Nicht nur für Kinder: „Die Zauberflöte“ im Marionettentheater Foto: Tourismus Salzburg Foto:  

Nicht nur zur Sommerszeit: Auch außerhalb der Festspielzeit bietet Salzburg Kultur auf hohem Niveau. Und außerdem kommt man leichter an günstige Eintrittskarten sowie preiswerte Hotels.

Das war sein Weg zur Arbeit, hier entlang muss er gekommen sein: Diese breiten, weißen Stiegen ist er mit vermutlich schnellen Schritten hochgerannt. In den Jahren, in denen Mozart in Salzburg gelebt hat, ist er unzählige Male den Weg ins Dom-Quartier gelaufen. Denn hier residierten seine Arbeitgeber, die Fürsterzbischöfe. Schon 1769, also im Alter von 13 Jahren wurde Mozart zum Dritten Konzertmeister der Salzburger Hofkapelle berufen. Sabine Krohn, Kuratorin für Musik im Dom-Quartier, erklärt, dass die Musiker damals auf Zuruf komponieren mussten: „Die Dienstherren verlangten Gebrauchsmusik, hier wurde das Schnellschreiben in allen Gattungen trainiert.“

Krohn bleibt im imposanten Konferenzsaal der Alten Residenz stehen und erläutert, dass hier fast täglich musikalische Abendgesellschaften abgehalten wurden. „Für jedes Fest musste eine neue Musik geschrieben werden“, sagt Krohn und bringt es salopp auf den Punkt: „Hier hat der Bär gesteppt.“ Sabine Krohn möchte ein paar der Prunkräume gerne wiederbeleben: „Mit multimedialer Technologie, aber den alten Protagonisten. Wir wollen die Räume hörbar und digital erlebbar machen.“ In diesem Jahr feiert der Museumskomplex Dom-Quartier sein zehnjähriges Bestehen, und das hat man zum Anlass genommen, in die Zukunft zu schauen – und zu investieren. Das bedeutet konkret, dass man eine umfassende Digitalisierung plant. „Unsere neue Musik-App ‚Überall Musik‘ lädt man direkt von der Homepage herunter, demnächst werden Stelen aufgestellt, die mit QR-Codes versehen sind und die einen Tag im Leben Mozarts nachzeichnen.“ Dies geschieht in Kooperation mit der Stiftung Mozarteum. Und für die etwas fernere Zukunft kann sich Krohn vorstellen, die Räume mit Avataren zu beleben. „Dann laufen hier wieder Michael Haydn und Mozart herum und die Besucher sind mittendrin im weltlichen und geistigen Herz Salzburgs“, sagt Krohn und lacht.

Avatare und Marionetten

Nur wenige Gehminuten vom Dom-Quartier entfernt befindet sich das Salzburger Marionettentheater. Auch hier feiert man 2024 ein Jubiläum: seit 111 Jahren gibt es das Figurentheater, es ist damit älter als die „Salzburger Festspiele“. Hier herrscht nach wie vor noch das analoge Zeitalter, und das wird auch so bleiben. Anstatt Avatare gibt es hier kunstvoll angefertigte Marionetten, derzeit sind rund 600 davon im Repertoire. Heide Hölzl ist seit fast 65 Jahren dabei: „Das Puppenspiel ist gleichermaßen Handwerk wie Kunst. Es braucht Geschick, Empfindung und Geduld. Bis man wirklich in einer Hauptrolle drin ist, vergehen oft sechs bis acht Jahre“, erzählt die 81-Jährige. Sie ist ganz im charakteristischen Puppenspielerschwarz gekleidet, was ihre schlanke, jugendliche Erscheinung zusätzlich betont.

Salzburg ist zu jeder Jahreszeit schön. Foto: Tourismus Salzburg GmbH/G. Breitegger

An der Spielpraxis mit dem charakteristischen Spielkreuz, welche der Gründer des Salzburger Marionettentheaters entwickelt hat, hat sich bis heute nichts geändert. Sie gilt als die höchstentwickelte Form des Figurentheaters und hat sich über all die Jahrzehnte hinweg gehalten. Das fasziniert Besucher aus aller Welt nach wie vor. Den Spielplan entwickelt Geschäftsführerin Susanne Tiefenbacher dagegen ständig weiter. „Unser Repertoire umfasst nicht nur Mozart-Opern, sondern auch Märchen, Schauspiele, Musicals. Sogar Richard Wagner wird bei uns aufgeführt“, erzählt Tiefenbacher. Ende Oktober findet anlässlich des 111. Geburtstages das „Puppets!“-Festival statt. Fünf Compagnien aus Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland werden in Salzburg zu Gast sein und zeigen, wie modern und vielseitig Marionettentheater sein kann. Und wer bei den „Salzburger Festspielen“ im Sommer keine Karten für „Jedermann“ bekommen hat, der kann sich beim Festival die Fassung für Puppentheater anschauen.

Sneaker zum kleinen Schwarzen

Überhaupt ist in Salzburg auch außerhalb der renommierten Festspiele im Juli und August viel mehr geboten, als man gemeinhin vermutet. Obwohl schon lange etabliert, gelten die Pfingstfestspiele immer noch als Geheimtipp. Tatsächlich ist es kein Ding der Unmöglichkeit, selbst günstige Karten zu bekommen. Ein Stehplatz hat in diesem Frühjahr zehn Euro gekostet, einen Sitzplatz in der Felsenreitschule gab es ab 35 Euro.

Man könnte das viertägige Festival auch als Salzburg für Anfänger bezeichnen. Es ist nicht nur kürzer, es ist auch intimer und überschaubarer. Tagsüber überrollen keine Menschenmassen die Altstadt, abends reichen Sneaker zum kleinen Schwarzen. Nach der Oper und dem Konzert erhält man ohne eine wochenlang im Voraus getätigte Reservierung einen Platz im Restaurant. Die Hotelpreise sind im Unterschied zum Hochsommer günstiger und die Temperaturen angenehmer.

Schmucke Biedermaiervilla

Sehr gute klimatische Bedingungen trifft man auch in den neuen Räumlichkeiten des Salzburger Festspielarchivs an. Anfang dieses Jahres ist das Archiv, eines der umfangreichsten Theaterarchive Österreichs, in den neuen Standort in die Neuertorstraße gezogen. Die Leiterin des Archivs, Margarethe Lasinger, erzählt, dass im Zusammenhang mit dem Jubiläum 100 Jahre „Salzburger Festspiele“ im Jahr 2020 die Bestände des Archivs durchforstet wurden. „Dabei haben wir festgestellt, was für ein Schatz das Archiv ist, und es ist der Wunsch entstanden, das Archiv sichtbar und öffentlich zu machen“, sagt Lasinger. Es wurde ein neuer Standort gesucht, der in der Stadt verankert ist und groß genug ist für das umfangreiche, ständig wachsende Archiv.

Die Wahl fiel auf die schmucke Biedermaiervilla etwas außerhalb des Zentrums. Das Haus ist jeden Dienstag und Donnerstag für Besucher geöffnet. Der Ausstellungsbereich ist nicht riesig, aber überreich an kostbaren und raren Dokumenten zur Festspielgeschichte: Schriftstücke, Kostüme, Requisiten. „Im Moment digitalisieren wir alle Programmhefte“, erzählt Lasinger. Doch genauso wichtig sei die „auratische Vermittlung“: In einem Raum steht zum Beispiel die große hölzerne Tafel aus einer „Jedermann“-Inszenierung. Oder der Stuhl, auf dem Peter Simonischek als Jedermann saß. Oder die berühmte rote Robe der Sopranistin Anna Netrebko. Man kann hier ganz tief in die „Salzburger Festspiele“ eintauchen: ohne Eintritt und ohne Voranmeldung.

Salzburg

Anreise
Mit der Bahn von Stuttgart aus direkt oder über München nach Salzburg, www.bahn.de; www.oebb.at.

Übernachten
Fußläufig zum Bahnhof gelegen, aber dennoch ruhig ist das Imlauer Hotel Pitter. Die Zimmer sind großzügig, die Einrichtung ist modern. Das Frühstück wird im obersten Stockwerk serviert mit tollem Blick auf die Berge und die Festung Hohensalzburg. Am Abend kann man im Imlauer Sky Restaurant Salzburger Gastlichkeit und internationale Küche genießen. DZ/F ab 169 Euro, www.imlauer.com.Direkt an der Salzach gelegen ist das lässige Luxushotel Stein. Das Frühstück kann man auf der Dachterrasse mit grandioser Aussicht über die Altstadt einnehmen. DZ/F ab 163 Euro, www.hotelstein.at.

Essen und Trinken
Ausgezeichnete österreichische Küche wird im Restaurant Blaue Gans serviert. Reservierung dringend empfohlen, vor allem zur Festspielzeit, denn das Lokal liegt mitten im Festspielbezirk, www.blauegans.at.Deutlich preiswerter, aber nicht weniger authentisch isst man im Café Mozart in der berühmten Getreidegasse. Es gibt eine große Auswahl an Süßspeisen, aber auch eine kleine Mittagskarte, https://cafemozartsalzburg.at.

Aktivitäten
„Puppets!“ – so heißt das Festival des Salzburger Marionettentheaters. Es findet vom 24. bis zum 27. Oktober statt. Karten und Infos zum sonstigen Spielplan, https://marionetten.at/Das Salzburger Dom-Quartier feiert dieses Jahr sein 10-jähriges Bestehen, www.domquartier.at.Karten für die „Salzburger Pfingstfestspiele“ gibt es voraussichtlich ab November zu kaufen: www.salzburgerfestspiele.at/karteninformationFür die beiden Museen Mozarts Geburtshaus und Mozarts Wohnhaus kann man ein Kombiticket kaufen: https://mozarteum.at/mozart-museen

Allgemeine Informationenwww.salzburg.info; www.salzburgfestival.at; https://mozarteum.at/