezember anbieten. Denn die Aktion läuft Ende August nach drei Monaten aus.

Sollten die Regierungsparteien im Bundestag doch noch eine Verlängerung beschließen, hätte das aus Riexingers Sicht vor allem einen Vorteil: „Wir hätten genug Zeit, eine Nachfolgeregelung zu finden, um sie dann im Bundestag zu diskutieren.“

Wichtig für Einkommensschwache

An der Notwendigkeit einer Fortsetzung haben alle Veranstalter des Aktionstages keinen Zweifel: Ob Ex-Stadtrat Tom Adler vom Aktionsbündnis gegen S 21 oder die Redner von Trottwar sowie Fridays for Future. Sie alle sehen in dem 9-Euro-Ticket einen Erfolg, der gerade Einkommensschwache mobiler gemacht habe. Auch die Gegenargumente, die den ökologischen Wert und die Entlastung der Pendler infrage stellen, konterten die Redner. „Wir wissen doch, dass die Menschen wegen drei Monaten ihr Auto nicht abstellen, da sie die Sicherheit brauchen, dass so etwas langfristig gilt“, meint Bernd Riexinger. Für Schüler, Studenten oder Erwerbslose fordert der Linke sogar den Nulltarif.

In eine ähnliche Richtung gehen die Ansätze von Dennis Klora, Sprecher der Initiative für ein Bürgerbegehren für ein 365-Euro-Ticket. Er fordert „Einsteigen für maximal einen Euro pro Tag, kostenloser ÖPNV für Bonus-Card-Besitzer sowie Schüler und Jugendliche. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, sammelt seine Initiative Unterschriften für ein Bürgerbegehren in Stuttgart. Sollten 20 000 Unterschriften zusammenkommen, würde aus dem Begehren ein Bürgerentscheid werden. Doch Klora ist bewusst, dass dieses Ziel noch nie erreicht wurde. Dennoch ist er guter Hoffnung, „mit vielen Unterzeichnern Druck auf den Gemeinderat im Sinne einer bezahlbaren und ökologischen Mobilität in Stuttgart ausüben zu können. Auch Riexinger sieht im kommunalpolitischen Souverän die einzige Hoffnung und polemisierte gegen OB Frank Nopper (CDU). „Alleine mit Fassanstechen oder Weindorf-Eröffnungen wird es nicht gehen.“