Ahmad kocht am Tag teilweise bis zu 2000 Liter Kürbissuppe. Foto: Simon Granville

In der Küche der Kürbisausstellung steht seit diesem Jahr ein neuer Koch. Ahmad kam vor sechs Jahren nach Deutschland und ist schon länger Teil des Jucker Farm-Teams. Was hält er von dem Kürbis-Spektakel?

Die beiden Töpfe, die auf den Gaskochfeldern stehen, sind jeweils so breit wie sein Unterarm. Auf dem Fensterbrett warten die nächsten Kisten mit Kürbis-spänen, und durch den Raum weht der Geruch von Kürbissuppe. Ahmad, der neue Koch der Kürbisgastronomie, bemerkt ihn kaum noch. Der Mitte 20-Jährige arbeitet seit vier Jahren in der Kürbisausstellung rund um das Ludwigsburger Residenzschloss. Vergangenes Jahr stand er noch an der Seite von Humberto Salazar in der Küche, dieses Jahr schmeißt er den Laden allein.

 

Ahmed ist vor der Taliban nach Deutschland geflohen

Ahmad – er möchte nur mit seinem Vornamen genannt werden – ist 2018 mit seinem Bruder aus Afghanistan nach Deutschland gekommen. In seinem Heimatland gab es keine Zukunft für ihn. Seit Jahrzehnten befindet sich das Land im Krisenmodus: Hunger, Krieg, die Unterdrückung durch die Taliban. Als Jugendlicher kam er nach Korntal-Münchingen in das Saatkorn Projekt, in dem Geflüchteten geholfen wird, Deutsch zu lernen und einen Arbeitsplatz zu finden.

Ahmed kocht teilweise 2000 Liter Kürbissuppe am Tag. Foto: Simon Granville

Die Jucker Farm, Veranstalter der Ausstellung, hatte unter Stefan Hinner schon vor Ahmad einen afghanischen Auszubildenden und bot ihm eine Stelle an. Der junge Afghane wurde 2021 Teil eines internationalen Teams. „Die Frage, woher kommst du, stellt sich nicht. Wir sind eine große Familie“, sagt Stefan Hinner, Eventmanager der Ausstellung in Ludwigsburg. Er ist es, der Ahmad half, eine eigene Wohnung zu finden, und ihn bei Behördengängen begleitet.

Mittlerweile ist Ahmads Ausbildung als Fachkraft im Gastgewerbe fast abgeschlossen. Kein Gericht geht bei ihm über die Theke, ohne dass Kollegen nicht probiert haben. Stefan Hinner weiß, was er an Ahmad schätzt. Er beschreibt ihn als verlässlich, ordnungsliebend, qualitätsbewusst. „Im letzten Jahr waren wir dann der Meinung, er hat das Zeug, Kürbiskoch zu werden“, erzählt Hinner. Und so kocht Ahmad diese Saison täglich teilweise 2000 Liter Kürbissuppe, auch Thai Curry oder Kürbis-Bolognese. Von dem Geld, das er in Ludwigsburg verdient, überweist er einen Teil an seine Familie nach Afghanistan. In seinem Elternhaus lebt noch immer ein Bruder, und auch zwei seiner Schwestern, die mittlerweile verheiratet sind, sind in Afghanistan geblieben.

Ahmed schickt

Aus dem schüchternen Jugendlichen ist über die Jahre ein zwar immer noch zurückhaltender, aber selbstbewussterer Mann geworden, beschreibt Hinner seine Entwicklung. Ahmad hat sanfte Augen, eine freundliche, zurückhaltende Art. Über die linke Armbeuge hat er sich eine detaillierte Schwalbe tätowieren lassen. „Vielleicht wissen Sie, dass der Vogel für die Freiheit steht“, sagt er. Wenn Ahmad von seinem gefährlichen Weg aus Afghanistan erzählt – der Preis, den er für ein Leben in Deutschland eingegangen ist – leuchtet das Motiv ein. „In Afghanistan dürfte ich das nicht tragen“, sagt Ahmad.

Wo er sich selbst in fünf Jahren sieht? Das kann er nicht sagen, vielleicht koche er noch immer Kürbissuppe im Blühenden Barock. Sein Leben ließ sich noch nie planen, sein Deutsch möchte er weiter verbessern, irgendwann in eine größere Wohnung ziehen. „Du musst versuchen, ein gutes Leben zu haben“, sagt er.

„Wenn jemand gesund ist, muss er arbeiten“

Nach der Kürbisausstellung arbeitet Ahmad bei den Leuchtenden Traumpfaden, bevor es im Winter ruhiger wird. Die drei Monate in der Kürbisgastronomie sind arbeitsintensiv, die Tage lang, er ist viel auf den Beinen. Aber damit kann er umgehen. „Wenn jemand gesund ist, kann und muss er arbeiten und sollte sich nicht vom Staat bezahlen lassen“, sagt er.

Abends auf dem Heimweg muss er manchmal schmunzeln – darüber, dass im Park jeder Kürbis einen Namen hat. Die Tradition mit den Kürbissen finde er interessant, sagt er, nur auf Suppe zum Abendessen habe er dann keine Lust mehr.