An den Gemeinschaftsschulen wie hier in Horgenzell wird individuelles Lernen groß geschrieben. Foto: dpa

Das Kultusministerium hat die Ergebnisse der Mittleren Reife und zum Hauptschulabschluss vorgelegt. Teilweise haben die Gemeinschaftsschüler gegenüber anderen Schularten die Nase vorn.

Stuttgart - Gemeinschaftsschüler können durchaus mit Realschülern mithalten und gegenüber Hauptschülern stehen sie deutlich besser da. Das zeigen die Zahlen des Kultusministeriums zu den Abschlussprüfungen des vergangenen Schuljahrs, die unserer Zeitung vorliegen. Bei den Realschulabschlussprüfungen liegen demnach Schüler von Gemeinschaftsschulen in den Endnoten fast gleichauf mit klassischen Realschülern. Die Vollerhebung des Kultusministeriums ergibt für die Gemeinschaftsschüler in Deutsch im Schnitt die Note 3,0, in Mathematik 3,4 und in Englisch 2,9. Dem stehen die Noten der Realschüler gegenüber: Deutsch: 2,9, Mathematik: 3,1 und Englisch: 2,8. Das entspricht in etwa den Zahlen, die der Verein für Gemeinschaftsschulen kürzlich selbst erhoben hatte.

Etwas unter den Ergebnissen der Real- und Gemeinschaftsschüler liegen laut Ministerium die Abschlussnoten bei der Werkrealschulprüfung: Deutsch; 3,1, Mathematik 3,7 und Englisch 2,9.

Bessere Hauptschulabschlüsse

Bei den Hauptschulabschlussprüfungen stehen die Gemeinschaftschüler deutlich besser da, als ihre Kollegen von den Haupt-/Werkrealschulen. Gemeinschaftsschüler erzielten bei der Hauptschulabschlussprüfung in der zehnten Klasse in Deutsch im Schnitt die Endnote 3,1, im Mathematik die Note 3,4 und in Englisch eine 2,9. Dagegen lagen die Ergebnisse an den Haupt-/Werkrealschulen bei 3,8 in Deutsch und Mathematik und bei 3,4 in Englisch.

Geringe Durchfallquote

Auch die Durchfallquote ist an den Gemeinschaftsschulen deutlich geringer als an der Haupt/Werkrealschule. Bei der Prüfung zur Mittleren Reife fielen an Gemeinschaftsschulen 2,8 Prozent durch, an der Realschule 3,7 und an der Haupt-/Werkrealschule 14,4 Prozent.

Den Hauptschulabschluss haben im vergangenen Schuljahr 13 Prozent der Prüflinge an Haupt- und Werkrealschulen nicht geschafft, an Gemeinschaftsschulen waren es 5,8 Prozent.

60 Prozent mit Hauptschulempfehlung

„Die Ergebnisse der Gemeinschaftsschule zeigen: Der Weg des gemeinsamen Lernens führt zum Erfolg“ folgert Sandra Boser, die bildungspolitische Sprecherin der Grünen, aus den Zahlen des Kultusministeriums. Und das, obwohl viele Gemeinschaftsschulen mit schwächeren Schüler starten würden. Den Zahlen des Kultusministeriums zufolge hatte 59,7 Prozent der Gemeinschaftsschüler, die 2018 die Schule abgeschlossen haben, bei ihrem Eintritt in die fünfte Klasse im Jahr 2012 eine Empfehlung für die Hauptschule, 28,1 Prozent eine für die Realschule und 12,2 Prozent hätten ein Gymnasium besuchen können.

Bei den Realschulen hatte 23,3 Prozent der damaligen Fünftklässler eine Hauptschulempfehlung und 16,9 Prozent eine für das Gymnasium. 94,6 Prozent der Hauptschüler hatten auch eine entsprechende Empfehlung.

Lob für die individuelle Förderung

Die große Stärke der Gemeinschaftsschulen sei es, dass die Lehrer ihre Schüler individuell im Blick hätten. Das zeige sich an den niedrigen Durchfallquoten, stellt Boser fest. Die Schüler könnten entsprechend ihrer individuellen Leistungsfähigkeit im jeweiligen Fach auf unterschiedlichen Lernwegen arbeiten und so „ihre Fähigkeiten optimal entfalten“. Davon würden die Stärkeren ebenso profitieren wie die Schwächeren. Gemeinschaftsschulen würden „optimale Bedingungen für den Bildungsaufstieg bieten“, sagt die Grünen-Politikerin.

Ein Sprecher von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hatte bereits bei der Präsentation der Ergebnisse der mittleren Reife an den Gemeinschaftsschulen gelobt: „Die Gemeinschaftsschule hat mit ihrem pädagogischen Konzept ihren Platz in der Schullandschaft gefunden. Sie kann mit Selbstbewusstsein in die Zukunft blicken.“