Afghanen machen auf die Lage in ihrer Heimat aufmerksam. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mehrere Organisationen machen in Stuttgart auf das Schicksal der Menschen unter dem Regime der Taliban aufmerksam.

Stuttgart - Auf dem Boden erinnern große Fotos an die schockierenden Bilder vom Sommer in Afghanistan: Verzweifelte Menschen, die sich an Militärflugzeuge hängen, und verschleierte Frauen, die alle Freiheiten verloren haben, seit die Taliban wieder an der Macht sind. Es sind Bilder, die lange Zeit auch in Deutschland für große Betroffenheit gesorgt haben – und doch sind sie aktuell aus dem Bewusstsein und auch aus den Medien so gut wie verschwunden. Deshalb haben am Sonntag mehrere Organisationen zu einer Kundgebung auf dem Stuttgarter Schlossplatz aufgerufen.

Besonders einprägsam ist dabei die Bilanz von Gita Haabibi, die vor vier Wochen über Pakistan nach Deutschland einreisen konnte: „Für Frauen ist es dort gefährlich – besonders für Ärztinnen, Journalistinnen und Lehrerinnen“, sagt sie. Mädchen dürften nicht mehr zur Schule, Frauen nicht mehr zur Universität. Selbst jene, die allein eine Familie versorgen müssen, hätten ihre Arbeit verloren. „Ich appelliere an alle Regierungen und internationalen Organisationen, diese Frauen an einen friedlichen Platz zu bringen“, sagt Haabibi.

Während sie sich für die Unterstützung der Bundesregierung bedankt, gibt es auch kritische Stimmen. Ein Sprecher der Seebrücke Stuttgart etwa spricht von einer „Festung Europa“, die immer mehr zugebaut werde. Der Flüchtlingsrat BW will den Menschen aus Afghanistan eine Stimme geben und fordert in einem Brief an die Landesregierung „sichere Fluchtwege und ein unbürokratisches Aufnahmeverfahren“.