Tongewaltig: die Bosch-Musikgruppen beim Benefiz in der Stiftskirche Foto: Lg/Rettig

Für die Bosch-Musikgruppen zu sorgen heißt auch Tourneepläne zu schmieden. Denn die gemeinsamen Konzerte an den weltweiten Standorten gehören beim Bosch zur Tradition. Im Interview schreibt Abteilungschef Eberhard Wolf der Musik eine Brückenfunktion zu.

Stuttgart - Wer beim Bosch schafft, kann sich in zahlreichen Freizeitgruppen engagieren. Die Zentralstelle Kultur, Sport, Freizeit auf der Schillerhöhe in Gerlingen koordiniert und inspiriert die Arbeit der Aktiven. Deren Leiter, Eberhard Wolf, geht dieses Jahr in den Ruhestand.

Herr Wolf, wie kam es, dass Sie als Sportler für Kultur zuständig sind?
Ich hatte nach meinem Lehramtsstudium sehr viel mit Sport zu tun. Was mich an Bosch reizte: Der Job bot neben dem Betriebssport auch das Thema Kultur.

Potenzial der Mitarbeiter entdeckt

Was erwartete Sie damals?
Bei meinem Eintritt vor 17 Jahren gab es nur die Bosch All Stars, den Chor, das BoschSinfonieorchester und die Theatergruppe. Im Lauf der Jahre habe ich das Potenzial der Mitarbeiter entdeckt. Ich habe es als meine Aufgabe angesehen, diese kleinen Pflänzchen zu fördern.
Wie viele Kulturgruppen gibt es heute?
Rund 15 Musik-, Kunst- und Theatergruppen. Aber ohne Förderung, ganz in der Tradition von Robert Bosch, hätte sich das nicht so entwickelt.
Was ist für Mitarbeiter attraktiv?
Die Musiker der Standorte besuchen sich gegenseitig. Es gab Reisen nach Australien, Asien, in die USA. Das ist sicher etwas Besonderes, die Musik dient als Brücke. Bei der Türkei-Tournee 2004 mit Sinfonieorchester, Chor und Theatergruppe zum Beispiel. Gespielt wurde „Carmina Burana“. Wir haben die Theatergruppen der deutschen und türkischen Standorte zusammengeführt. Zwischen den beiden Gruppen hat es trotz Sprachbarriere gefunkt.

Events haben Repräsentationszwecke

Wie groß ist der Aufwand für Tourneen?
In der Türkei waren wir zwei Wochen lang mit über 220 Leuten in sieben Bussen unterwegs. 2008 hatten wir eine noch größere Tournee. Damals waren wir mit unserem Sinfonieorchester in Tokio, Kyoto, Schanghai, Seoul. Finanziert werden Auslandsreisen durch uns und die besuchten Regionalgesellschaften von Bosch. Die Musiker tragen einen Teil ihrer Reisekosten.
Welchen Mehrwert hat die Firma?
Zu den Auftritten kommen Mitarbeiter sowie Gäste aus Kultur und Wirtschaft. Bei dieser Gelegenheit zeigen die Führungskräfte: Bosch ist mehr als Umsatz und Produkt. Hinter Bosch steht eine Kultur.
Was lernt man vom Leben der anderen?
Wir haben beispielsweise den Standort in Bursa besichtigt. Sie werden es nicht glauben, aber in den Werkshallen sieht es tupfengleich aus wie in unserem Werk in Feuerbach. Wir sind auf ungeheuer hohem Qualitätsstandard.

Firmenjubiläum bestritten

Ist Ihr Job ein Gewinn für Sie?
Meine Aufgabe ist eine der attraktivsten bei Bosch und menschlich ein großer Gewinn, weil ich mit Leuten zu tun habe, die alle sehr motiviert sind. Das verschafft Beziehungen eine gewisse Tiefe. Ich freue mich noch heute, dass wir zum 125-Jahr-Jubiläum vor 2000 Gästen, darunter vielen Prominenten, eine Jubiläumskomposition mit vier unserer Musikgruppen aufgeführt haben, statt einen populären Interpreten zu engagieren. Wir haben damit die Internationalität von Bosch unterstrichen. Die Gesamtpräsentation wurde preisgekrönt.
Was organisieren Sie alles?
Wir organisieren zum Beispiel die aktuelle Tournee der Theatergruppe mit elf Aufführungen in Deutschland und Österreich. Wenn ich eine besondere Konzertidee habe, spreche ich mit den Dirigenten. Ich brauche einen Saal, ein Budget, einen Zeitplan. Ich muss jemanden in der Geschäftsführung gewinnen, der uns unterstützt, die Bewirtung planen. Es muss ein musikalisches Konzept entstehen mit den Musikern. Die Fäden laufen bei mir zusammen.
Haben Sie noch Nachwuchs?
Ja, und junge Mitarbeiter geben neue Impulse. Beispielsweise für E-Sports oder E-Health. Uns geht’s eigentlich mehr um Begegnung, Verbindung, Netzwerk.

Musiker wollen was bewirken

Die Musikgruppen geben seit vielen Jahren Benefizkonzerte . Was motiviert dazu?
Den Musikern ist wichtig, dass ihr Auftritt, zum Beispiel in der Stiftskirche, nicht nur gefällt, sondern auch was bewirkt.
Wird der Konzern an den Sport-, Kultur- und Freizeitgruppen festhalten?
Ja, den Eindruck habe ich.
Haben Sie Pläne für Ihre freie Zeit?
Ich laufe dreimal pro Woche in der Mittagspause, das steht im Terminkalender. Ich überlege, ob ich den weiterführe und mit Pflichtaufgaben fülle, aber auch mit Zeit für Kinder, Enkel, Reisen und Sport.
Steigen Sie um aufs E-Bike?
Nein. Bis jetzt träppel ich mit Muskelkraft.