Die Roboter von Kuka sind ein Schlüsselelement bei Industrie 4.0 Foto: dpa

Die Chinesen müssen bei dem Erwerb von Kuka nicht m,ehr mit Stolpersteinen rechnen. Das US-Rüstungsgeschäft könnte notfalls verkauft werden.

Augsburg - Die deutsche Politik konnte es nicht verhindern: Der Augsburger Roboterbauer Kuka ist nun zu knapp 86 Prozent in chinesischer Hand. Vier Tage nach dem Auslaufen des Kaufangebots für den deutschen Konzern hat der chinesische Hausgerätekonzern Midea bekannt gegeben, dass mehr als 72 Prozent der Kuka-Aktionäre ihre Anteile zu je 115 Euro verkauft haben. Midea kostet das 3,3 Milliarden Euro. Kuka insgesamt wurde durch die Offerte, die auf das Missfallen vor allem von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) gestoßen war, mit 4,6 Milliarden Euro bewertet.

Das ist ein Aufschlag von einem Drittel auf den Börsenwert vor der Midea-Offerte. Der Preis hat alternative Käufer abgeschreckt. „Da war niemand“, erklärte ein Insider. Gabriel und auch EU-Kommissar Günther Oettinger hatten zuvor für ein deutsches oder zumindest europäisches Gegenangebot geworben, weil Kuka als heimisches Vorzeigeunternehmen für die Digitalisierung der Wirtschaft unter dem Schlagwort Industrie 4.0 gilt.

Wissen über Produkte

Dabei sammelt sich bei den Augsburgern viel Wissen über Produkte und Produktionsprozesse etwa in der Autoindustrie an. Nun geht die Angst um, dass dieses nach China abfließen könnte. Aber die Intervention von Gabriel und Oettinger blieb erfolglos, schon weil Kuka-Chef Till Reuter mit einem Mehrheitsaktionär Midea äußerst glücklich ist. Auch das Ansinnen, den Midea-Anteil auf 49 Prozent zu begrenzen, schlug fehl.

Rechtlich müssen die Chinesen alle Anteile kaufen, die ihnen angeboten werden. Mit 86 Prozent haben sie sogar einen Anteil, der einen Beherrschungsvertrag erlauben würde. Ein solches Ausmaß an Kontrolle verbietet aber eine ungewöhnlich weitreichende Investorenvereinbarung, die Reuter Midea abgerungen hat. Sie umfasst neben einer Zusage, Kuka an der Börse sowie Patente und Kundendaten unangetastet zu lassen, auch eine Garantie für alle bestehenden Kuka-Standorte und alle 12 300 Stellen bis 2023.

Theoretisch denkbar wäre es, dass Midea Kuka-Anteile bei einer Bank parkt oder sie einem Treuhänder übergibt. Auch dafür gibt es aber keinerlei Anzeichen. Noch bis 3. August läuft eine gesetzlich vorgeschriebene Nachfrist, innerhalb der Kuka-Aktionäre weiter zu 115 Euro je Aktie an die Chinesen verkaufen können. Die Politik ist in Sachen Kukamittlerweile recht kleinlaut geworden. Das Bundeswirtschaftsministerium behalte sich vor, den Fall nach dem Außenwirtschaftsgesetz zu prüfen, äußere sich darüber hinaus aber nicht zu unternehmerischen Belangen, erklärte ein Sprecher Gabriels.

Die Politik ist kleinlaut geworden

Dieses Prüfinstrument gilt jedoch als stumpfes Schwert. Es könnte die Mehrheitsübernahme von Kuka durch Midea allenfalls verzögern. Wirksamer wäre Widerspruch aus den USA, wo die Behörden die Transaktion ebenfalls unter die Lupe nehmen. Denn Kuka liefert die Fertigungsstraße für den Bau des Rumpfs des F-35. Der Kampfjet des US-Herstellers Northrop Grummon gilt als ein militärisches Schlüsselprojekt der USA. Daten dafür wurden angeblich bereits einmal von chinesischer Seite ausspioniert.

Reuter und Midea halten das US-Rüstungsgeschäft von Kuka aber nicht für eine Angelegenheit, die die Mehrheitsübernahme torpedieren könnte. Mit US-Rüstungsgeschäften setzt Kuka nur rund 30 Millionen Euro um bei insgesamt drei Milliarden Euro Erlös. Notfalls wird sich Kuka von diesem Randgeschäft trennen.

Bios März 2017 soll die Transaktion abgeschlossen sein

Spätestens bis Ende März 2017 will Midea die Übernahme abgeschlossen haben. Der Durchmarsch der Chinesen hatte sich zuletzt bereits abgezeichnet. Er könne auch mit einem Midea-Anteil jenseits 80 oder 90 Prozent gut leben, hat Reuter vor kurzem in einem Interview betont. Die Chinesen hätten einen längeren Anlagehorizont als viele andere und entscheidend sei, dass Kuka Wachstumspläne vor allem in Asien und bei kleineren Haushaltsrobotern verwirklichen könne.