Die EU will dafür sorgen, dass private und öffentliche Investitionen in Künstliche Intelligenz bis 2020 zulegen. Foto: dpa

Die Europäische Union will ihre Investitionen in die künstliche Intelligenz bis 2020 auf 1,5 Milliarden Euro steigern. Kritiker sehen die Maßnahmen als überfällig an.

Brüssel - Im 21. Jahrhundert werden Daten wie Rohstoffe gehandelt. Die EU-Kommission will dafür sorgen, dass Daten – aus dem öffentlichen und privaten Sektor sowie der Wissenschaft in Europa – künftig auch besser genutzt werden können.

Schon 2016 wurde der Wert der europäischen Datenwirtschaft auf 300 Milliarden Euro geschätzt. Durch neue Maßnahmen will die EU den Wert des Datenpaktes bis 2020 auf über 700 Milliarden Euro steigern. Dies entspräche einem Anteil von vier Prozent der Wirtschaftsleistung in der EU.

Vize-Kommissionspräsident Andrus Ansip sagte: „Ohne Daten werden wir nicht das Beste aus der Künstlichen Intelligenz, Hochleistungsrechnern und anderen technischen Fortschritten machen.“ Die Kommission will dafür sorgen, dass die Daten öffentlicher Verkehrs- und Versorgungsunternehmen problemloser verfügbar sind. Außerdem dürfen öffentliche Stellen für die Bereitstellung der Daten Dritten nur noch die eigenen Bereitstellungskosten in Rechnung stellen. Zudem ist die Schaffung einer europäischen Cloud für die offene Wissenschaft geplant.

Elektronische Patienteakte für das Ausland

Auch der Zugang zu digitalen Gesundheitsdaten soll erleichtert werden. Dabei stehen allerdings der Patient und die Forschung im Mittelpunkt. Ziel ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass elektronische Patientenakten auch bei einem Aufenthalt im Ausland gelesen werden können. Außerdem soll es Wege zur freiwilligen Koordinierung der Nutzung von Gesundheitsdaten für Krankheitsvorsorge und Forschung geben. Die Mitgliedstaaten und das Parlament müssen den Vorschlägen, die den digitalen Binnenmarkt voran treiben sollen, noch zustimmen.

Zudem will die EU dafür sorgen, dass private und öffentliche Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) bis 2020 um 20 Milliarden Euro zulegen. Dazu stockt die EU-Kommission ihre eigenen KI-Investitionen 2018 bis 2020 auf 1,5 Milliarden Euro auf. Dadurch sollen zusätzlich Mittel aus öffentlich-privaten Kooperationen in Höhe von 2,5 Milliarden mobilisiert werden. KI-Projekte im Verkehr, Gesundheitswesen und anderen Schlüsselbereichen sollen auf diese Weise gefördert werden. Die Vorschläge für den besseren Zugang der Daten trügen dazu bei, dass die KI-Technologien auch an die Daten kämen, die sie als Rohstoff benötigen.

Die Kommission weist darauf hin, dass KI wie jede andere revolutionäre Technologie neue ethische und rechtliche Fragen aufwerfe. Brüssel wolle aber dafür sorgen, „dass sich durch neue Technologien unsere Werte nicht ändern“. Die Kommission werde daher bis Ende 2018 ethische Leitlinien für die KI-Entwicklung erarbeiten, die auf der Charta der Grundrechte der EU beruhten.

Kritik: Maßnahmen überfällig

Der Industrieexperte der Grünen, Reinhard Bütikofer, hält eine KI-Strategie einerseits für überfällig. Andererseits geht er mit dem Voraschlag der Kommission hart ins Gericht: „Die Kommission geht technokratisch vor. Statt einer Perspektive bietet sie ein paar Maßnahmen. Das ist viel zu kurz gesprungen.“ Bütikofer fordert eine klare Strategie für die Weiterbildung ein: Die Kommission verspreche hier und da Geld für Programme, Modelle und Fonds, drücke sich aber um die Grundsatzfrage. „Soll diese zentrale gesellschaftliche Weichenstellung überwiegend privat finanziert werden oder aus staatlichen Haushalten oder nach dem Modell der dualen Berufsausbildung?“

Künstliche Intelligenz, wie sie etwa heute bereits in manchen Smartphone-Anwendungen zum Einsatz kommt, gilt als eine der Schlüsseltechnologien im 21. Jahrhundert. Ansip meint: „Europa verfügt im Bereich der Künstlichen Intelligenz über Weltklasse-Forscher, Labore und Start ups. In China und in den USA wird jedoch deutlich mehr Geld in die Künstliche Intelligenz investiert. Daher bedürfe es abgestimmter Maßnahmen, damit die EU ihre führende Rolle nicht verliere. Wolfgang Wahlster, Chef des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), glaubt ebenfalls, dass sich die Leistungen auf diesem Gebiet in Deutschland und Europa sehen lassen können. Der FAZ sagte er: „Wir können uns dem Wettbewerb erhobenen Hauptes stellen.“ Das DFKI mit seinen 900 Mitarbeitern sei immer noch weltweit das größte Forschungszentrum auf diesem Gebiet, dem es zudem gelinge, wesentlich höher dotierte Wissenschaftler aus den USA abzuwerben.