Es ist ihr erstes Interview über den Sport im Land als Kultusministerin in Baden-Württemberg. Und Susanne Eisenmann (CDU) nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie kritisiert das Finanzgebaren der Vorgängerregierung dem Sport gegenüber.
Heute schon ein bisschen Sport getrieben, Frau Eisenmann?
(hebt die Augenbrauen) Nein, leider nicht. Unter der Woche lässt das meine Zeit kaum zu. Am Wochenende gehe ich aber regelmäßig joggen.
Wie zufrieden sind Sie denn mit dem Sportland Baden-Württemberg? Immerhin fließen jährlich rund 70 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt in Sportbünde und -vereine.
Um es vorweg zu sagen: Ich bin sehr zufrieden. Die Anforderungen an den Breiten- wie auch den Spitzensport sind ja vielfältig. Baden-Württemberg engagiert sich nicht ohne Grund traditionell sehr stark in der Sportförderung.
Im neuen Solidarpakt, den die Vorgängerregierung ausgehandelt hat, fließen ab 2017 sogar 87,5 Millionen Euro pro Jahr.
Es ist erfreulich, dass Sie das so positiv sehen.
Es gibt Verträge, die ihr Amtsvorgänger Andreas Stoch und der damalige Finanzminister Nils Schmid unterschrieben haben.
Ja, aber beim Amtsantritt stellte ich fest, der Solidarpakt war zwar beschlossen, aber der jährliche Zuwachs von circa 17 Millionen Euro nicht finanziert war.
Er war nicht in der mittelfristigen Finanzplanung vorgesehen?
Nein, unterschreiben ist das eine, das Papier auch finanzwirksam zu machen, das andere. Der Solidarpakt ist Teil dessen, was ich erst einmal in mein Gesamtinvestitionsprogramm einbringen musste.
Rein theoretisch hätten Sie ihn dann noch kippen können?
Korrekt, aber das war ja nie das Thema.
Die Sozialdemokraten ernteten das Lob aus dem Sport, versäumten es aber, das Geld auch bis 2021 im Haushalt mit einzukalkulieren?
Genau. Was nichts daran ändert: Ich bin sehr froh, dass der Sport eine so solide finanzielle Basis hat.
Die Vereins- und Ehrenamtskultur ist im Land ja auch besonders ausgeprägt.
Diesen Eindruck kann ich bestätigen. Wir versprechen uns vom Sport eine stark sozial bindende und integrative Kraft. Und deshalb tun wir auch mehr als andere Bundesländer für die Vereine und ihre Mitglieder.
Ist der Sport inzwischen der Reparaturbetrieb der Gesellschaft?
Es gibt sicherlich die Tendenz, dass Aufgaben aus dem familiären Umfeld in den Verein verlagert werden. Das gilt im Übrigen genauso für die Schule. In vielen Sonntagsreden heißt es ja, dass die Schule kein Reparaturbetrieb sein kann. Tatsache ist aber: in vielerlei Hinsicht ist sie das schon.
Und der Verein?
Für mich ist der Verein ein Schrittmacher, kein Reparaturbetrieb. Wir können auf ihm nicht abladen, was eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. Er leistet aber enorm viel, zum Beispiel beim Thema Integration. Da kommen alle Kulturen zusammen. Das ist Gold wert. Dabei müssen wir die Vereine unterstützen.