Der greise Revolutionsführer Fidel Castro zeigt sich in Abschiedsstimmung und kokettiert auf dem Parteitag in Havanna mit seinem Ableben.(Archiv) Foto: dpa

Fidel Castro nutzt den Parteitag der kubanischen Kommunisten für einen letzten großen Auftritt mit Wehmut. Bruder Raúl bleibt trotz seines ähnlich hohen Alters noch fünf Jahre Parteichef. Die Verjüngung der Partei lässt auf sich warten.

Havanna - Am Ende, als die Leitlinien diskutiert, die Reformen beschlossen und die Anträge verabschiedet waren, bekam dieser lange und zähe Parteitag endlich einen emotionalen Moment: Kubas Kommunisten hatten gerade viertägige Beratungen hinter sich gebracht, da galt es, denjenigen zu ehren und zu verabschieden, der auf diesem siebten Parteikongress eigentlich nur als überdimensionierter Kopf auf einem Plakat anwesend war: Fidel Castro, 89 Jahre und acht Monate, Revolutionsführer im Ruhestand, körperlich schwach, aber im Kopf noch wach, besuchte die 1000 Delegierten und 280 Gäste und hatte ihnen was zu sagen: „Ich werde bald 90, was ich nie für möglich gehalten hätte. Es war eine Laune der Natur“, sagte er, um dann mit seinem möglichen baldigen Ableben zu kokettieren: „Aber jeder ist mal dran. Vielleicht ist es eines der letzten Male, dass ich in diesem Saal spreche. Aber die kubanischen Ideen bestehen fort.“

In der schon bekannten Adidas-Trainingsjacke und mit Karo-Hemd nahm er noch ein letztes Mal seine Rolle als Revolutionswächter ein, die er seit seinem Rücktritt vor bald zehn Jahren ausübt. Castro, der 1959 die Revolutionäre beim Einmarsch in Havanna anführte, meinte, dass man auch nach ihm an den gleichen Idealen von damals festhalten solle: „Unseren Brüdern in Lateinamerika und der Welt sei gesagt: Das kubanische Volk wird siegen“. Die Delegierten applaudierten Fidel und ließen ihn hochleben.

Fidel Castro ist sich all die langen Jahre treu geblieben. Schmerzliche Realitäten hat er nie als die eigenen Schwächen oder die des Systems Kuba gesehen, sondern als Verschwörungen gegen seine Insel, die noch immer wie ein widerspenstiges kommunistisches Eiland im Meer des Kapitalismus dümpelt.

Seit seinem erzwungenen Rücktritt wegen einer Darmerkrankung vor bald zehn Jahren ist aus dem Revolutionsführer ein Revolutionswächter geworden – eine Art moralische Instanz, die aus dem Hintergrund darüber wacht, dass der nur um fünf Jahre jüngere Bruder Raúl Kuba nicht zu radikal auf Kapitalismus trimmt.

Und auch wenn der große den kleinen Bruder auf dem Parteitag für seine „außergewöhnlichen Anstrengungen“ lobte, die Insel auf Kurs zu halten: Spätestens nach dem Besuch von US-Präsident Barack Obama vor ein paar Wochen weiß man: Castro I. ist mit dem Annäherungskurs von Castro II. nicht so ganz einverstanden. Damals wetterte er in einem offenen Brief harsch gegen den alten Erzfeind und machte sich über Obamas Annäherung an die Insel lustig – damit ja auch irgendwie über die Politik seines Bruders Raúl.

Der ließ sich trotz seiner bald 85 Jahre auf dem Parteitag für weitere fünf Jahre an der Spitze des Zentralkomitees bestätigen. Mit dem gleichaltrigen José Ramón Machado Ventura blieb zudem noch ein weiterer Revolutionär der „Historischen Generation“ an der Spitze der allmächtigen KP Kubas. Somit blieb die erwartete Verjüngung der Parteiführung aus. Diese soll nach den Worten Raúls in den kommenden fünf Jahren allmählich vollzogen werden. Künftig soll niemand mehr älter als 60 Jahre sein, wenn er in das Zentralkomitee einrückt.