Im SI-Centrum geht die Angst bei Servicekräften des Musicals um, dass sie ihren Job verlieren. Foto: dpa

Die Sorge in beiden Stuttgarter Musicalhäusern ist groß: Auf Ende Juli ist allen Foyermitarbeitern gekündigt worden. Im Januar haben viele Servicekräfte keinen Lohn erhalten. Gund dafür ist die Insolvenz des bisherigen Dienstleisters.

Stuttgart - Für Januar blieb bei vielen der Lohn aus, dann kam die Kündigung. Der Dienstleister Onstage & Sports Service GmbH (OSS) mit Sitz in Hamburg, der sich im Auftrag der Stage Entertainment seit zehn Jahren um Einlass, Garderobe und Getränkeverkauf im Stuttgarter Apollo- und Palladiumtheater kümmert, hat Insolvenz angemeldet. Die meisten Foyermitarbeiter sind als 450-Euro-Kräfte beschäftigt. Noch wissen sie nicht, wie es im August weitergeht. Die Hoffnung ist groß, dass sie bis dahin regulär weiterarbeiten können und ihr Geld vom Arbeitsamt oder vom Insolvenzverwalter erhalten.

Die Stage Entertainment hatte den Vertrag mit Onstage & Sport Service nicht verlängert, worauf der Dienstleister seine Pleite nicht abwenden konnte. Die Firma hat Ersatzaufträge in diesem Volumen, so wird spekuliert, nicht gefunden, sodass sie wohl keine andere Möglichkeit sah, als allen 1000 Mitarbeitern – nicht nur in Stuttgart, sondern in allen Stage-Häusern in Deutschland – das Kündigungsschreiben zu schicken. Telefonisch war die insolvente Firma am Dienstag nicht zu erreichen.

Über die Gründe der Trennung ist nichts zu erfahren

Über Einzelheiten zum Zerwürfnis ist auch von der Hamburger Zentrale des Musicalmarktführers Stage Entertainment nichts zu erfahren. „Es war eine Vielzahl an Gründen“, sagte Unternehmenssprecher Stephan Jaekel unserer Zeitung. In der Branche sei es nicht unüblich, dass man von Zeit zu Zeit den Service-Anbieter wechsle. Nach zehn Jahren werde man sich nun von der OSS trennen. Noch stehe nicht fest, wer neuer Dienstleiter für die sogenannten Vorderhäuser wird. „Wir brauchen einen Partner, der die große Flexibilität garantieren kann, die in einem Theater mit wechselnder Auslastung nötig ist“, sagte Jaekel. Die Chance sei groß, dass der neue Dienstleister auf die bisherigen Mitarbeiter zurückgreift, also viele von ihnen übernimmt. „Aber ich kann natürlich nicht unserem künftigen Partner vorgreifen“, erklärte der Unternehmenssprecher. Wichtig sei nun, dass durch das Insolvenzverfahren die Bezahlung des Personal gesichert sei.

Kritik auch von der Gewerkschaft Verdi

„Kein Dienstleister dürfte bereits so viele Arbeitskräfte haben, um den Betrieb reibungslos im August übernehmen zu können“, sagte ein Foyermitarbeiter, der darum bat, seinen Namen nicht zu nennen. „Bei vielen Jobs im Foyer geht es ja nicht darum, Karten abzureißen oder Getränke auszuschenken“, fuhr er fort, „es geht auch um Organisation und Teamleitung.“

Kritik an der Onstage & Sports Service GmbH kommt von der Gewerkschaft Verdi. Die Geschäftsleitung des Personaldienstleister habe sich im Dezember „mit massiven Angriffen“ dagegen gewehrt, dass die Mitarbeiter in Hamburg einen Betriebsrat gründen. „Schon bei der Einladung zur Betriebsversammlung kam es zu massiven Irritationen“, erklärte eine Sprecherin von Verdi. So habe die Geschäftsführung die Einladung nicht, wie gesetzlich vorgesehen, an die Beschäftigten zur Kenntnis gegeben. Im Dezember haben die ersten der Mitarbeiter keinen Lohn erhalten. Im Januar war auch das Personal in den Stuttgarter Musicalhäusern davon betroffen.