Wie geht es weiter mit der B14? Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Ebenerdiger Fußgängerweg oder Steg? Im Streit um den richtigen Weg über die B 14 schaltet sich die Grünen-Politikerin Veronika Kienzle ein und bietet sich als Vermittlerin zwischen Stadt und Land an.

Stuttgart - Die Vorsteherin des Stuttgarter Stadtbezirks Mitte, Veronika Kienzle, plädiert für einen „interimsweisen Verkehrsversuch“, um die Kulturmeile entlang der B 14 zu entlasten. „Wir dürfen bei allen notwendigen Diskussionen über Tunnel- oder Steglösungen das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlieren“, mahnt die Grünen-Politikerin gegenüber unserer Zeitung, „und das heißt: den Verkehr um mindestens zwanzig Prozent zu reduzieren – oder als Zielvorgabe vielleicht sogar um dreißig Prozent, um dann die zwanzig Prozent, die wir brauchen, auch wirklich zu erreichen.“

In einem ersten Schritt hält sie den Bau eines ebenerdigen, mit provisorischen Ampeln ausgestatteten Überwegs auf Höhe der Oper für sinnvoll. „Damit könnten wir beispielsweise über einen Zeitraum von drei Monaten testen, ob es deswegen die von manchen befürchteten Staus bis nach Fellbach gibt – oder womöglich auch gar nichts passiert“, sagt Kienzle. Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) solle sich „einen Ruck geben und das Ding jetzt planen“. In diesen Prozess könnten die sehr aktiven Bürgergruppierungen aus dem Kernerviertel sowie Vereine und Institutionen wie Aufbruch Stuttgart oder das Reallabor eingebunden werden. Die Entscheidung obliege aber selbstverständlich dem Gemeinderat.

Werner Sobeks „goldenes Band“ über die B 14 ist umstritten

Die Bezirksvorsteherin reagiert mit ihrem Vorstoß auf den Streit zwischen der Landeshauptstadt und der Landesregierung, wie eine Querung für Fußgänger über die viel befahrene Konrad-Adenauer-Straße geschaffen werden kann. In einem viel beachteten, in unserer Zeitung erstmals publizierten Vorschlag hatte das Staatsministerium im Dezember den Bau eines „goldenen Bandes“ zwischen der Oper auf der einen und dem Haus der Geschichte und der Staatsgalerie auf der anderen Straßenseite zur Diskussion gestellt. Die Vision des Architekten und Bauingenieurs Werner Sobek ist bei zahlreichen Kollegen, Bürgerinitiativen und Kommunalpolitikern allerdings auf Ablehnung gestoßen. Sie werfen ihm vor, mit seinem futuristischen Steg eine Stadtplanung von vorgestern zu betreiben, wo „wir erst vor wenigen Jahren mit maßgeblicher Unterstützung von Herrn Sobek einen Steg an fast gleicher Stelle abgerissen haben“, wie Thomas Herrmann von der Architektenkammer feststellte. „Wir bewerten diesen Entwurf absolut positiv“, sagte dagegen Albrecht Hauff, Vorstandsmitglied des Vereins Freunde der Staatsgalerie. Sobeks Plan sei „faszinierend, weil er die Brücke selbst als Kunstwerk begreift“. Auch Ministerpräsident Kretschmann plädiert für den Sobek-Plan, Oberbürgermeister Kuhn bevorzugt dagegen einen ebenerdigen Übergang.

Veronika Kienzle kennt beide Seiten: die des Landes und die der Stadt

Veronika Kienzle ist bereit, zwischen den Kombattanten zu vermitteln. „Ich glaube, dass beide Seiten gar nicht so weit voneinander entfernt sind“, sagt die Politikerin, die beide Perspektiven kennt: als ehrenamtliche Bezirksvorsteherin von Mitte vertritt sie die konkreten Interessen der Bürger vor Ort, als hauptamtliche Mitarbeiterin von Staatsrätin Gisela Erler im Staatsministerium kennt sie die Perspektive des Landes.

„Was uns eint“, sagt Kienzle, „ist die Erkenntnis, dass wir nicht mehr länger reden, sondern handeln sollten.“ Ob der von ihr favorisierte ebenerdige Fußgängerüberweg als Versuch auf Zeit noch in diesem Jahr realisiert werden könne, wisse sie nicht. Wenn sich bei näherer Prüfung aber doch herausstellen sollte, dass ein provisorischer Steg – „meinetwegen aus Bambus wie in China zur Verbindung von Hochhäusern angewandt “ – die schneller umsetzbare Lösung sei, verschließe sie sich auch einer solchen Variante nicht. Entscheidend sei allerdings, dass eine Ad-hoc-Maßnahme nur vorübergehenden Charakter haben dürfe, so Kienzle: „Wir brauchen schnell eine Abkürzung für die Leute. Diese darf aber nicht zu einer Abkürzung der Debatte führen, wie wir den Verkehr in der Stadt verringern.“