Der Intendant Sebastian Weingarten las aus dem Buch des Theatergründers „Woyda – Den die Spötter lieben“. Foto: Sabine Haymann

Fünf Jahre nach seinem Umzug hat sich das Renitenztheater im Hospitalviertel etabliert. Der Schwerpunkt liegt auf politischem Kaberett.

S-Mitte - Wenn das kein Grund zum Festen war: Mit einem Tag der offenen Tür feierte das Renitenztheater, nach eigener Aussage Stuttgarts älteste Kabarettbühne, „Fünf Jahre Büchsenstraße“. Dazu gab es Kabarett, Lesungen und Musik. Unter anderem präsentierte die Künstlerin Ines Martinez das Stück, mit dem sie sich vor vielen Jahren in einem Casting bei dem Intendanten Sebastian Weingarten beworben hatte. Jener wiederum las aus dem Buch des Theatergründers „Woyda – Den die Spötter lieben“.

Es ist bereits der dritte Standort des 1961 gegründeten Renitenztheaters, das zuvor an der König- und dann an der Eberhardstraße beheimatet war. „Wir mussten unseren alten Standort nicht verlassen“, betont Weingarten. Der damalige Vermieter habe aber darum gebeten, da er das Areal verkaufen wollte und dann kein Platz mehr für Kultur dort gewesen wäre. Unterstützt von diesem Hausbesitzer, sei man auf die neue Spielstätte im Hospitalviertel aufmerksam geworden und von Anfang an angetan gewesen: „Das Hospitalviertel liegt zentral und war damals vor fünf Jahren Sanierungsgebiet“. Nicht zuletzt habe man sich von Anfang an willkommen gefühlt.

Angst vor der eigenen Courage

Ein Jahr lang wurde daraufhin mit Investoren verhandelt und schließlich stand die Finanzierung für den Umbau des ehemaligen Schalterraumes einer Bank zur neuen Spielstätte des Renitenztheaters. Anfang 2010 begannen die Bauarbeiten, das Theater spielte währenddessen noch an der Eberhardstraße. „Wir hatten dort am 30. September unsere letzte Vorstellung.“ Ein Tag musste reichen, um die Infrastruktur zu verlegen: Bereits am 2. Oktober feierte das Renitenztheater Neueröffnung an der Büchsenstraße.

Am Anfang habe er beinahe Angst vor der eigenen Courage bekommen, erinnert sich Weingarten: „Oh mein Gott, ist das groß, war mein erster Gedanke, als ich den neuen Theatersaal gesehen habe.“ Mit 252 Plätzen biete die Spielstätte im Hospitalviertel fast 100 Zuschauern mehr Platz als der vorherige Standort.

Schwerpunkt liegt auf politischem Kabarett

Inzwischen aber sei das fünfköpfige Team des Renitenztheaters rundum glücklich mit den neuen Größenverhältnissen: „Wir haben mehr Zuschauer als früher“, sagt Weingarten. Die neue Größe ermögliche es, auch Künstler nach Stuttgart zu locken, denen das Theater zuvor zu klein war. Inzwischen treten laut Weingarten fast täglich andere Künstler im Renitenztheater auf. Nicht zuletzt sei die Infrastruktur im Hospitalviertel ideal und auch das neue Konzept, bei dem Gastronomie und Theater getrennt seien, ein Gewinn.

Seinem Genre bleibt das Renitenztheater aber auch am neuen Standort treu: „Der Schwerpunkt liegt auf politischem Kabarett“, sagt Weingarten. Dazu kämen die Eigenproduktionen des Renitenztheater-Ensembles, Comedy und Musik sowie von Zeit zu Zeit satirische Theaterstücke, die teilweise auch europaweit präsentiert würden. Für den Tag der offenen Tür jedoch setzte man auf Künstler aus Stuttgart und der Region wie zum Beispiel Bernd Kohlhepp und Heinrich del Core, die dem Theater verbunden sind und sich in Stuttgart zu Publikumslieblingen gemausert haben.