So sieht der Rohöl-Ersatz aus, der aus Wasser und CO2 hergestellt wird. Die dafür aufgewendete Energie aus erneuerbaren Quellen wird darin zumindest teilweise gespeichert. Foto: René Deutscher

Deutschland wird seine Klimaziele für 2020 klar verfehlen. Durch die einseitige Ausrichtung auf das E-Auto verliert das Land beim Klimaschutz weitere Zeit, sagt ein Anlagenbauer.

Stuttgart - Der Co-Chef des Dresdner Energieunternehmens Sunfire, Nils Aldag, hält einen klimaneutralen Betrieb der mehr als 40 Millionen Autos mit einem Diesel- oder Benzinmotor in Deutschland für realisierbar. „Wollen wir den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors schnell reduzieren, können wir nicht warten, bis diese riesige Fahrzeugflotte gegen Autos mit anderen Antriebstechnologien ausgetauscht ist“, sagte Aldag unserer Zeitung. Deshalb gehöre zur Erreichung der Klimaziele auch die Nutzung synthetisch hergestellter Kraftstoffe.

„Ein geschlossener CO2-Kreislauf“

Beim Autogipfel hatte bereits Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gefordert, nicht nur auf das E-Fahrzeug zu setzen, sondern auch auf künstliche Kraftstoffe. Bei deren Erzeugung werde der Luft die gleiche Menge Kohlenstoffdioxid (CO2) entnommen, wie bei der Verbrennung wieder abgegeben werde, sagte Aldag, dessen Firma als Technologieführer bei Anlagen zur Herstellung solcher Kraftstoffe gilt. Durch die Nutzung sogenannter E-Fuels entstehe ein „geschlossener CO2-Kreislauf, der unter dem Strich nichts in die Atmosphäre abgibt“.

Betrachte man zudem, dass bei der Herstellung eines Autos mit Verbrennungsmotor weniger Emissionen anfallen, hätten mit E-Fuels betriebene Autos sogar eine bessere Klimabilanz als Elektrofahrzeuge, sagte Aldag.

Ungleiche Behandlung durch die EU

Bei den Klimaschutzvorgaben der EU würden die beiden Technologien aber sehr unterschiedlich behandelt. Die Emissionen von Verbrennungsmotoren gingen voll in die Berechnungen der EU ein – selbst wenn das Fahrzeug mit einem klimaneutralen Kraftstoff betrieben werde und gar kein zusätzliches CO2 abgibt. Umgekehrt werde der Ausstoß eines Batteriefahrzeugs mit Null angesetzt, obwohl es mit Strom fahre, bei dessen Produktion CO2 anfällt. Weil hierdurch kein Anreiz für die Nutzung von E-Fuels entstehe, bleibe man beim Klimaschutz unter dem, was möglich ist.