Die italienische Flagge wird nicht eingerollt - das italienische Kulturinstitut bleibt geöffnet. Foto: Piechowski

Italien schließt sein Kulturinstitut in der Landeshauptstadt nun doch nicht. Ende vergangenen Jahres war ein Aus für die Institution auf Grund der geplanten Sparmaßnahmen noch mehr als wahrscheinlich.

Italien schließt sein Kulturinstitut in der Landeshauptstadt nun doch nicht. Ende vergangenen Jahres war ein Aus für die Institution auf Grund der geplanten Sparmaßnahmen noch mehr als wahrscheinlich.

Stuttgart - Vier Monate haben die Direktorin des Italienischen Kulturinstituts in der Lenzhalde, Adriana Cuffaro, und ihre vier Mitarbeiter um das Institut und ihre Jobs gebangt. Jetzt fiel die Entscheidung. „Wir können weiter machen“, freut sich Cuffaro. Gefallen sind die Würfel Mitte dieser Woche in Rom. „Die neue italienische Außenministerin Federica Mogherini hat den Beschluss bei einer Anhörung über die Politik in Deutschland bekannt gegeben“, sagt Cuffaro.Die Direktorin und ihr Team haben alles im Livestream, also in Wort und Bild, zeitgleich im Internet verfolgt. Den Stein, der allen vom Herzen fiel, habe man plumpsen hören.

Das Zittern um das Italienische Kulturinstitut und die Arbeitsplätze begann Ende Herbst vergangenes Jahr. Damals machten erste Gerüchte über eine Schließung die Runde. Das wegen geplanter Sparmaßnahmen weltweit Institute geschlossen werden, stand fest. Dass Stuttgart dabei ist, galt als wahrscheinlich. Denn mit sieben Instituten ist die Bundesrepublik das Land mit den meisten italienischen Kulturinstituten.

Die Einsparungen hätten in Stuttgart bei rund 500 000 Euro gelegen: 400 000 Euro kosten Italien die Mitarbeiter. Dazu kommen rund 100 000 Euro für Veranstaltungen. Während beim Start des Instituts vor 50 Jahren Ziel war, italienischen Gastarbeitern bei der Integration zu helfen, werden heute für rund 800 Teilnehmer pro Jahr Italienischkurse angeboten. Außerdem gibt es Veranstaltungen, um die italienische Kultur in Stuttgart zu verankern.

Nachdem Anfang Dezember die Zukunft des Instituts auf der Tagesordnung des italienischen Außenministerium stand, lief durch Stuttgart eine Welle der Sympathie für das Institut, die Hunderte Protestbriefe nach Rom spülte. Auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne) drückte in einem Schreiben an die damalige Außenministerin sein „Entsetzen“ über das Vorhaben aus. Sein Parteifreund, Baden-Württembergs Ministerpräsiden Winfried Kretschmann, machte sich ebenfalls für einen Erhalt stark. Außerdem gingen beim italienischen Außenministerium rund 3000 Unterschriften von Bürgern gegen eine Schließung ein.

Entsprechend erleichtert reagierte Kuhn, als er von unserer Zeitung erfuhr, dass die Pläne vom Tisch sind. „Das ist eine gute Nachricht für ganz Stuttgart. Ich bin darüber hocherfreut“, sagte er spontan und wies auf die wertvolle Arbeit des Instituts hin.

Was letztendlich die Rettung war, kann auch Cuffaro nicht mit Bestimmtheit sagen. „Vermutlich war es eine Mischung aus dem Engagement der Politiker und Bürger. Und vermutlich hat auch die Erkenntnis mitgespielt, dass in Baden-Württemberg mit rund 160 000 Italienern, von denen etwa 40 000 in der Region Stuttgart leben, die größte italienische Gemeinde in Europa außerhalb Italiens lebt“, sagt Cuffaro. Sie vermutet auch, dass das Institut in Rom nach 50 Jahren als historische Einrichtung gewürdigt werde.

Dass Budget wurde bislang nicht angetastet. Für das Stuttgarter Team im Institut bedeutet das, dass wie gewohnt weiter gearbeitet werden kann. Allerdings wieder mit sehr viel Enthusiasmus. Die Gefahr, dass am 31. August die Lichter in der Lenzhalde ausgehen könnten, habe doch alle sehr bedrückt. Das Programm hat laut Cuffaro nicht unter der Belastung gelitten: Außer Sprachkursen gibt es Veranstaltungen über Land und Leute in Italien Auf Rilkes Spuren geht es zum Beispiel vom 13. bis 17. April nach Capri.

Keine Zukunft gibt es in Deutschland für die Standorte des Instituts in Frankfurt und Wolfsburg. Berlin, Hamburg Köln und München bleiben bestehen.