Der Parkplatz ist vielen als Anreiz zu wenig, mehr als 150 Schulleiterposten sind im Land frei. Foto: dpa

Die Kultusministerin will die Rektoren von Grund-, Haupt- und Werkrealschulen besser bezahlen, auch um offene Stellen besetzen zu können. Die Lehrerverbände begüßen das – und melden neue Wünsche an.

Stuttgart - Schulleiter haben alle Hände voll zu tun. Gerade an kleinen Schulen kommen zu den Verwaltungsaufgaben nicht selten Hausmeistertätigkeiten, vom Unterricht ganz zu schweigen. Die Gehaltszulagen sind überschaubar. Nicht umsonst sind 156 Schulleiterstellen in diesem Schuljahr noch unbesetzt. „Das Anforderungsprofil ist über die Jahre immer anspruchsvoller geworden“, bescheinigt Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) den Führungskräften an den Schulen. Dem will die Landesregierung jetzt Rechnung tragen. „Weil die Aufgaben des Schulleiters besonders anspruchsvoll und wichtig sind, soll er sie unter verbesserten Bedingungen ausüben können“, verspricht Eisenmann und hofft, so mehr Interessenten für die Posten zu gewinnen.

 

Ihr Konzept sieht eine bessere Besoldung für die Schulleitungen an Grund-, Haupt- und Werkrealschulen vor. An kleinen Grundschulen mit bis zu 80 Schülern bekommen Rektorinnen und Rektoren zurzeit eine Amtszulage von 175 Euro zur Gehaltsstufe A12.

Leitungsstellen an Grundschulen offen

„Ein Rektor einer kleinen Schule verdient kaum mehr als die Lehrerinnen und Lehrer seines Kollegiums. Deshalb haben wir bei den Grundschulen auch große Schwierigkeiten, Schulleiterposten zu besetzen“, sagt Eisenmann. Von den 156 freien Schulleiterstellen sind nach Auskunft der Regierungspräsidien 106 an Grundschulen. In Zukunft werden die Rektoren von Grundschulen mit mindestens 41 Schülern nach Gehaltsstufe A13 statt bisher A12 bezahlt. Die Leiter von Grund- und Hauptschulen, Hauptschulen und Werkrealschulen sollen in Zukunft wie die Schulleiter von Realschulen und Gemeinschaftsschulen eingestuft werden. Das reicht bei Schulen ab 361 Schülern bis zur Besoldungsgruppe A15. Der Unterschied im Grundgehalt zwischen A13 und A15 sind etwa 700 Euro. Auch wer übergangsweise kommissarisch ein Schule leitet, soll künftig, anders als bisher eine Zulage bekommen.

Zur Entlastung der Schulleitungen sollen weitere Konrektorenstellen geschaffen werden. Das betrifft alle Schularten außer Beruflichen Schulen und Gymnasien. Diese könnten von Schulverwaltungsassistenten profitieren. Das Kultusministerium kann sich „vorstellen, gemeinsam mit den Kommunen dieses Angebot großen Schulen mit mindestens 1000 Schülern oder mindestens 70 Lehrkräften zu machen.“

Gemeindetag skeptisch

Doch der Gemeindetag zeigt wenig Entgegenkommen. „Da es zu erheblichen Mehrkosten für die Schulträger führt, muss dieses Angebot vom Land angemessen mitfinanziert werden“, gibt sich der Gemeindetagspräsident Roger Kehle skeptisch. Überhaupt hätte er sich „mehr Mut und viel weitreichendere neue Ideen“ vom Ministerium gewünscht. Die Gehaltsverbesserungen seien zu gering, 1000 Euro mehr seien dem Spitzenjob eines Schulleiters angemessen, so Kehle. Überlegt werden sollte zudem Jobsharing in den Schulleiterpositionen und die Möglichkeit, die Schulleitung auf Zeit auszuüben, meint Kehle.

Kultusministerin Eisenmann will die Fortbildungs- und Beratungsangebote für künftige Schulleiter ausweiten. Dafür sind 590 000 Euro vorgesehen. Die Erhöhung der Besoldung würde 16,8 Millionen Euro ausmachen, die Ausweitung der Konrektorenstellen 4,8 Millionen. Das Geld soll nach den Vorstellungen des Kultusministeriums in den Doppelhaushalt 2020/21 eingestellt werden.

In Aussicht stellt Eisenmann den Rektoren auch mehr Zeit für die Schulleitung, also eine Verringerung ihrer wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung. Das würde einem Umfang von 336 Lehrerstellen entsprechen. Allerdings soll die Unterrichtsversorgung nicht darunter leiden. „Wir können dieses Vorhaben erst umsetzen, sobald sich die Lage auf dem Lehrerarbeitsmarkt und damit die Unterrichtsversorgung wieder normalisiert haben“, schränkt die Kultusministerin ein.

Lehrerverbände warnen vor Verschiebung auf „St. Nimmerleinstag“

Das bezeichnet Doro Moritz, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) als „völlig inakzeptabel“. Sie befürchtet: „Wenn nicht endlich mehr Studienplätze für Grundschullehrkräfte geschaffen werden, verschiebt sich die Verbesserung auf den St. Nimmerleinstag.“ Moritz erwartet, dass alle Vorschläge auch die zeitliche Entlastung der Schulleitungen im nächsten Landeshaushalt abgesichert werden.

Der Philologenverband stößt in das selbe Horn. Eine Verschiebung der Erhöhung der Leitungszeit lehnt der Landesvorsitzende Ralf Scholl ab mit dem Hinweis, an den Gymnasien gebe es keine größeren Probleme bei der Unterrichtsversorgung als in den vergangenen Jahren. Noch wichtiger ist ihm, mehr Stellen für Abteilungsleitungen einzurichten. „Eine Erhöhung auf mindestens fünf bis sechs Stellen pro Gymnasium ist unbedingt notwendig“, fordert Scholl.

Der Berufsschullehrerverband (BLV) zeigt sich von dem Konzept enttäuscht. Für Schulleitungen an beruflichen Schulen gibt das Konzept kaum etwas her“, bedauert BLV-Chef Herbert Huber.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) verlangt, dass auch Schulleitungen von ganz kleinen Grundschulen mit weniger als 41 Schülern besser bezahlt werden.

SPD: „Vorschläge kommen viel zu spät“

Die Grünen könnten sich vorstellen, dass für die Aufwertung der Schulleitungen noch weitere Faktoren wie zum Beispiel inklusive Schulentwicklung berücksichtigt werden könnten. Die oppositionelle SPD meint, „die Vorschläge kommen viel zu spät“. Ihr Bildungspolitiker Gerhard Kleinböck vermisst außerdem einen Schulversuch zum Aufbau multiprofessioneller Teams. Der FDP fehlen Details zu Schulverwaltungsassistenten, diese müssten zur Personalausstattung einer Schule hinzukommen. Timm Kern, der bildungspolitische Sprecher der Fraktion, verlangt außerdem mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die Schulleiter, beispielsweise bei der Personalauswahl und -entwicklung.