Marion Musch entdeckt auch in den Wischspuren auf dem Bildschirm eines Smartphones etwas Künstlerisches. Foto: Thomas Krämer

In einer Serie stellen wir Künstler von den Fildern vor und sprechen mit ihnen auch über Werke, die sie um keinen Preis verkaufen wollen oder solche, die seit Langem keinen Käufer gefunden haben.

Seit wann sich Marion Musch mit Kunst beschäftigt, weiß sie nicht mehr genau. „Es muss schon als Kind gewesen sein“, sagt die aus Esslingen stammende Frau nach kurzem Nachdenken. Trotzdem verlief der Weg zur Berufskünstlerin erst einmal mit einem gehörigen Schlenker. Musch lernte Krankenschwester, studierte aber sofort nach ihrer Ausbildung Malerei und Kunsttherapie in Alfter bei Bonn. Womit sich der Kreis zur Ausbildung wieder schließt.

Malerei war es schließlich auch, mit der sie sich anfangs hauptsächlich beschäftigt hat und die auch heute noch einen Teil ihrer Arbeit ausmacht. Dafür verwendet sie unterschiedliche Materialien. Die Farben wie Casein- oder Eitempara, aber auch die Eigenkreation Rotwein-Aschelasur, stellt sie selbst her.

Doch die Malerei als Richtung der Kunst setzt ihr Grenzen. „Manches, was ich sagen möchte, geht damit nicht“, sagt sie und ergänzt, keine fotorealistischen Werke machen zu wollen. Musch geht es dabei beispielsweise um gesellschaftspolitische Fragen. Die Gentechnik ist ein Thema, mit dem sie sich beschäftigt. „Ich stelle mir die Frage, inwieweit wir in die Natur eingreifen können“, so Musch. Das könne man jedoch nicht malen, das müsse man in Form einer Installation aufgreifen. „Homotaurus“ heißt die Miniinstallation, in der sie sich mit den ethischen Grenzen dieses Forschungsgebiets und dessen Möglichkeiten für medizinische Behandlungen auseinandersetzt.

Deutlich größer als diese in etwa schuhschachtelgroße Arbeit sind Werke wie „Des Kaisers neue Kleider“, in dem sich Musch anhand von Kleiderbügeln mit dem schönen Schein des Konsums und der Manipulation des Verbrauchers beschäftigt und das an das bekannte Märchen von Hans Christian Andersen rund um den eitlen Kaiser angelehnt ist.

Neben den beiden Standbeinen Malerei und Installationen setzt sie zudem auf Kunsttherapie sowie Kurse. So beteiligt sie sich unter anderem seit Jahren am Filderstädter Sommerferienprogramm und gibt auch Kurse für Erwachsene in ihrem Atelier MaMuK in Sielmingen. Der eine oder andere Bürger dürfte auch in direktem Kontakt mit einer ihrer – in diesem Fall preisgekrönten – Ideen gekommen sein: dem »Roten Fahrrad«, das im Rahmen der Radkultur-Veranstaltungen von jedem kostenfrei genutzt werden konnte und das jedoch verschollen ist.

Kostenfrei ist das passende Stichwort. Unverkäufliche Werke? „Ich verkaufe prinzipiell alles. Meine Kunst mache ich nicht für mich, sondern will damit auch wirken“, sagt Musch. Also ist sie eigentlich falsch in dieser Serie? Mitnichten! Denn eines verkauft sie nicht: ihre Ideen, aus denen Kunstwerke entstehen können. Um das zu verdeutlichen, nimmt sie ein Smartphone vom Tisch. „Ich habe gemerkt, dass ich auf dem Display Spuren mit meinem Finger hinterlasse“, erklärt Musch. Etwas, das die meisten Menschen stört und was mit Reinigungsmittel schnell weggewischt wird. Sie habe aber interessiert, welche Formen zurückbleiben. „Auf meinem Smartphone entsteht durch das Wischen oft ein Kreuz. So ist die Idee einer Installation entstanden, bei der Smartphones in aufgespannten Netzen befestigt werden, die zum einen symbolisch für das Netzwerk stehen, zum anderen aber auch die Wisch-Spuren sichtbar machen. Ob und wann diese Idee umgesetzt wird, ist jedoch unklar.