Reinhold Würth (links), seine Ehefrau Carmen und Ministerpräsident Winfried Kretschmann Foto: Andi Schmid, München

77 000 Mitarbeiter und rund 13 Milliarden Euro Jahresumsatz. Es ist ein Leben für das Unternehmen: Der Ministerpräsident gratuliert dem Unternehmer Reinhold Würth zum 70-Jahr-Arbeitsjubiläum.

Künzelsau - „Um mit Ihnen gleichzuziehen, müsste ich noch 24 Jahre ran“, kokettiert der Ministerpräsident damit, erst 46 Berufsjahre auf dem Buckel zu haben – „wenn man politisch zählt und mit dem Asta beginnt.“ Die Lacher hat Winfried Kretschmann mit diesem Einstieg natürlich auf seiner Seite, die Sympathien des Publikums sowieso. Der grüne Landesvater ist an diesem Nachmittag eigens nach Hohenlohe gekommen, um einen besonderen Mann zu würdigen, der ein besonderes Jubiläum feiert – sein 70. Arbeitsjubiläum.

Anfangs hatte Würth zwei Mitarbeiter

Es ist ein Leben für das Unternehmen: Im Jahr 1949 beginnt Reinhold Würth auf Wunsch des Vaters mit einer Kaufmannslehre in dessen Schraubengroßhandlung. Er lernt von der Pike auf, schaut zu und ab, gewinnt Einblick in die Praxis. Mit 19 Jahren, nach dem plötzlichen Tod des Vaters, übernimmt er 1954 die Firma mit zwei Mitarbeitern und einem damaligen Jahresumsatz von umgerechnet 80 000 Euro. Heute, 70 Jahre später, hat das Unternehmen Würth 77 000 Mitarbeiter und rund 13 Milliarden Euro Jahresumsatz.

Kein Wunder also, dass die Festrede im Carmen-Würth-Forum in Künzelsau-Gaisbach (Hohenlohekreis) mit Superlativen nur so gespickt ist. Er sei „einer der Unternehmer schlechthin“, „ein Unternehmer-Urgestein“, rühmt der Ministerpräsident den Jubilar, „ein echter Typ.“ Anpacken, Zupacken, Machen – da seien die Qualitäten, die Reinhold Würths Unternehmergeist ausmachten. Und der besondere Spirit des Unternehmens: „Der Mensch steht im Mittelpunkt.“ Ohne Leistungsbereitschaft gehe es freilich nicht, spielt Kretschmann auf das hohe Anforderungsniveau an, für das Würth bekannt ist, „wer die nicht mitbringt, wird hier nicht glücklich, vorsichtig ausgedrückt.“ Doch wer bereit sei zu schaffen, der habe hier eine Heimat und könne alles werden.

Kretschmann würdigt Würths Großzügigkeit

Würths großzügiges Mäzenatentum für die Region und das Land in der Kunst, in der Bildung, in der Musik oder der Kultur erfährt ebenso eine Würdigung wie sein Einsatz für das vereinte Europa und gegen Nationalismus. „Gerade Ihre Reden dazu in letzter Zeit haben mich berührt und bestärkt“, bekennt der Ministerpräsident spontan und emotional in Abweichung vom Manuskript. Vom geplant locker-vergnügten Tonfall weicht auch der Jubilar ab – und das wohl nicht ganz freiwillig. Er erlebe heute einen fast kommunistischen Personenkult, „aber ich freue mich trotzdem“, bekennt der Vorsitzende des Stiftungsaufsichtsrats der Würth-Gruppe, der, wie es sich dem Anlass entsprechend gehört, seinen Dank ausspricht – den Mitarbeitern, den Managern. Und seiner Frau, Carmen Würth, mit der er seit bald 63 Jahren verheiratet ist. „Ich möchte mich in Demut und Respekt vor Dir verbeugen“, sagt Reinhold Würth und kämpft nun hörbar mit den Tränen.

Das Essen ist ganz nach dem Geschmack des Jubilars

Das kulturelle Programm ist dem Anlass entsprechend ausgesucht: Die Würth-Philharmoniker und der Gaechinger Cantorey, der Chor der Internationalen Bachakademie Stuttgart, umrahmen die Veranstaltung etwa mit dem Jägerchor „Was gleicht wohl auf Erden“ aus der Oper „Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Dafür dankt der 84-jährige Kunstfreund den Künstlern besonders: „Ganz nach meinem Geschmack.“ Das gilt auch fürs Abendessen, bei dem die „Leibspeisen“ des Jubilars serviert werden: Saure Nierle, Linsen mit Spätzle, Bäckle und Rostbraten vom Boeuf de Hohenlohe sowie Steinpilzrisotto mit frischem Trüffel.