Wie geht es weiter im Theaterhaus? Das fragen sich auch Werner Schretzmeier (rechts) und Eric Gauthier Foto:  

Dem Stuttgarter Theaterhaus fehlen kurzfristig 1,3 Millionen Euro. Stadtverwaltung und Land haben nun ein Soforthilfeprogramm zur Rettung der Kultureinrichtung vorgelegt. Die Entscheidung liegt beim Gemeinderat.

Stuttgart - Die Stuttgarter Stadtverwaltung hat einen kurzfristigen Plan zur Rettung des finanziell angeschlagenen Theaterhauses vorgelegt. Aus einer Erklärung geht hervor, dass das Finanzloch der Kultureinrichtung noch deutlich größer ist als anfangs angegeben, dieses liege bei „aktuell rund 1,3 Millionen Euro“. Das ist bemerkenswert, denn noch im März war von einem Mangel von 600 000 Euro die Rede.

Die Stiftung Theaterhaus, die Stadtverwaltung und das Wissenschaftsministerium haben sich auf folgendes Rettungskonzept verständigt: Die Landeshauptstadt leistet eine Sonderaufwendung von 486 000 Euro, das Land weitere 243 000 Euro – Stadt und Land fördern die Einrichtung im Verhältnis zwei zu eins –, die Stiftung Theaterhaus bringt einen Zuschuss von 300 000 Euro. Überdies habe ein privater Spender 100 000 Euro zugesagt. Teil des Konzepts ist aber auch, dass das Theaterhaus insgesamt 211 000 Euro einsparen muss. Nach dem Bekanntwerden der finanziellen Schieflage waren in der Politik Forderungen laut geworden, das Theaterhaus müsse bei der Sanierung auch einen Eigenbeitrag leisten und dürfe nicht nur auf die Unterstützung der öffentlichen Hand setzen.

In der Presseerklärung heißt es überdies, die Soforthilfe sei „gekoppelt an die Erarbeitung eines tragfähigen Sanierungskonzepts“. Der Hintergrund der Forderung: Nach den Vorgaben der Landeshaushaltsordnung dürfen Zuschüsse nur gezahlt werden, wenn die Gesamtfinanzierung und die Funktionsfähigkeit des Hauses gesichert sind. Wer vor der Pleite steht, darf kein Geld von der öffentlichen Hand bekommen. Das Land wird den Ministerrat mit der Sache befassen. In Stuttgart trifft der Gemeinderat die Entscheidung über die Soforthilfe, das Gremium werde „schon in der kommenden Woche über die Entscheidungsvorlage beraten“.

Theaterhaus muss auch sparen

Als Hauptgrund für die Schieflage des Theaterhauses gilt unter anderem die nicht auskömmliche finanzielle Ausstattung des bekannten Tanzensembles von Eric Gauthier. Das Aushängeschild der Tanzstadt Stuttgart will man auf jeden Fall hier halten. In Zukunft sollen aber die hohen Personalkosten für das Ensemble nicht die ganze Einrichtung gefährden. Als Gründe für den außerordentlichen Finanzbedarf werden von der Stadt in der Erklärung auch allgemein steigende Personal- und Produktionskosten genannt, dazu betriebsbedingte Schwierigkeiten, der Ausstieg von Sponsoren sowie geringere Ticketerlöse im heißen Sommer 2018.

Auch Geld für das Theater der Altstadt

Neben dem Theaterhaus soll auch das Theater der Altstadt einen außerplanmäßigen Zuschuss von 60 000 Euro erhalten. Die Einrichtung sei „seit Jahren mit steigenden Produktions- und Personalkosten konfrontiert“. Ehrenamtliche Helfer hätten bisher vieles aufgefangen, eine Zukunft habe das Theater aber „nur mit hauptamtlichen Strukturen“. Deshalb schlage die Kulturverwaltung vor, die jährliche Förderung um 110 000 Euro auf künftig 648 650 Euro zu erhöhen.

Darüber wie über die mögliche Erhöhung der institutionellen Zuwendungen für das Theaterhaus werde der Gemeinderat im Herbst im Rahmen der Beratungen zum kommenden Doppelhaushalt der Jahre 2020/2021 befinden. Die reguläre Förderung des Theaterhauses durch die Stadt beträgt im laufenden Jahr 2,02 Millionen Euro. Darin enthalten sind 337 500 Euro für das Ensemble von Gauthier Dance. Das Land bringt in diesem Jahr für das Theaterhaus rund eine Million Euro auf.

Bedeutende kulturelle Akzente

In der Erklärung der Stadt wird die „Soforthilfe“ damit begründet, dass es sich beim Theaterhaus wie beim Theater der Altstadt – dem ersten Privattheater in Stuttgart – um „bedeutende Einrichtungen der Stuttgarter Kulturlandschaft“ handle, die man finanziell absichern wolle. „Das Theaterhaus ist ein Publikumsmagnet, seine Bedeutung für Stuttgarts Kunst- und Kulturszene ist herausragend“, erklärte Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne). Mit seinem breiten Programm setze es Akzente, „die weit über Stuttgart hinaus wirken“. Kuhn hofft deshalb, dass der Gemeinderat das Sofortprogramm unterstützen wird.

Auch Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU) ist froh über die gefundene Lösung. „Ich bin erleichtert, dass es gelungen ist, dieses Paket zu schnüren. Wir sind Anfang März über einen Umsatzeinbruch informiert worden, der als existenzbedrohend dargestellt wurde“, sagte er. Das vorgelegte Konzept habe man „auf der Basis eines Wirtschaftsgutachtens“ entwickelt.