Gewinner: die Stuttgarter Tanzkompanie Gauthier Dance Foto: Jörg Becker

Interkulturelle Projekte, Kultur jenseits der Ballungszentren, zeitgenössische Musik, Filmausbildung und -produktion sind im nächsten Kulturhaushalt des Landes die größten Gewinner. Das hat Kulturstaatsminister Jürgen Walter (Grüne) am Dienstag verkündet.

Interkulturelle Projekte, Kultur jenseits der Ballungszentren, zeitgenössische Musik, Filmausbildung und -produktion sind im nächsten Kulturhaushalt des Landes die größten Gewinner. Das hat Kulturstaatsminister Jürgen Walter (Grüne) am Dienstag verkündet.

Stuttgart - Normalerweise finden Verlautbarungen wie diese bei Pressekonferenzen in offiziellen Räumen statt. Ungeachtet dieser Spielregel im Dialog zwischen Politik und Medien machte Baden-Württembergs Kulturstaatssekretär Jürgen Walter am Dienstag spontan aus einem Hintergrundgespräch in einer Weinhandlung einen Vordergrund, indem er geladenen Journalisten dort die Zahlen des Kulturetats im Doppelhaushalt 2015/16 bekannt gab. Zum Glück zeugen die gerade vom Kabinett bewilligten Summen nicht von ähnlicher handwerklicher Ungelenkigkeit, sondern zeigen eine Linie auf.

Sichtbar wir d außerdem das Bemühen um das, was im Politik-Jargon „Verstetigung der mittelfristigen Finanzplanung“ heißt. Übersetzt: Die geförderten Institutionen können auf längere Sicht mit festen Mitteln rechnen und entsprechend planen. Man wolle, so Walter, nicht mit kurzfristiger Förderung nur „Strohfeuer“ entfachen – und mit der Budgeterhöhung um je 30 Millionen Euro in den Jahren 2015 und 2016 außerdem einen Teil der zehnprozentigen pauschalen Kürzungen von 2004 ausgleichen. Zum Vergleich: 2012 wurde der Kulturetat um nur 7,5 Millionen Euro erhöht.

Schwerpunkte der Förderung

Der Glanz der neu bewilligten jährlich 30 Kultur-Millionen schwindet allerdings rasch, wenn man bedenkt, dass 18 Millionen Euro davon allein zur Abdeckung der Tarifsteigerungen bei Theatern und Orchestern benötigt werden. Bleiben 12 Millionen. Mit denen fördert das Land diese Schwerpunkte: kulturelle Bildung und Interkultur (1 Million), Kulturförderung jenseits der Ballungszentren (1,4 Millionen), „Stärkung des Musiklands Baden-Württemberg“ (Neue Musik, Jazz, „Leuchtturm-Ensembles“ – 1 Million), die Stärkung der kulturellen Vielfalt (1,3 Millionen) sowie der Film- und Medienstandort Baden-Württemberg (5,4 Millionen). Weil das Land „anerkennt, dass die Stadt Mannheim Probleme hat das zweitgrößte Theater des Landes zu unterhalten“, erhöht es außerdem seinen Zuschuss für das Nationaltheater um 2 Millionen auf 16 Millionen Euro jährlich.
 
Den größte Förderungszuwachs bekommt die Filmakademie Ludwigsburg: Im kommenden Jahr erhält das Institut einmalig 1,7 Millionen Euro für die Anschaffung einer neuen Geräte-Kühlanlage, außerdem wird ab 2015 der Landeszuschuss dauerhaft um 2,5 Millionen Euro erhöht. Die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg erhält statt bisher 5 Millionen künftig 6,1 Millionen Euro; vor allem die Bereiche Animation und Visual Effects sollen in Baden-Württemberg gestärkt werden. „Wir wollen nicht nur Talente ausbilden“, so Walter, „sondern sie auch hier im Land halten.“
 
Für seine innovativen Ideen bei der Präsentation von klassischer Musik werden die Zuwendungen an das Esslinger Podium Festival von 15 000 auf 50 000 Euro heraufgesetzt. Im Bereich der kulturellen Teilhabe darf sich unter anderen das Junge Ensemble Stuttgart (JES) über 120 000 Euro mehr freuen. Festivals auf dem Land wie etwa die Opernfestspiele Heidenheim und Rossini in Wildbad bekommen mehr. Die Förderung des Stuttgarter Theaterhauses wird um 250 000 Euro auf dann 810 000 Euro erhöht, Die Kompanie Gauthier Dance erhält mit 200 000 Euro zukünftig sogar das Doppelte der bisherigen Zuwendungen. Und für Amateurmusik gibt das Land zukünftig knapp 5 Millionen Euro aus.