Künftig hat das Café im Merlin wieder geöffnet – und zwar außer montags jeden Tag. Foto: /Kathrin Haasis

Kuschelige Kissen wurden gekauft und die Decke himmelblau gestrichen: Das Café im Kulturzentrum Merlin wird nach jahrelanger Pause wieder aktiviert. Aber einen Kaffee müssen die Besucher dort nicht unbedingt trinken.

Seit dem Weggang des letzten Pächters war das Café im Kulturzentrum Merlin nicht mehr in Betrieb. Jetzt nimmt der Trägerverein die Sache selbst in die Hand: „Wir starten einen Riesentestballon“, sagt dessen Geschäftsführer Arne Hübner.

Herr Hübner, mehr als zehn Jahre lang gab es im Café vom Kulturzentrum Merlin keinen Kaffee mehr. Warum nehmen Sie den Betrieb ausgerechnet jetzt wieder auf?

Das war seit sehr, sehr langer Zeit unser Plan. Der Auslöser war eigentlich, dass der Verkehrsversuch Superblock jetzt gestartet und die Augustenstraße dadurch stark verkehrsberuhigt werden sollte. Das wurde nun verschoben, aber wir machen trotzdem am Samstag, 1. April, auf.

Was für ein Café soll es werden?

In erster Linie ist es gar nicht so gastronomisch, wie sich der Name Café anhört. Es soll ein offener Raum für alle werden, ein Raum zum Verweilen und Verschnaufen, zum Aufwärmen, Austauschen und Vernetzen. Das Café soll zum gesellschaftspolitischen, kulturellen Wohnzimmer des Stuttgarter Westens werden. Das Merlin versteht sich als kleines Stadtteilzentrum. Bei uns herrscht auch kein Konsumzwang.

Aber trotzdem ist es ein richtiges Café?

Ja, klar. Es wird die übliche Auswahl an Getränken geben, leckere Panninis und Kuchen, und von allem eine glutenfreie Variante. Wir sind sehr froh, dass wir mit Ralf Bauer, der schon in Locations wie Travelers Club, Schocken und White Noise tätig war, einen erfahrenen Gastro- und Kultur-Merlin-Mitarbeiter gefunden zu haben, der sich fortan um die Belange unseres Cafés kümmern wird. Und mit dem Duo Ufo haben wir zwei Industrie-Design-Studenten von der Kunstakademie mit der Umgestaltung unseres Café-Raums beauftragt. Er wird in einem neuen, gemütlich, luftigem Gewand daherkommen. Dafür haben wir viel Material aus unserem Bestand upgecycelt.

Wird nach so langer Schließzeit überhaupt jemand kommen?

Das Bedürfnis ist da. Bei unseren Teambesprechungen, die in dem Café stattfinden, schauten immer wieder Leute rein und fragten, ob sie einen Kaffee bekommen können. Wir mussten immer nein sagen. Viele Leute kamen auch vorbei, die Tickets für unsere Veranstaltungen kaufen wollten. Deshalb soll es einen Ticketverkauf im Café geben. Eigentlich ist die Lage vom Merlin an der Augustenstraße 72 zu perfekt und der Raum zu gut, um ihn nicht dauerhaft zu nutzen.

Warum stand er dann so lange leer?

Das Café wurde in der Zwischenzeit punktuell vermietet und für kleine Veranstaltungen schon genutzt. Bis 2012 war es verpachtet. Aber das Zusammenspiel mit dem Kulturbetrieb hat nie richtig gut funktioniert. Deshalb war es uns wichtig, das Café als Teil des Gesamtbetriebs zu betreiben. Es ist ein Riesentestballon, den wir starten. Wir lassen ihn einfach fliegen und schauen, in welche Richtung es geht. Wir sind allerdings zuversichtlich, dass es die richtige sein wird.

Ein Verein als Träger

Info
Das Café im Merlin hat von 1. April an dienstags bis samstags von 14 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 14 Uhr an geöffnet. Arne Hübner (37) ist seit dem Jahr 2021 Geschäftsführer im Kulturzentrum Merlin. Die Einrichtung besteht seit 40 Jahren, sie wird von einem Verein getragen, der aktuell 73 Mitglieder hat.