Beim Arbeitskreis Kultur in der Burg kann jeder mitmachen, der Lust und Zeit hat. Foto: factum/Bach

Den Arbeitskreis Kultur in der Burg in Holzgerlingen gibt es seit 25 Jahren. Die Ehrenamtlichen stellen ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine – der Bürgermeister lässt ihnen dabei freie Hand.

Holzgerlingen - Das Jubiläumsprogramm steht. Mit Kabarett und Konzerten in der Holzgerlinger Burg Kalteneck feiert der Arbeitskreis Kultur in der Burg sein 25-jähriges Bestehen. Natürlich probiert er wieder etwas Neues aus – mit George Gershwins neu erzähltem Musical „Porgy and Bess“ am 23. Januar.

Ein gutes Dutzend Frauen und Männer engagieren sich im Arbeitskreis Kultur. Jeder und jede von ihnen steht für einen anderen (Kunst-)Geschmack, was sich in einem abwechslungsreichen Programm mit Ausstellungen, Kabarettabenden und Konzerten in dem jahrhundertealtem Gemäuer niederschlägt. Rund 250 Veranstaltungen waren es in den vergangenen 25 Jahren. „Das Programm bestimmen wir selbst“, sagt Brigitte Engemann, eine der Kulturmacher der ersten Stunde. Das will die Stadt Holzgerlingen so.

Die Kommune hatte das Wasserschloss 1987 gekauft, renoviert, zu einem Bürgertreff und Kulturzentrum umgebaut und im Oktober 1991 eröffnet. Die Programmgestaltung legte sie in die Hände des Kulturkreises, der sich am 22. Januar 1991 gegründet hatte. Die Stadt trägt auch das Defizit, sollte die Kalkulation der Kulturmacher einmal nicht aufgehen.

Programmtest in der Burg

Um Kontakte zu Künstlern zu knüpfen, fuhren Heinz Lüdemann und andere Kulturkreis-Mitglieder in der Anfangszeit zu der Internationalen Kulturbörse nach Freiburg. Oder aber sie besuchten Veranstaltungen und „sprachen die Künstler an Ort und Stelle an“, erzählt Ursel Täuber. Längst aber hat sich der Kulturkreis einen Namen gemacht. „Wir müssen uns weniger bemühen“, sagt Brigitte Engemann.

Die Künstler wüssten „das fantastische Ambiente“ in Holzgerlingen zu schätzen. Damit meint Heinz Lüdemann nicht nur die Burg Kalteneck an sich, sondern auch die familiäre Atmosphäre des Kulturkreises. Die Künstler würden empfangen, mit Kaffee und Kuchen umsorgt, da fühlten sie sich rasch wie in einer Familie, betont Lüdemann. Der Lohn dafür sei, dass Kulturschaffende, die sich der Kulturkreis gar nicht leisten könne, in Holzgerlingen aufträten. So probierte der Kabarettist Florian Schröder im September 2014 sein neues Programm in der Burg Kalteneck aus. Die Kabarettistin Sarah Hakenberg wiederum sei im vergangenen März begeistert von der Nähe zum Publikum gewesen. Eine Lichttechnik, die nicht optimal funktioniere, sei dann zweitrangig, sagt Heinz Lüdemann.

Dass sich die Ehrenamtlichen über Jahre, wenn nicht Jahrzehnte in dem Kulturkreis engagieren, hat sicherlich auch etwas mit einer ehernen Regel der Gruppe zu tun: „Niederlagen und Siege tragen wir gemeinsam. Es wird niemand allein gelassen“, betont Heinz Lüdemann. Programmvorschläge werden umgesetzt, wenn die Kulturkreis-Mitglieder mehrheitlich zugestimmt haben.

Arbeit trotz technischen Fortschritts

Mit Arbeit ist das Engagement verbunden – trotz des technischen Fortschritts, der die Gestaltung der Plakate vereinfacht, und trotz der kostenlosen Werbung über die städtische App. Dennoch müssen Plakate verteilt, Aufsichten bei Ausstellungen übernommen werden. Sie könne sich so in die Gesellschaft einbringen, sagt beispielsweise Brigitte Krist-Priem über ihr Engagement. „Frauen haben heute oftmals einen Beruf und Kinder und kaum Zeit fürs Ehrenamt“, beobachtet Brigitte Engemann. „Das war vor 25 Jahren anders.“ Noch etwas hat sich verändert: In den Anfangszeiten des Holzgerlinger Kulturkreises konkurrierte er mit den Kulturangeboten im Alten Amtsgericht in Böblingen und der Villa Schwalbenhof in Gärtringen. Inzwischen gebe es, so Brigitte Engemann, Kulturkreise in Hildrizhausen, Altdorf, Weil im Schönbuch und Schönaich.

Die Kulturmacher aber machen weiter – und probieren Neues aus. Dabei kommt ihnen die Umgestaltung des Burggartens zupass, für die sie Vorschläge gemacht haben. Jetzt träumen sie von Aufführungen und Lesungen unter freiem Himmel.