Kaum wurde die Kürbisausstellung eröffnet, sind auch schon die ersten Früchte angenagt. In diesem Jahr versuchen die Verantwortlichen des Blüba, die Hasen auszutricksen.
Erst eine gute Woche ist es her, dass die Kürbisausstellung im Blühenden Barock eröffnet wurde. Doch bei Feldhasen scheint es sich schon herumgesprochen zu haben, dass der herbstliche Tisch wieder reich gedeckt ist. Kein Wunder, sind sie doch inzwischen Dauergäste im Blühenden Barock und hoppeln vor allem in den frühen Morgen- und Abendstunden immer wieder mal den wenigen Besuchern über den Weg.
Nun weisen schon wieder einige der Kürbisse Spuren kräftiger Nagezähne auf, auch wenn diese meist noch dezent sind. Die Hasen scheinen derweil noch auf der Suche nach ihrer „Kürbissorte des Jahres“ zu sein. Denn angenagt wurden verschiedene Kürbisse in allen Farben, wobei Dunkelgrün in diesem Jahr im Trend zu liegen scheint.
Stärkehaltige Kürbisse besonders beliebt
Alisa Käfer von der Juckerfarm, die für die Kürbisausstellung zuständig ist, geht davon aus, dass sich die Langohren früher oder später wieder auf die hellblauen Kürbisse spezialisieren werden – die gehörten im vergangenen Jahr zu den Favoriten bei den Mümmelmännern. Konkret: die Kürbissorten „Blue Hubbard“ und „Blue Lamp“, die sie offenkundig besonders mögen. Deren Stärkegehalt ist besonders hoch, was für einen süßlichen Geschmack sorgt.
Im vergangenen Jahr, als die Hasen erstmals die Kürbisse für sich entdeckten, mussten täglich etwa fünf Exemplare ausgetauscht werden. Dabei schade es den Kürbissen kaum, wenn sie, wie es derzeit noch der Fall ist, nur oberflächlich angenagt würden, sagte Stefan Hinner, Geschäftsführer von Jucker Farm und Kürbisexperte aus der Region.
Das verheile von allein wieder, es bilde sich eine Art Schorf. Kritisch wird es demnach erst, wenn der Hohlraum der Kürbisse verletzt wird. Dann fallen sie früher oder später regelrecht in sich zusammen.
Verschiedene Strategien gegen allzu viele Fraßschäden
Für dieses Jahr hätten sich Blüba und Juckerfarm gemeinsam einige Strategien für einen besseren Schutz der Kürbisse überlegt, ohne den Feldhasen zu schaden, berichtet Blüba-Direktorin Petra Herrling. Einige Maßnahmen seien schon umgesetzt worden, weitere Maßnahmen würden noch ausprobiert.
So habe man um die Figuren herum „geschmacklich unattraktive“ Kürbisse dekoriert. Zudem soll die Standfläche unangenehm gemacht werden, indem auf eine Anordnung auf ebener Fläche verzichtet wird. Andere leckere Kürbisse werden außerhalb der Reichweite der hungrigen Langohren platziert – auf Podesten und Tischen.
Eine weitere Maßnahme sind Duftbarrieren. „Lavendel, Minze oder Knoblauch – Düfte, die Hasen meiden – werden gezielt eingesetzt“, so Herrling. Und schließlich biete man den Feldhasen auch alternative Futterplätze: frisches Grün von Löwenzahn bis Fenchel in abgelegenen Bereichen des Parks.
„Durch die Mischung der Maßnahmen hoffen wir auf eine Wirkung, damit die Ausstellung weiterhin in voller Pracht präsentiert wird. Die Mitarbeiter von Juckerfarm begutachten die Kürbisse tagtäglich und sind regelmäßig am Austauschen. Zudem sind die Feldhasen Teil unserer Umgebung, und wir begegnen ihnen mit Respekt und einem Augenzwinkern – denn auch sie wissen gute Kürbisse zu schätzen“, so Herrling weiter.
Hasen auch in den angrenzenden Wohngebieten
Dennoch hofft man im Blüba, dass sich die Population nicht weiter vergrößert. Inzwischen sind die Tiere schon im gesamten Wohngebiet rund um das Blühende Barock anzutreffen.
Und nicht nur das: Auch im nicht allzu weit entfernten Neuen Friedhof würden immer wieder Blumengestecke angenagt, berichtet ein älterer Mann verärgert im Gespräch über die Blüba-Hasen. Die dort ebenfalls vereinzelt zu beobachtenden Füchse scheinen für die Hasen aber kein größeres Problem zu sein.
Dass sich die eigentlich scheuen Wildtiere mittlerweile in Parks oder parkähnlichen Gebieten wie Friedhöfen wohlfühlen, sei nicht ungewöhnlich, sagte die Remsecker Naturschutzwartin Carolin Zimmermann im letzten Jahr zur Haseninvasion im Blüba. Leinenpflicht für Hunde, zahlreiche Verstecke und die Tatsache, dass in Parks nicht gejagt wird, machen das Blüba aus Hasensicht attraktiv. Zudem sei die Anlage bei Nacht, wenn die Wildtiere aktiv seien, geschlossen und es gebe keine Störungen.
Hinzu komme ein abwechslungsreiches Angebot an Gräsern und Kräutern. „Das hat sich unter der neuen Blüba-Direktorin verändert, die in einzelnen Bereichen auch Wildblumen aussäen lässt“, so Zimmermann. Dass sich die Feldhasen im Blüba wohlfühlen, hat aus Sicht der Naturschutzexpertin aber auch noch andere Gründe: die ausgeräumten Agrarlandschaften und die zunehmende Bebauung. „Die Tiere, die zuvor in jetzt bebauten Arealen lebten, müssen ja irgendwo hin.“
Gefährdete Langohren
Leichter Zuwachs
Laut dem Wildtierportal Baden-Württemberg tummelten sich in den letzten Jahren wieder deutlich mehr Feldhasen auf baden-württembergischen Flächen. Die Population unterliege jährlichen und regionalen Schwankungen. In den Jahrzehnten zuvor war es zu drastischen Bestandseinbrüchen gekommen, inzwischen haben sich die Zahlen auf einem niedrigen Niveau eingependelt. Wegen der zunehmenden Intensivierung der Landwirtschaft und der Zerstückelung des Lebensraums durch Straßen gilt der Feldhase dennoch als gefährdet.
Schnelle Läufer
Feldhasen sind schnelle und ausdauernde Läufer und erreichen Spitzengeschwindigkeiten bis zu 70 Stundenkilometern. Bei Gefahr ducken sie sich bewegungslos auf den Boden und bleiben wegen ihrer Tarnfarbe oft unbemerkt. Anders als Kaninchen, die kleiner und rundlicher sind sowie viel kürzere Ohren haben und auch nicht so kräftig sind, graben Feldhasen keine Höhlen, sondern ruhen in Bodenmulden oder in Gebüschen. Auch ihre Jungen, die schon ein Fell haben, bringen Feldhasen oberirdisch zur Welt.