Reichhaltiges Angebot wie in einer gut sortierten Markthalle Foto: Lichtgut Christian Hass

Die Kulinart im Bad Cannstatter Römerkastell hat am Wochenende erneut viele Besucher angezogen, die auf der Suche nach ursprünglichen Lebensmitteln sind.

Stuttgart - Der Stand von Waltraud Langer im Foyer der Phoenixhalle ist ein absoluter Hingucker, und am liebsten würde man sich an den Kaffeetisch oder die eher rustikal eingedeckte Vespertafel setzen. „Feschdagsdisch“ oder „Bauralodde“ nennt die eloquente Schwäbin ihre Tischkreationen, die sie gerne am Waldrand oder mitten auf der grünen Wiese im Biosphärengebiet auf der Schwäbischen Alb drapiert.

Albpicknick nennt Waltraud Langer ihr charmantes Geschäftsmodell, das ihren Kunden ein Picknick in der Natur anbietet. „Die Leute sollen ihr Smartphone daheim lassen und die Natur genießen, Wolken zählen, sich einfach Zeit nehmen“, sagt die 52-Jährige. Ort und die Essensauswahl können die Gäste bestimmen. Waltraud Langer, die mit ihrem Mann auch Segwaytouren anbietet, arrangiert das perfekte Picknick. Im Winter will sie Waldfondues ins Programm aufnehmen. Die Idee hat sie aus der Schweiz mitgebracht.

Albpicknick (www.albpicknick.de) ist nur einer von 62 Ausstellern, die bei der kulinart Frühling am Wochenende im Römerkastell in Stuttgart ausgestellt haben. Es ist eine spannende Mischung zwischen kulinarischen Klassikern und neuen aromatisch tiefgründigen Kreationen, die in dem ansprechenden Ambiente von Altmeistern und jungen Startups angeboten werden. Es ist aber nicht nur ein Erlebnis für den Gaumen, wenn man die Verkostungen probiert, auch die Nase wird bei den unterschiedlichen Gerüchen und Düften angesprochen.

Existenzgründer neben Profis

Richtig lecker riechen und schmecken die Smoothies von Buah, der jungen Existenzgründer Daniel (23) und Jessica (25) Krauter. Um die sechs Sorten genießen zu können muss man sich nicht in die Küche stellen und Obst schnippeln. Den Fruchtgenuss gibt es aus der Tüte, in der sich gefriergetrocknete Fruchtstückchen-Mischungen befinden. Mit etwas Wasser und Eis wird daraus eine Nährstoffbombe. Ein Jahr haben die beiden gebürtigen Bietigheimer in ihrer WG-Küche in Berlin getüftelt, seit 2015 bieten die Geschwister ihre Tütchen im Internet an. Eine Behindertenwerkstatt in Brandenburg stellt die Mischungen zusammen (www.buah.de). „Inspiriert wurde wir auf unseren Reisen durch Thailand und Costa Rica, wo wir die Smoothies aus frischen Früchten so toll fanden“, sagt Daniel Krauter.

Wie Nikos Gallos sind die Krauters erstmals auf der kulinart. Der gebürtige Grieche Gallos, der seit 20 Jahren in der Nähe von Darmstadt lebt, präsentiert pappagallos Olivenöl (www.papagallos.de). Produziert wir es von seiner Familie in Finikounda, einem kleinen Fischerdorf auf der Halbinsel Peloponnes. „Wir bauen Oliven seit Generation rein biologisch an und warten jetzt noch auf die Zertifizierung“, sagt Nikos Gallos. Die Oliven werden von Hand geerntet, das Öl vor Ort kaltextrahiert und ungefiltert abgefüllt. Das hat seinen Preis, aber die Qualität stimmt. „Einen Liter traditionell herzustellen kostet rund sieben Euro“, sagt Gallos. Die Kunden greifen munter zu, sind bereit auch acht Euro für 250 Milliliter in ein unverfälschtes Produkt zu investieren. „Seit der Untersuchung von Stiftung Warentest, bei der in vielen Ölen Verunreinigungen festgestellt wurden, sind die Verbraucher für das Thema Öl sensibler geworden“, sagt der junge Grieche.

Am Stand daneben kann man auf einem Kartoffelchip mit Sauerrahm den Forellenkaviar von Andreas Walter probieren. Bislang hat der Stuttgarter Unternehmer von Caviar and more (www.caviar-and-more.de) seine Ware hauptsächlich bei der Edelgastronomie abgesetzt. Jetzt will er auch den Privatkunden gewinnen. „Da gibt es als Hemmschwelle zum einen den Preis, und zudem haben viele Leute auch schon zu oft schlechten Kaviar gegessen“, sagt Walter. Zwischen sechs und 55 Euro kostet ein Döschen. Auf Blinis oder einer Scheibe Ei kann man zum Beispiel den Imperialkaviar vom Stör verkosten, der einen nussigen Geschmack hat. „Wir möchten dem Kaviar mehr Aufmerksamkeit verleihen, wissen aber, dass er eine Liebhaberei bleiben wird “, sagt Walter.

Stileis aus Basilikum und Pfeffer

Die Liebe zum Eis hat die Hamburgerin Nina Bulgrin entdeckt und sich im Juli 2015 mit N’Ice Pops (www.nicepops.de) selbstständig gemacht. In der Backstube ihrer Eltern gedeiht Stileis aus Smoothies aus Erdbeeren, Basilikum und Pfeffer oder Himbeer mit Limette. Auf der kulinart verkauft sie auf einem holländischen Lastenfahrrad ihr Winterprodukt: Kuchen am Stil mit so lustigen Namen wie Dreiecksbeziehung oder Chocoboombastic.

Für ehrliche Produkte mit einer nachhaltigen Philosophie steht auch Rainer Schäfer, der mit seiner Frau Christine das Schäfer (www.dasschaefer.at), ein Berghotel in Fontanella im Walsertal, führt. Ein Ort zum Entschleunigen. Die Zimmer mit Möbeln aus heimischen Hölzern sind in ruhigen, naturnahen Farbtönen gehalten. Aus dem hauseigenen Kräutergarten werden die Duschgels und Öle für den Wellnessbereich hergestellt. Sie finden aber auch Verwendung in der Küche. Im Schäfer sollen Genuss und Gesundheit in Einklang sein. „Jeder Gast kann sich sein eigenes Menü zusammenstellen, mit Fleisch, vegetarisch oder vegan“, sagt Rainer Schäfer. Der Österreicher ist geprüfter Bergführer und nimmt seine Gäste gerne mit auf Streifzüge zu Bachsafaris, Rundwanderungen und Bergtouren.