Der Dachboden der Zehntscheuer in Fellbach. Foto: Patricia Sigerist

Ein von Amtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf wie auch von Zulls Vorvorgänger, dem früheren Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel, forciertes kulturelles Projekt hat zumindest mittelfristig keine Chance.

Fellbach - Am Kulturetat, so stellte die seit gut einem Jahr amtierende Rathauschefin Gabriele Zull kürzlich klar, werde trotz der sich abzeichnenden angespannten Fellbacher Finanzlage auch künftig nicht geknabbert. Gerade mit ihrem kulturellen Angebot könne die Stadt am Fuße des Kappelbergs auch in der öffentlichen Wahrnehmung punkten und werde deshalb in der Region als attraktiver Wohn- oder Wirtschaftsstandort wahrgenommen, so die Devise.

Diese Zusage der Chefin wird die Verantwortlichen im entsprechenden Ressort der Stadtverwaltung freuen – einerseits. Andererseits: Ein von Amtsleiterin Christa Linsenmaier-Wolf wie auch von Zulls Vorvorgänger, dem früheren Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel, forciertes kulturelles Projekt hat zumindest mittelfristig keine Chance.

Die Zehntscheuer als neues Museum der Kleinplastik

Es geht um eines der ältesten Gemäuer Fellbachs, den Konstanzer Pfleghof hinter dem Polizeirevier. Genauer gesagt um die dazugehörige, einst 1597 erbaute Scheune. Diese könnte doch, wie Kiel bereits vor Jahren vorgeschlagen hatte, saniert und ausgebaut werden. Als Ziel gab der Alt-OB aus, die Räumlichkeiten als ein „qualifiziertes Schaulager“, als Dauerausstellung für die rund 250 vorzeigbaren Exponate zu nutzen, die zumeist bei einer der Kleinplastik-Triennalen zu sehen waren, jetzt allerdings in den Katakomben und anderen Räumen der Stadtverwaltung schlummern.

Die Zehntscheuer als neues Museum der Kleinplastik könnte diese vielen tollen Kunstwerke in einer Dauerausstellung präsentieren. „Derzeit ist der Konstanzer Pfleghof ja noch eine Rumpelkammer“, analysierte Kiel bereits vor knapp drei Jahren. Das allerdings sollte sich eines Tages ändern, hofft der ehemalige Rathauschef.

Auch Amtsleiterin Linsenmaier-Wolf warb immer wieder für dieses Projekt, um die städtische Kunstsammlung, die aktuell in Fellbach ein Schattendasein fristet, samt dem Alleinstellungsmerkmal Kleinplastik ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Dafür sei der Konstanzer Pfleghof bestens geeignet – als „stadthistorisches und städtebauliches Juwel mit Potenzial“.

Mittlerweile haben die Ambitionen einen herben Dämpfer erhalten

Der Ort biete neue Perspektiven für die Kulturarbeit in Fellbach und sei „ein neuer attraktiver Platz für das Image der Stadt“. Dieses Potenzial durch Renovierungen auszuschöpfen und zudem den verstärkten Brandschutzbestimmungen zu genügen, das wäre allerdings mit Kosten verbunden. Linsenmaier-Wolf nannte hierbei vor einem Jahr die Größenordnung von rund 800 000 Euro. Als die Amtsleiterin ihre Vorstellungen im letzten Kulturbericht erläuterte, wurde dies vom Gemeinderat zwar mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen, allerdings ohne konkret eine Zustimmung zu formulieren.

Mittlerweile haben die Ambitionen einen herben Dämpfer erhalten. Gabriele Zull erklärte jetzt unmissverständlich: „Ich habe die Zehntscheuer abgelehnt.“ Schließlich gehe es ja nicht nur um den Ausbau des Gebäudes, sondern auch um den längerfristigen Betrieb. Die Devise „das kriegen wir schon hin“, sei nicht zielführend. Man müsse „ehrlich rechnen“. Aktuell stünden mit dem Ausbau der Schulen, der Wohnbauoffensive 2020 und anderen Themen so viel auf dem Programm, „da kommen wir ja so schon kaum hinterher“. Zusätzliche Aufgaben auf dem kulturellen Sektor seien nicht zu schultern.

„Ich war ja selbst Kulturbürgermeisterin“, sagt Gabriele Zull angesichts ihrer vorherigen Tätigkeit in Göppingen. Den Konstanzer Pfleghof samt Scheuer aufzurüsten sei durchaus „eine tolle Idee – aber in der Situation, dies zu realisieren, sind wir nicht“, so die glasklare An- beziehungsweise Absage der Oberbürgermeisterin.