Die Künstlerin Rik Beck hat sich mit ihrem „Fresco to go“ am Stöckachplatz postiert. Es ist eine von 24 Stationen des Kulturspaziergangs am Stöckach. Foto: Claudia Leihenseder

Die unterschiedlichsten Künstler aus dem Osten haben beim Kulturspaziergang am Stöckach am Samstag Einblicke in ihre Arbeit gewährt.

S-Ost - Den ersten Hinweis, dass irgendetwas an diesem Samstagnachmittag anders ist, gibt es am Stöckachplatz. Im Schatten eines Baumes hat die Künstlerin Rik Beck einen Tisch aufgebaut. Mit Pinsel und Farben entwirft sie Mini-Fresken. „Wo gibt es denn den Flyer für den Kulturspaziergang?“, fragen Passanten. Die Künstlerin verweist an den Infostand ums Eck Richtung Stöckach-Haltestelle.

Immer wieder kommen Grüppchen, Paare und Einzelpersonen vorbei und schauen zu, was Rik Beck so macht. „Fresco to go“ hat sie ihre Arbeiten genannt und erklärt den Besuchern, wie ein Fresko entsteht: „Beim Trocknen entzieht ein frisches Fresko der Luft CO2.“ Das kann man am Stöckach mit der schmutzigen Luft ganz gut gebrauchen. Rik Beck schickt die Passanten weiter, in ihr eigenes Atelier an der Stöckachstraße, wo ihr Mann Wolfgang Theilacker-Beck weitere Fragen beantwortet und größere Fresken zeigt.

Ein kulturelles Angebot

Auf der Straße ist am Nachmittag erst einmal nicht viel los. Nur der Flyer und gelbe und grüne Stöcke geben einen Hinweis auf den Kulturspaziergang mit seinen 24 Stationen. Neben Becks Atelier hat auch die Moschee des Türkischen Kulturvereins geöffnet. Der Beetraum präsentiert sich mit einem neuen Teppich in blau, die kunstvollen Fliesen sind vor etwa 20 Jahren extra in der Türkei angefertigt und nach Stuttgart gebracht worden. „Schauen Sie, das Tulpenmuster hört nicht auf“, sagt Eser Yilmaz, ein Gemeindemitglied, der an diesem Tag die Besucher herumführt. Die ewigen Muster seien ein Zeichen für die Ewigkeit, erklärt er.

Weiter geht es die Stöckachstraße entlang stadtauswärts. Im Hof des Wortkinos singt sich gerade die A-Cappella-Gruppe Chor Vokal Total ein. Und auch an Zora’s Bücherecke weist ein farbiger Stock darauf hin, dass es an dort an diesem Nachmittag ein kulturelles Angebot gibt. Drinnen warten schon eine Hand voll Leute, die mit Krimiautorin Christine Lehmann einen Spaziergang machen wollen – auf den Spuren der Detektivin Lisa Nerz.

Einblicke in sein altes Handwerk

Es geht wieder zurück zum Stöckachplatz und zur Staatsanwaltschaft an der Neckarstraße. In den Büchern wohnt Lisa Nerz genau gegenüber. „Ich habe nicht genau definiert, welches Haus es ist“, sagt Lehmann, sie bevorzuge allerdings das Haus mit den gelblichen Ziegeln. „Beim Biomarkt?“, fragt eine Spaziergängerin. „Ja, genau“, meint Christine Lehmann und liest ein paar Passagen aus ihren Büchern vor.

An der Neckarstraße stadteinwärts beteiligt sich auch Meister Jaekel an der Kunstaktion. Der Schuhmacher gewährt Einblicke in sein altes Handwerk, viele Menschen sind aber nicht in seinem Laden anzutreffen. Mehr Publikum zieht die Künstlerin Mina Gampel an der Werastraße an. Immer wieder treten Neugierige in ihre Wohnung im zweiten Stock und schauen sich um. Mehr als 50 Werke hängen an den Wänden. „Ich male impressionistisch, expressionistisch und altmeisterlich“, sagt die Künstlerin, die unter anderem an der Kunstakademie Esslingen unterrichtet. Die 72-Jährige schreibt gerade an einem Buch über ihr Leben: „Ich hoffe, Ende des Jahres fertig zu sein“, sagt Gampel. Die Besucher danken und ziehen weiter.