Tim Bengel in seinem Atelier in Esslingen Berkheim mit einem seiner Werke für die New Yorker Ausstellung ‚Monuments’. Foto: dpa

Tim Bengel aus dem Kreis Esslingen hat es mit seinen Bildern aus Klebstoff und Sand zu einer eigenen Ausstellung in New York gebracht. Kurz vor der Eröffnung erzählt uns der 26-Jährige von seinen Eindrücken in den USA.

Esslingen/New York - Eigentlich hatte er die Kunst schon abgeschrieben. Ein Kommilitone in seinem dualen Studiengang Gesundheitsmanagement habe ihn dazu motiviert, sich wieder künstlerisch zu beschäftigen, sagt Tim Bengel. Das war 2014. Drei Jahre später ist er an einem Punkt angekommen, von dem viele Kunstschaffende ein ganzes Leben lang träumen: Am 7. September eröffnet der junge Mann aus Ostfildern eine Einzelausstellung in New York. In der Galerie von Philippe Hoerle-Guggenheim, einem Nachfahren von Solomon R. Guggenheim, dem Gründer des Guggenheim Museum New York, darf er vier Wochen lang 17 seiner Werke zeigen.

Doch von vorn: Für einen Schulwettbewerb am Nürtinger Wirtschaftsgymnasium hat sich der damalige Schüler vor ein paar Jahren etwas besonderes ausgedacht. „Ich habe eine großformatige Collage aus aufgeklebten Geldmünzen kreiert, bei der die Münzen in den verschuldeten Euroländern verkehrt herum angebracht waren. Das war das erste Mal, dass ich mit Klebstoff experimentiert habe.“

Körnchen für Körnchen zum Erfolg

Heute klebt Bengel Sandkörner und Blattgold auf und gestaltet auf der Grundlage von Fotos Porträts und Gemälde. Mithilfe eines Skalpells trägt er Korn für Korn auf eine Fläche auf und nutzt einen speziellen Klebstoff. Mit Blattgold setzt er gezielt Highlights. Zwischen einer Woche und drei Monaten dauert es, bis so ein Bild fertig ist. Die großformatigen Sandbilder in schwarz-weiß haben die Aufmerksamkeit in der Kunstwelt weit über Esslingen und Stuttgart hinaus auf sich gezogen. Auch weil sich der Künstler selbst in den Sozialen Medien offensiv präsentiert. „Im Mai 2016 habe ich mein erstes Video im Netz veröffentlicht, weil ich zeigen wollte, dass es sich bei meinen Bildern nicht um gedruckte Motive handelt. Der Überraschungeffekt in den Clips mit dem Abschütteln des Sandes, hat dann wohl gezündet“, sagt der 26-Jährige. Ein New Yorker Onlinemagazin habe eines seiner Videos geteilt. Seitdem ging es bergauf für den Sandkünstler aus Ostfildern.

500 000 Menschen folgen ihm mittlerweile auf Facebook, auf der Foto-Plattform Instagram sind es mehr als 300 000 Menschen. Kritik, dass er Urheber der Fotos, auf deren Grundlage er die Bilder anfertigt, nicht nenne, wehrt er ab. „Mittlerweile mache ich die Fotos, die mir als Vorlage dienen selbst“, so Tim Bengel.

Die Tür zur großen Kunstwelt heißt New York

Bereits mehrfach stellte er in Stuttgart aus, hat es aber auch schon in ferne Länder wie Malaysia und Thailand geschafft. Allerdings nur im Rahmen von Gruppenausstellungen. Jetzt hat er also seine Einzelausstellung in Manhattan. Kurz vor der Eröffnung telefonieren wir mit dem 26-Jährigen in den USA. „Die Ausstellung hier ist wirklich ein großer Traum. Die erste internationale Soloausstellung und dazu noch in New York, das ist großartig. Ich kann mir das noch gar nicht richtig vorstellen.“ Aufgeregt sei er natürlich. Dennoch fühlt er sich schon kurz nach seiner Ankunft im Big Apple ganz beflügelt: „Man hat das Gefühl, in New York ist alles möglich. In der Kunstwelt herrscht der Grundsatz, wenn du es in New York schaffst, kannst du es überall schaffen“, sagt der junge Künstler. Die Devise heiße jetzt Netzwerken und spontan sein. „Neben der Vernissage stehen Treffen mit Personen aus der Kunstszene an, und eines meiner Bilder wird sogar bei einer Benefiz-Veranstaltung der Sängerin Rihanna versteigert. Das ist alles sehr aufregend im Moment“, berichtet er.

Natürlich wolle er auch ein paar Bilder verkaufen. „Ich habe schließlich ein ganzes Jahr darauf hingearbeitet die Bilder für die Schau in New York fertig zu stellen.“ Für ein Bild von Bengel muss man allerdings mittlerweile etwas tiefer in die Tasche greifen. „Ab 25 000 Dollar geht es los. Wir würden aber auch gerne die 100 000 Dollar-Marke knacken“, sagt er. So viel muss man für sein teuerstes Werk hinlegen. Das Motiv könnte passender kaum sein: ein Triptychon der New Yorker Skyline.

Trotz des Trubels freue er sich auch wieder auf Zuhause: „In meinem Atelier in Berkheim habe ich meine Ruhe. Das ist zwar sehr abgelegen, aber ein wichtiger Gegenpol zu den Ausstellungen.“ Ende September will der Künstler wieder zurück in Esslingen sein.

Mehr Infos zur Ausstellung in New York und zu Tim Bengel gibt es hier: www.hgcontemporary.com und hier www.timbengel.com

Ausstellung in Stuttgart: Im Rahmen derGruppenausstellung „Kunscht“ zeigen junge Künstler aus Stuttgart und der Region ihre Werke. Auch zwei Bilder von Bengel sind darunter. Bis zum 30. September hängen die Werke in der Alten Kanzlei, in Stuttgart, Schillerplatz 5A, Eingang Schlossplatz.