Beate Roller hat in den vergangenen Jahren eine Menge Kunstwerke geschaffen. Einige zeigt sie nun in der Galerie 4/1. Foto: Simon Granville

Die Korntal-Münchingerin Beate Roller mag die Vielfältigkeit. Nun stellt sie ihre Werke im örtlichen Kunstverein aus. Ihr Ehemann spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle.

Es war ein Handel zwischen Beate Roller und ihrem Mann, der alles in Bewegung brachte: Sie bekommt die Bühne ihres Hauses im Korntal-Münchinger Stadtteil Korntal ausgebaut – wenn sie malt.

 

Eines Tages präsentierte die 76-Jährige ihrem Partner ein großes Bild, zumal sie die Acrylfarben, die sie gefunden hatte, nicht verkommen lassen wollte. Ihr Ehemann, der sie immer wieder sanft zum Malen drängte, war freilich begeistert, und schließlich wurde der Dachstuhl zum Atelier. Das ist jetzt zwölf Jahre her. „Meine große Leidenschaft ist die Architektur“, erklärt Beate Roller ihren Antrieb, ihr Zuhause immer wieder umzugestalten. Im Prinzip sei sie seit ihrer Ausbildung damals zur Grafikerin und Lehrerin mit dem Schwerpunkt Kunst mangels Zeit malerisch nicht tätig gewesen. Bis zum Jahr 2014. Unter anderem hat Beate Roller in Heilbronn die Jugendkunstschule gegründet und geleitet.

Ein Jahr, nachdem sie angefangen hatte, vor allem Abstraktes zu malen, geometrische Formen, zeigte Beate Roller ihre Gemälde in Korntal in der Galerie 4/1. Dort hingen außerdem viele Fotografien, denn mit der Kamera umherzuziehen, ist noch eine ihrer Leidenschaften. Die reiselustige und neugierige Korntalerin fotografierte schon über Jahre, bevor sie mit dem Malen begonnen hat. Es sind ebenfalls abstrakte Motive, Ausschnitte aus Architektur, ungewöhnliche Blickwinkel, Spiegelungen. „Ich sehe schnell, was sich gut eignet.“

„Mir war das Tun immer wichtig“

Einen Eindruck von ihrem Schaffen gibt Beate Roller in ihrer neuen Ausstellung „Fläche. Raum. Körper“. Zu sehen sind von Sonntag an, wieder in der Galerie 4/1, neben Malerei und Fotografie auch Kleinplastiken. Es ist die erste Ausstellung des Kunstvereins Korntal-Münchingen in diesem Jahr. Beate Roller sagt, es habe sich bei ihr daheim so viel Kunst angesammelt, dass sie es nun wagen wolle, sie zu zeigen. „Mir war das Tun immer wichtig, nicht das Ausstellen.“

Neuerdings verwendet die Korntaler Künstlerin Beate Roller auch (buntes) Plexiglas, etwa für figürliche Arbeiten. Foto: Simon Granville

Als Künstlerin will sich Beate Roller in keine Schublade stecken lassen. „Ich fand immer verschiedene Bereiche interessant“, sagt die Korntalerin. Man erkenne sie nicht sofort, wenn man zehn Jahre später ihre Kunst anschaue und mit der früheren vergleiche. Sie bevorzuge die Vielfältigkeit und arbeite oft an mehreren Werken gleichzeitig. Dabei hat die 76-Jährige kein bestimmtes Bild vor Augen. „Es wird einfach. Die Themen kommen zu mir, ich lasse mich prozessual leiten.“ Eine „Bauchgeschichte“ nennt sie das. Manchmal dreht sie ein Bild um, stellt fest, dass es ihr ziemlich gut gefällt – und macht weiter. Erst wenn es um die Feinheiten geht, komme der Kopf dazu.

Beate Rollers Bilder leuchten. Meistens.

Da verwundert es nicht, dass Beate Roller während der Coronapandemie Landschaften malte – und zwar menschenleere, mit verfallenen Häusern, mit insgesamt wenig attraktiver Umgebung, wie sie sie beschreibt. Diese Werke seien ebenfalls nicht bewusst entstanden. „Sie wurden einfach so.“

Nichtsdestotrotz, meistens greift Beate Roller zu einer leuchtenden Farbpalette. Wenn sie malt, nutzt sie kräftige Acrylfarben, die sie zuvor mischt. „Ich nehme die Farben nie bloß aus dem Topf.“ Und gerade die konstruktivistischen Bilder – die ihren Ursprung im Grafischen hätten – würden nur aufgrund der vielen Farbschichten so leuchten. Ihre Malerei findet sich auch in ihren Collagen wieder, ebenso abstrakte Landschaften. Sie sollen zur Assoziation anregen, es seien „Bilder zum Wandern“.

Das Plexiglas wird in der Küche bearbeitet

Neuerdings verwendet die Korntalerin obendrein (buntes) Plexiglas, etwa für figürliche Arbeiten. Sie lacht. In der Vergangenheit habe sie das Glas zwar fleißig gesammelt, aber nie verwendet. Das Material bearbeitet sie mit einem Winkelschleifer und einem Heißluftföhn. Allerdings nicht oben im Atelier, sondern unten in der Küche, die zu diesen Zwecken als Werkstatt dient. Ihr Mann finde das klasse, berichtet Beate Roller. Er ist Kunsthistoriker, und sie würden sich gern über die Bilder unterhalten.

Die Idee, Plexiglas zu nutzen, entstand voriges Jahr bei der Jahresausstellung des Kunstvereins zum Thema Transparenz. Außer Bilder wollte Beate Roller noch etwas anderes ausstellen. „Plexiglas gefällt mir gut, weil ich es auf verschiedene Weise bearbeiten kann.“ Zum Beispiel ordnet sie auch transparentes Glas so hintereinander an, dass faszinierende bunte Lichteffekte entstehen – die einzelnen Lichtanteile werden unterschiedlich am Glas gebrochen.

Vernissage mit Cellistin

Termin
Beate Rollers Ausstellung „Fläche. Raum. Körper“ mit Malerei , Fotografie und Kleinplastik wird an diesem Sonntag, 16. März, eröffnet. Los geht es um 11.30 Uhr in der Galerie 4/1 in Korntal. Die Begrüßung übernimmt die stellvertretende Vorsitzende des Kunstvereins Korntal-Münchingen, Yvonne Benz. Die Kunsthistorikerin Andrea Fix führt in die Ausstellung ein. Musik spielt eine Cellistin.

Öffnungszeiten
Die Ausstellung ist bis 6. April zu sehen, immer samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. https://www.kunstverein-korntal-muenchingen.de/.