Die Feuerbacher Kulturnacht brachte wieder die Besucher auf die Straßen und zu den verschiedenen Veranstaltungsorten. Foto: Müller-Baji

Musik, Tanz, Kunst und einige Kleinode: Am vergangenen Samstag haben die Organisatoren bei der 13. Auflage der Feuerbacher Kulturnacht mit vielen neuen Einblicken überrascht.

Feuerbach - Bunt wirbelnd, märchenhaft verträumt und doch mit Tiefgang: Das alles war die Feuerbacher Kulturnacht am Samstag. Sie überraschte auch bei ihrem 13. Durchgang wieder – vielleicht sogar noch mehr, als in den Jahren davor. Mit der Märchenerzählerin Ute Geffers-Kleinbach beginnt die Kulturnacht bereits nachmittags im Café Kitz 7 – nicht mit „es war einmal“, sondern mit einem mysteriösen Koffer vom Großvater und dem asiatischen Märchen, die er bewahrt. Etwa von dem japanischen Glöckchen, das die ganze Welt zum Tanzen einlädt: „Aber wollen wir das?“ fragt die Erzählerin. „Aber ja!“ ruft das Publikum. Und so überrascht diese Kulturnacht eben auch mit viel Tanz: Im Freien Musikzentrum erst mit HipHop von den Jüngeren, dann mit Flamenco von den Älteren. Später auch mit einer langen Tango-Nacht im Bezirksrathaus, wo zwar nicht getanzt, aber dafür sehr temperamentvoll rezitiert und musiziert wird.

Doch zuvor machen sich die stellvertretende Bezirksvorsteherin Susanne Ramp und Grünen-Bezirksbeirat Christian Musse daran, nahe des Hirschbrunnens einen Bücherschrank zu enthüllen. Unterstützt werden sie dabei von Schauspielerin Astrid Fünderich, bekannt aus der Reihe SOKO Stuttgart. Wohl befüllt ist der Schrank auch schon, so dass Leseratten die laue Nacht bereits zum Schmökern nutzten. Ab sofort können die Bürger hier ihre ausgelesenen Bücher unter die Leute bringen und selbst Nachschub finden.

Verdi-Requiem in St. Josef

Doch nun führt der Weg hinüber zu St. Josef, wo man diesen Abend für die erste von zwei Aufführungen des Verdi-Requiems gewählt hat. Ein mutiger Schritt, weicht der Programmpunkt doch deutlich von der Kulturnacht ab. Doch die Kirche ist voll und die Chöre von St. Josef und St. Laurentius sowie Mitglieder des Staatsorchesters und Vocal-Solisten erschaffen gemeinsam ein ganz großes Werk, so intensiv, dass die Luft zu vibrieren scheint.

Man muss danach einige Schritte gehen, um wieder in den Alltag zurückzukehren. Da kommt eine interessante Kooperation gerade recht: Der Musikverein Stadtorchester Feuerbach bietet in der Festhalle Filmmusik samt Lichtshow dar, im Foyer bewirtet die evangelisch-methodistische Kirchengemeinde, deren Friedenskirche derzeit auf ihren Abriss und Neubau harrt. Und weil Völkerverständigung auch durch den Magen geht, gibt es nun einen „syrischen Teller“: Das Graupengericht trägt einen Hauch Weihnacht in sich, der Teigfladen ist so süß wie scharf. Der Gaumen fremdelt nur kurz, dann möchte man gerne mehr wissen und mehr essen.

Live-Zeichenaktionen im Neuen Gymnasium Leibniz

Neugier ist immer eine gute Voraussetzung für die Kulturnacht, und nun geht es hinüber zur Schwerpunktgalerie des neu fusionierten Neuen Gymnasiums Leibniz. Dort hat die Ausstellung „Tell-a-tale II“ eröffnet, nun soll es Live-Zeichenaktionen der Künstler geben. Olga Dugina ist international bekannt für ihre Märchenillustrationen und beantwortet bereitwillig die Fragen der Gäste, die auch Fans sind. „Ich sammle ihre Bücher!“, sagt eine Besucherin und staunt, als Olga Dugina erzählt, dass die so feinteiligen Illustrationen in Originalgröße gezeigt werden und überdies allein mit extrafeinen Pinseln und Farbe entstanden sind. „Aber da waren meine Augen noch besser. Heute muss ich das so machen“, sagt die Illustratorin und setzt ihre beiden Brillen übereinander auf. Zum Schluss führt der Weg zum Satyagraha in die Scharfenschlossstraße: Hier gehen Margarete E. Klotz und Pianistin Moira Muschalla an die Nachtschicht: „Die Tiergebete“ von Frieder Meschwitz verraten, warum der Schmetterling flattert: Er hat einfach vergessen, wo er hin wollte. Viel zu schnell ist auch die 13. Kulturnacht verflattert, und war dabei nichts für Abergläubige, sondern für alle, die das ganz Besondere suchten.