Klaus-Peter Graßnick setzt sich für den Bunker ein. Foto:  

Der Bezirksbeirat begrüßt eine Instandsetzung des „Lazarett-Traktes“ in der Anlage unter dem Diakonissenplatz. Der Verein Kultdiak Stuttgart möchte dort dann Proberäume schaffen und den geschichtsträchtigen Ort für die Menschen aus dem Stadtteil öffnen.

Stuttgart - Die Bunkeranlage unter dem Diakonissenplatzim Stuttgarter Westen ist bisher größtenteils ungenutzt – zum Bedauern vieler Stuttgarter. Bei der Langen Nacht der Museen in diesem Frühjahr haben mehr als 1000 Menschen die Gelegenheit genutzt, die Anlage zu besichtigen. Längst gibt es auch einen Verein, der den geschichtsträchtigen Ort für die Menschen zugänglich machen möchte, der Kultdiak Stuttgart. Dieser reichte auch beim Bürgerhaushalt 2019 den Vorschlag „Bunker zu neuem Leben erwecken“ ein und landete damit am Ende auf Rang 15.

 

„Unser Konzept konzentriert sich auf den Lazarett-Trakt, da es dort zwei beieinander liegende Eingänge gibt und die Raumaufteilung für Veranstaltungen mit Publikum geeignet ist“, heißt es auf der Website des Vereins.

Verein setzt sich für eine öffentliche Nutzung des Bunkers ein

Der Vereinsvorsitzende Klaus-Peter Graßnick hat mit einem Architekten bereits eine Kostenschätzung für die Sanierung dieses Teils erstellt. Die Kosten belaufen sich auf rund 105 000 Euro.

Der Bezirksbeirat West unterstützt die Idee, diesen Trakt wieder Instand zu setzen und für eine kulturelle Nutzung zu öffnen. In der letzten Sitzung stimmten die Lokalpolitiker mehrheitlich einem Absichtsbeschluss zu, nachdem das Gremium sich mit Mitteln in Höhe von 70 000 Euro aus dem Bezirksbudgets an der Sanierung beteiligt. Die übrigen 35 000 Euro würde der Verein aufbringen.

Der Verein Kulturdiak Stuttgart könnte sich vorstellen, in den unterirdischen Anlagen Proberäume für Stuttgarter Bands und einzelne Musiker zu schaffen sowie vielleicht Ateliers für Künstler. Auch zwei Ausstellungsräume sind geplant. „Und die umliegenden Schulen könnten den Bunker für Projekte oder Aufführungen nutzen“, schreibt der Verein in seinem Vorschlag für den Bürgerhaushalt. Das gelte natürlich auch für Vereine und Initiativen. „Unser Ziel ist es, ein urbanes, gemeinnütziges und sich selbst finanzierendes Kulturzentrum im Westen zu schaffen.“

Bezirksbeirat West will die Sanierung mit Mitteln aus dem Bezirksbudget zu unterstützen

Deshalb habe man sich entschieden, dieses „einmalige Projekt“ maßgeblich finanziell zu unterstützen, heißt es wiederum in dem interfraktionellen Antrag des Bezirksbeirats West. „Aus unserer Sicht stellt die Umgestaltung des Bunkers unter dem Diakonissenplatz zum neuen Kulturtreffpunkt im Westen das aktuell größte Kulturprojekt des Stadtbezirks dar.“

Nun müsse das Liegenschaftsamt und der Verein in Absprache mit dem Baurechtsamt die Nutzungsänderung des „Lazarett-Traktes“ durchführen, so der Vorschlag. Notwendig seien dafür entsprechende Brandschutzmaßnahmen, die Verbreiterung der Türen für bessere Fluchtwege, die Sanierung der Toilettenanlagen sowie der Böden und Wände. Bisher fehlt allerdings noch die Genehmigung der zuständigen Behörden. „Dieses Jahr wird da wahrscheinlich nicht mehr gebaut“, mutmaßt der Bezirksvorsteher Reinhard Möhrle (Grüne). Er hält die Finanzierung aus dem Bezirksbudget für falsch, denn wenn die Kosten für die Sanierung steigen würden, könnte das Projekt unter Umständen nicht gestemmt werden. Auch sei manches nicht „unproblematisch“, so gelte das Baurecht für fünf Jahre. „Es ist unklar, ob eine dauerhafte Nutzung überhaupt möglich ist.“ Dennoch wolle der Bezirksbeirat dabei unterstützen, das Projekt zügig umzusetzen, ergänzte Möhrle in der Sitzung.

Die CDU-Fraktion unterstützt die Pläne des Vereins Kultdiak Stuttgart

Jochen Hammer CDU) teilt die vereinzelten Bedenken des Bezirksvorstehers nicht: „Die Kostenschätzung ist von Fachfirmen erstellt worden, wir halten das Projekt dauerhaft für plausibel.“ Auch sein Parteikollege Roland Stricker sieht einen „erheblichen Mehrwert für den Stadtbezirk“ in der Sanierung des Bunkers – selbst wenn dieser eventuell dann nur fünf Jahre bestehen könnte.

Die Grünen stimmten grundsätzlich dem Absichtsbeschluss auch zu, sagte Bernhard Mellert. „Weil in Stuttgart Proberäume fehlen und der Kulturbunker Abhilfe schaffen würde.“ Allerdings würde man sich wünschen, das Projekt könnte dauerhaft bestehen und die Bürger sollten in die Gestaltung unbedingt einbezogen werden. Denn: „Wir unterstützen zwar eine Nutzung für Probenräume und Ausstellungen, eine ‚Partymeile’ möchten wir dort aber nicht“, betont Mellert.

Seit dem Ende des Kalten Krieges, schreibt der Verein im Internet, habe es lediglich vereinzelt Führungen und Veranstaltungen im Bunker gegeben, es sei nie ein nachhaltiges Konzept zustande gekommen. Seit 1953 befindet sich auf dem Diakonissenplatz die Jugendverkehrsschule. Die wird bald an den Westbahnhof verlegt, der Diakonissenplatz soll ein Park werden. „Dadurch ergibt sich endlich die Möglichkeit, den Bunker einer kulturell sinnvollen Nutzung zuzuführen“, so der Verein.