Inmitten seiner Bilder erinnert sich Gyjho Frank an ein vor rund 30 Jahren entstandenes Werk mit dem Titel „Out of Space“. Foto: Thomas Krämer

In einer Serie stellen wir Künstler von den Fildern vor und sprechen mit ihnen auch über Werke, die sie um keinen Preis verkaufen wollen oder solche, die seit Langem keinen Käufer gefunden haben.

Filderstadt - „Am Anfang“, sagt Gyjho Frank, „waren für mich alle Bilder unverkäuflich, ich habe für mich selbst gemalt.“ Er habe gar nicht gewusst, dass man sie verkaufen kann. Sie seien wie die eigenen Kinder gewesen, von denen man sich nicht trennen will. Erst ein Freund habe ihn darauf hingewiesen, dass man lernen müsse, loszulassen, den Bildern eine neue Heimat geben. Malerei, ganz allgemein die Kunst, sei immer etwas Persönliches. „Es gibt über die Arbeit eine Verbindung zwischen dem, der sie geschaffen hat, und dem, der sie kauft“, ist er überzeugt.

Wenn der in Plattenhardt lebende Künstler diese anfängliche Einstellung beibehalten hätte, müsste er ein Haus mit einem sehr großen Lagerraum haben. Denn Gyjho Frank arbeitet seit 1972 als freischaffender Künstler. Und viele seiner oft sehr farbigen Werke haben eine stattliche Größe.

Gyjho Frank kam 1954 in Cottbus zur Welt, wuchs jedoch im oberschwäbischen Biberach auf. Es folgten Gymnasium, Fachhochschule, dann der Beginn eines Architekturstudiums und die Hinwendung zur Kunst, mit der er fortan seinen Lebensunterhalt verdienen sollte. Als Maler, aber auch als Dozent, beispielsweise an der Filderstädter Kunstschule. „Der Verkauf der Bilder war immer so eine Art Schadensersatz, den ich für meine Arbeiten bekommen habe“. Aber wenn man als Künstler leben will, ist man auf den Verkauf der Arbeiten angewiesen, „was nicht immer leicht ist“.

Ein unverkäufliches Bild? „Das gibt es. Es geistert durch meinen Kopf, aber ich weiß nicht, wo es ist und wer es hat“, sagt der Künstler und schmunzelt. In seiner Vorstellung ist das Werk jedoch noch sehr präsent, obwohl er unzählige Leinwände gefüllt hat. „Out of Space“ heißt es und ist Mitte der 1980er Jahre gemalt worden.

„Ein einmaliges Bild, 60 auf 60 Zentimeter und ziemlich leer“. Es bestand aus einem weißen Hintergrund, auf dem ein schwarzer Kreisausschnitt mit hineinfließender Farbe zu sehen sei, dazu ein etwas außerhalb befindlicher Klecks. „Eine Arbeit, die eher grafischen Charakter hat und daher untypisch ist für mich“, sagt der Künstler.

Dafür hatte sie schon fast prophetische Qualitäten. Denn Gyjho Frank widmete sich im Laufe seines künstlerischen Lebens vielen unterschiedlichen Themen. Wenn er an „Out of Space“, dessen Kugeln im Raum und den Klecks außerhalb dieser Sphären denkt, dann hat er weit vorausgeschaut. Denn genau das ist das Thema, mit dem er sich heute vorwiegend beschäftigt. „New Planet“ heißt der Band, der angesichts seines Künstlerjubiläums im vergangenen Jahr erschienen ist und in dem er „sein“ künstlerisches Universum präsentiert, das aus kleinsten Teilchen, aber auch aus Galaxien besteht. Er eroberte mit Farbe und Pinsel nicht nur diese schwer fassbaren Sphären, sondern auch die dreidimensionale Welt mithilfe digitaler Technik. „Wir sind die Schlüssellöcher, durch die sich die Kunst selbst sieht“, hatte er einmal gesagt.

Es gibt Bilder, die verschollen sind wie „Out of Space“, andere bleiben auf der Strecke wie einige seiner Arbeiten, die er in irgendwelchen Häusern auf Gran Canaria vermutet. Und dann sind noch die Arbeiten, die noch auf der Staffelei stehen und trocknen – und schon einen Käufer haben. „Das passiert allerdings sehr selten“, sagt Gyjho Frank. Und ob der Verkauf richtig war, bemerkt man bisweilen erst im Rückblick. „Manchmal“, sagt der Künstler, „ist das Werk weiter als die Person, die es geschaffen hat“.