Leger in Jeans: Muhammad V. von Kelantan (links) ist der künftige König Malaysias. Zu Klaus Kienle (rechts) kam er aber vor allem als Liebhaber teurer Autos. Foto: factum/Granville


Der künftige König von Malaysia ist zu Gast in Heimerdingen. Er ist auf Einkaufstour: Beim örtlichen Spezialisten für Mercedes-Oldtimer kommt er mit reichlich Verspätung an – aber sein Einkaufszettel ist voll.

Ditzingen - Die Flagge des Sultanats Kelantan ist gehisst, sie weht sanft im Wind, stundenlang, so lange der Sultan Muhammad V. von Kelantan noch über dem Luftraum von Stuttgart kreist und sich dann im Stau über die Autobahn 8 vom Flughafen nach Heimerdingen quält. Es ist Abend, als der 46-jährige künftige König von Malaysia bei der Firma Kienle ankommt. Salopp gekleidet begutachtet er zunächst den ersten Sportwagen, den er erwerben wird, und verliert sich im Fachsimpeln mit dem Juniorchef Mark Kienle. „Die Bremsen wurden nicht viel benutzt, sie glänzen nicht“, stellt der Sultan fest.

Die Fußballer Manuel Neuer, Mario Gomez, der Rennfahrer Adrian Sutil, der Schönheitschirurg Werner Mang, der Sultan Tunku Ibrahim Ismail Ibni Tunku Mahmud Iskandar – sie alle sind bereits bei Klaus Kienle im beschaulichen Heimerdingen gewesen, um Old- und Youngtimer zu kaufen und ihre Fahrzeuge warten zu lassen. Am Freitag nun war Muhammad V. von Kelantan im Ditzinger Stadtteil zu Gast. Sultan Muhammad V. von Kelantan, einem Sultanat in Malaysia, wird Anfang des nächsten Jahres zum König von Malaysia gekrönt. Es ist ein turnusgemäßer Wechsel, derzeitiger König ist der Sultan von Johor.

Für den künftigen Monarchen des südostasiatischen Staates hat Kienle in dessen Auftrag einen Sportwagen erworben, genauer einen CLK Prototyp von AMG, einen Geländewagen, zudem einen Porsche 918 beschafft. Über die Deutsche Handelsvertretung war der Besuch angekündigt worden. Am Tag der Ankunft musste Kienle freilich Flexibilität beweisen. Die Ankunftszeit des Sultans auf dem militärischen Teil des Flughafens verschob sich kurzfristig um einige Stunden.

Viele Gäste kommen inkognito

Meistens kommen die Gäste unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Klaus Kienle, dem Geschäftsführer einer Automobiltechnikgesellschaft. Fern der Großstadt, fern des Blitzlichtgewitters kaufen sie wertvolle Fahrzeuge, erfreuen sich vor allem aber an ihrem Besitz, der in Hallen der Region geparkt und von Kienle gewartet und gepflegt wird. Wenn die Autoliebhaber kommen, sei die Atmosphäre meist locker, meint Kienle. „Es ist wie Urlaub für die meisten.“ Ganz gleich, welche Aufgabe sie in ihrer Heimat erfüllten, es seien doch alles „Enthusiasten, die sich auf die Autos freuen“. Mit manch’ seiner Kunden verbindet ihn heute echte Freundschaft. Kienles Kunden kommen aus Bahrain, Dubai, Kathar, Saudi-Arabien, Libyen, Marokko und Indonesien. Im Königshaus von Marokko in Rabat ist Kienle ein bis zweimal im Jahr zu Gast, des Kundendiensts wegen. 1000 Fahrzeuge müssen dort gewartet werden – die Sammlung hat der Urgroßvater des amtierenden Königs begonnen. Allein der König von Marokko besitze 26 Mercedes 600 – „so viele, wie es heute vermutlich in ganz Deutschland noch gibt“, sagt Kienle. Auch ihm selbst hat es vor allem der Mercedes 600 angetan, jenes Modell, das auch der Sänger Udo Jürgens einst gefahren hat und das ein Nachbesitzer später über Kienle zum Verkauf anbot.

Kienle, aufgewachsenen in Vaihingen an der Enz, macht nicht viel Aufhebens um seine Kunden, Diskretion ist sein Geschäft. Gelernt hat der Kraftfahrzeugmeister sein Geschäft bei Mercedes. 22 Jahre hat er dort gearbeitet, ehe er sich selbstständig machte. Gewiss hat er dort schon gute Kontakte geknüpft, ins Geschäft kam er in den frühen 1980er Jahren letztlich aber über einen Freund, einen Schweizer. Der wiederum war ein Freund des Königs von Kuwait. Und so sprach sich sein Name herum.

Beginn in einer Garage

„Ich fing an in einer Garagenwerkstatt in Heimsheim“, erzählt Kienle; 20 Mitarbeiter hatte er später in Rutesheim. 92 sind es derzeit im Ditzinger Stadtteil Heimerdingen. Er sei „der letzte Dinosaurier, der das noch macht“, sagt er und meint damit die Tatsache, dass er wohl einer der letzten ist, die den Mercedes 600 in- und auswendig kennen. Seine Lehrlinge werden in allen Bereichen ausgebildet, ob Sattlerei oder Technik. Ganz gleich, in welchem Bereich sie tätig sind, am Ende ihrer Ausbildung zählt nur eines: „Das Wichtigste ist, dass sie ihre Arbeit perfekt machen.“ Seine Meister schickt er auch allein rund um die Welt zum Kundendienst der Fahrzeuge.

Im Januar wird Muhammad V. von Kelantan möglicherweise erneut kommen. Dann wird die königliche Limousine gerichtet sein: ein Mercedes 600 Pullman.