Das Stadtmuseum eröffnet ein halbes Jahr später als geplant. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Das Stadtmuseum in Stuttgart wird erst im Frühjahr 2018 eröffnen. Zwischen Herbst und Eröffnung ist die Diskussion um Interims-Nutzungen eröffnet.

Stuttgart - Das Stadtmuseum im Wilhelmspalais wird nicht wie geplant noch in diesem Jahr eröffnen, sondern erst im Frühjahr 2018. Angepeilt ist der April. Grund zu Trauer muss das aber nicht unbedingt sein. Denn zwischen Herbst und Eröffnung soll der Bau zwischengenutzt werden. Dass die Museumsdirektion dabei auch für außergewöhnliche Konzepte offen ist, zeigt die Aussage von Gründungsdirektor Torben Giese: „Wir laden Initiativen, Veranstalter und Vereine, die wir für das urbane Leben Stuttgarts für besonders wichtig halten, ein, das Wilhelmspalais für ein paar Tage oder auch Wochen zu besetzen und zu ihrem Haus zu machen.“

Auf diese Weise wollen die Museumsmacher einen Eindruck von der Offenheit, Kooperationsbereitschaft und dem Veranstaltungsschwerpunkt des neuen Museums geben, ohne dabei zu viel von den späteren Angeboten vorwegzunehmen. Den Auftakt für die Interimsnutzung bilden die „Tage der offenen Architektur“ im Herbst. Ein genauer Zeitraum steht zwar auch für die Veranstaltungstage noch nicht fest. Allerdings sollen diese ein bis zwei Wochen dauern und die Architektur des Wilhelmspalais beleuchten. Für den Museumsbau blieben nur die historischen Außenmauern erhalten. innen ist alles neu.

Direktor nimmt Architekten in Schutz

So wird das Museum ohne Exponate zu erkunden sein. Führungen und Programm sollen es den Besuchern unter architektonischen Aspekten näherbringen. Erbaut 1834 bis 1840, war das Wilmhelspalais erst Wohnsitz Wilhelms II., dem letzten König Württembergs. Bis 2011 beheimatete es die Stadtbücherei.

Bereits danach wurde die Immobilie zwischengenutzt. Bis September 2013 wurde sie von den Wagenhallen-Betreibern Stefan Mellmann und Thorsten Gutbrod für Kulturveranstaltungen und Konzerte in Beschlag genommen.

Die nun drei Jahre dauernden Bauarbeiten werden nicht im vorgesehenen Zeitplan abgeschlossen werden können. „Das liegt aber nicht am Architekturbüro Lederer Ragnarsdóttir Oei oder anderen, die am Bau beteiligt sind, sondern an der Planung für die Ausstellung selbst“, sagt Museumsdirektor Torben Giese.

2016 wechselte Anja Dauschek, die damalige Leiterin des Planungsstabs, überraschend nach Hamburg, um Direktorin des Altonaer Museums zu werden. Giese trat ihre Nachfolge an. „Das hat zu Verzögerungen geführt“, sagt er. Giese arbeitete zuvor als städtischer Stadthistoriker in Hanau.

Das Konzept wurde geändert

Der Wechsel an der Spitze hat auch zu einigen inhaltlichen Verschiebungen des Ausstellungskonzepts geführt. „Wir wollen noch mehr Gegenwart und Zukunft beleuchten und weniger die ältere Geschichte der Stadt“, sagt Giese. Ein Praxisbeispiel ist das Textbuch von Massive-Töne-MitgliedWasilios Ntuanoglu, das es als Exponat ins Stadtmuseum geschafft hat. Die Hip-Hop-Formation prägte seit Mitte der 90er-Jahre das Lebensgefühl der damals Jungen und Jungengebliebenen in Stuttgart.

Damit, dass es auch mehr Veranstaltungen geben soll und die Dauerausstellung in den Hintergrund rückt, wurde das bestehende Konzept unter Dauscheks Federführung, ein modernes, interaktives Museum zu werden, zwar keinesfalls umgestürzt. „Die Phase der Zwischennutzung passt gut zu unseren Plänen, ein offenes, kooperationsbereites Museum mit Veranstaltungsschwerpunkt zu werden“, sagt Giese.

Rückendeckung aus dem Rathaus

Die Lokalpolitik begrüßt die Vorgehensweise. Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU): „Mit den Tagen der offenen Tür wollen wir die spürbare Vorfreude auf das künftige Museum noch steigern.“ Ähnlich äußert sich der Museumsbeirat: Das kulturelle Warm-up werden den „urbanen und lebendigen Charakter“ der Hauses widerspiegeln. Diesen lebendigen Charakter unterstreicht auch der Namensgebungsprozess. „Stadt“ steht noch an der Fassade, „Museum“ ist noch nicht angebracht. Giese hofft, dass und vielleicht jemand auf einen Namen kommt, der noch treffender ist als Stadtmuseum.