Einer seiner Lehrmeister war Wolfgang Mothes, der „Papst der Schwarz-Weiß-Fotografie“, wie Fetzi Baur sagt. Foto: Thomas Krämer

In einer Serie stellen wir Künstler von den Fildern vor und sprechen mit ihnen auch über Werke, die sie um keinen Preis verkaufen wollen oder solche, die seit Langem keinen Käufer gefunden haben.

Filderstadt - Das Erste, was einem beim Betreten des Fotostudios von Fetzi Baur in Bernhausen begegnet, ist eine Kaffeemaschine. Dann blickt man auf Computer, Drucker und allerlei andere Utensilien, auch Lampen. Und an der Wand über dem Stuhl des Fotografen hängen vier großformatige Fotografien, die alle das gleiche Motiv zu unterschiedlichen Zeiten zeigen. „Die sind alle unverkäuflich“, sagt er und schiebt sich eine Zigarre in den Mund – sein Markenzeichen.

Baur stammt aus Tuttlingen, aufgewachsen ist er am Bodensee. Das Fotografieren hat er – von der richtigen Auswahl des Bildausschnitts über den Druck auf den Auslöser bis hin zur Entwicklung der Aufnahmen – in allen Details gelernt. Seine Lehrmeister waren unter anderem Sam Haskins, Stefan Moses und Wolfgang Mothes, der „Papst der Schwarz-Weiß-Fotografie“, wie Baur sagt.

Bekannte Unternehmen als Kunden

Sein erstes Geld mit der Fotografie verdiente er mit 16 Jahren, als er Aufnahmen vom legendären Woodstock-Festival verkaufte. Ein Fingerzeig, denn später sollte Baur etliche Musikstars ablichten, unter anderem für das Magazin „Rolling Stone“. Auch für Zeitschriften wie Stern oder Geo ging er auf Tour. Schon seit Jahren wird Baur von bekannten Unternehmen gebucht, um sie oder ihre Produkte ins rechte Licht zu setzen. Architektur-, Industrie-, Kunst und Porträtfotografie macht einen großen Teil meiner Arbeit aus“, sagt er.

Baur setzt jedoch auch eigene Ideen um. Es sind vor allem Menschen, die in seine Objektive blicken und dann in Schwarzweiß auf Film oder – seit etwa sieben Jahren – auf den digitalen Sensor gebannt werden. Mehr als 560 Personen hat er porträtiert; bekannte wie Volker Kauder, Anke Huber oder Günther Oettinger, aber auch Menschen, die nicht im Licht der Öffentlichkeit stehen. Durch eine spezielle Art der Beleuchtung wirken die Bilder dreidimensional, was Baur als den „Mona-Lisa-Effekt“ bezeichnet. „Daraus soll ein Buch entstehen“, so sein Plan.

Porträts mit der Bauchkamera

Aktuell fotografiert er zudem die Mitglieder des Württembergischen Staatsorchesters – zusammen mit ihren Instrumenten. Und wenn Zeit ist, fliegt Baur nach Havanna, wo er schon mehrfach mit einer um den Bauch geschnallten Kamera Porträts geschossen hat, ohne dass das Gegenüber es merkte. „Diese Aufnahmen sind natürlich und ungestellt“, freut er sich.

Ein Blick zurück an die Wand auf die vier unverkäuflichen Fotografien, auf denen das Neue Museum in Nürnberg zu sehen ist: „Die Fotoserie habe ich für einen Wettbewerb aufgenommen“, erzählt Baur. Zu sehen ist eine Spiegelung dieses architektonisch interessanten Bauwerks, die der Fotograf durch die Auswahl des passenden Standorts erreicht hat. Baur hatte sich seinen Platz, ausgerüstet mit einer schweren Planfilm-Ausrüstung, gesucht und gefunden. Alle sechs Stunden – um 6, 12, 18 und 24 Uhr – drückte er auf den Auslöser. Seine Position in einem vergleichsweise engen Gang verließ er nicht, schließlich wollte er die hochwertige Kamera nicht unbewacht lassen. Erschwerend kam hinzu, dass es ein eiskalter Wintertag mit bis zu 15 Grad Minus war. „Ich habe ganz schön gefroren“, sagt er schmunzelnd.

Es war viel persönlicher Einsatz, der sich jedoch gelohnt hat. Die Aufnahmen gefielen nicht nur dem Fotografen selbst, sondern sie wurden auch von einer Jury goutiert. Baur gewann damit den renommierten European Architecture Award in der Sparte Architektur.