Vertretungslehrer sind knapp, ihre Situation soll nun etwas verbessert werden. Foto: dpa

In die Debatte um die Arbeitslosigkeit von Vertretungslehrern in den Sommerferien kommt Bewegung. Kultusministerin Susanne Eisenmann will, dass Verträge für Elternzeitvertretungen länger laufen.

Stuttgart - An den Schulen in Baden-Württemberg werden immer mehr Verträge für Vertretungslehrer ausgestellt. Ohne sie würde noch mehr Unterricht ausfallen. Der Ärger darüber wächst, dass die befristet angestellten Lehrer während der Sommerferien arbeitslos sind. Vor vier Jahren hatten 2168 Lehrer einen befristeten Vertrag, in diesem Jahr sind es 3343. Dazu kommen jeweils noch einige hundert Pensionäre, die vertretungsweise einspringen. Das erklärt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) auf eine Anfrage der SPD-Fraktion im Landtag, die unserer Zeitung vorliegt.

Längere Verträge für Elternzeitvertreter

Jetzt scheint Bewegung in die festgefahrene Situation zu kommen. Zumindest Lehrer, die für die Dauer der Elternzeit von Kollegen eingesetzt werden, können längere Verträge bekommen. Es sei beabsichtigt, teilt Eisenmann auf die Frage der SPD mit, Verträge für Elternzeitvertretung auch über das Schuljahresende hinaus laufen zu lassen. Dies könne „im Interesse pädagogischer Kontinuität dann erfolgen, wenn ein dienstlicher Bedarf vorliegt.“

Konkreter wird die Ministerin mit Blick auf das jetzt begonnene neue Schuljahr: „Wir ermöglichen in Mangelregionen erstmals Verträge für Elternzeitvertretungen, die sich über zwei Schuljahre und damit auch über die kommenden Sommerferien erstrecken“, sagt Eisenmann. Bisher bekamen Vertretungslehrer nur in Ausnahmefällen und bei Einsätzen in der ersten und der dritten Grundschulklasse Verträge über das Schuljahrsende hinaus.

SPD vermerkt Lockerung der „Blockadehaltung“

Die SPD hört das mit Genugtuung: „Der Druck der SPD-Opposition und der Gewerkschaften scheint langsam zu wirken, wenn die Ministerin ihre Blockadehaltung der vergangenen Monate zumindest lockert“, kommentiert Daniel Born, der Bildungsexperte der SPD.

Internen Informationen aus dem Ministerium zufolge gingen im vergangenen Schuljahr 7516 Lehrkräfte in Elternzeit, einige Tausend kehrten zurück. Doch galt es im Schuljahr 2017/18, rund 1600 Lehrerstellen wegen Elternzeit zu vertreten. Wie viele dieser Vertretungen von der Neuerung profitieren, ist noch offen.

Stichtagsregelung kostet mindestens elf Millionen

„Es ist bitter nötig, dass Kultusministerin Eisenmann reagiert und diese schlechte Tradition beendet“, sagt der SPD-Abgeordnete Daniel Born mit Blick auf die Arbeitslosigkeit der Vertretungslehrer während der Sommerferien. Eine Stichtagsregelung wie in Nordrhein-Westfalen oder Hessen, wo Lehrer unter bestimmten Voraussetzungen über die Sommerferien weiter beschäftigt werden, kostet nach Auskunft von Eisenmann zwischen 11,4 und 14,5 Millionen Euro. Sie weist auch darauf hin, dass es das Kennzeichen für Vertretungen sei, dass nur ein vorübergehender Bedarf bestehe oder es keine gesicherte Prognose über den Bedarf im künftigen Schuljahr gebe. Die Schulverwaltung brauche flexibel einsetzbare Kräfte.

Bewusste Entscheidung für Befristung

Andererseits seien einige Lehrkräfte mit Angeboten für feste Stellen nicht zufrieden gewesen: „Eine beträchtliche Zahl der Vertretungslehrkräfte entscheidet sich für ein befristetes Arbeitsverhältnis und gegen eine Festanstellung, weil sie räumlich nicht flexibel genug sind“, führt die Ministerin an.

Es sei „höchste Zeit, dass Baden-Württemberg in Sachen Lehrerarbeitslosigkeit über die Sommerferien die unrühmliche Führungsposition im Bundesvergleich abgibt und sich auf Grundlage guter Arbeitsbedingungen zurück an die Spitze kämpft“, meint dagegen Daniel Born. Eine Stichtagsregelung sei auch für Baden-Württemberg notwendig. „Wo es unvermeidbar ist, würde es weiterhin Befristungen geben“, meint Born. „Aber ohne das Damoklesschwert der Arbeitslosigkeit über den Köpfen der Vertretungslehrkräfte.“