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Berlin feiert Jubiläum: 125 Jahre Ku'damm. In 125 Vitrinen wird Geschichte gezeigt.

Berlin - Die Bundeshauptstadt feiert ein Jubiläum: 125 Jahre Ku'damm. In 125 Vitrinen hat der Kulturhistoriker Sven Kuhrau Geschichten des Boulevards ausgestellt, der im Kalten Krieg zum Ausdruck des Kapitalismus wurde.

Es gibt Orte, an denen man Geschichte spüren kann. In Schlössern ist das der Fall. Oder in alten Städten. Auch der Kurfürstendamm in Berlin ist so ein Ort. Doch die Geschichte wird hier nicht nur in Denkmälern verarbeitet. Es ist vielmehr das, was die Straße erlebt hat: Der erste Tonfilm der Welt wurde hier 1922 gezeigt, 1962 begannen hier die Studentenproteste mit dem Besuch des Schahs, 1979 fand der erste Christopher Street Day statt, und 1989 zog die erste Loveparade durch die Straße.

Diese und ähnliche Anekdoten erzählt die Vitrinenausstellung "Der Kurfürstendamm. 125 Jahre - 125 Geschichten", die ab heute bis zum 16. Oktober entlang des Boulevards zu bestaunen ist. Erinnern sollen die Glaskästen an die Zeit von 1886 an. Damals rollte die erste Dampfstraßenbahn über den Kurfürstendamm.

Ku'damm erstmals 1685 erwähnt

"Es gibt heute rund 300 solcher Vitrinen, die ersten wurden in den 20er und 30er Jahren aufgebaut. Sie gehören oft zu den Läden, die sich an den Straßen befinden und dort ihre Waren ausstellen", sagt der Kulturhistoriker Sven Kuhrau, der die Vitrinen-Ausstellung zum Jubiläum des Boulevards zusammen mit dem Architekten Christian Pabst organisierte. Rund 80 Läden hätten sich bereiterklärt, mit 125 ihrer Vitrinen an der Jubiläums-Schau teilzunehmen. "In jeder Vitrine gibt es eine Geschichte zu einem Bewohner des Ku'damms oder einer Institution oder einem historischen Vorfall", erläutert Kuhrau.

Eigentlich ist die Straße viel älter als 125 Jahre. Denn erwähnt wird der "Churfürstendamm" erstmals auf einer Karte aus dem Jahr 1685. Reichskanzler Otto von Bismarck ließ den Ku'damm 1870/71 schließlich zum Boulevard ausbauen.

"Es ging darum, dass Berlin nach dem Deutsch-Französischen Krieg mit Paris gleichziehen wollte. Der Ku'damm war eine Art Prestigeobjekt", sagt Kuhrau. Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche sei dabei ebenso wie der Triumphbogen in der französischen Hauptstadt ein Blickfang des Boulevards.

1882: 13 Mark pro Quadratmeter

Die Folge war ein rascher Aufstieg: 1882 lag der Preis für den Quadratmeter noch bei 13 Mark - 20 Jahre später zahlte man bereits 200 Mark. Ein ungeheurer Aufstieg. 1913 lebten am Kurfürstendamm 120 Millionäre. Die Häuser hatten Portiers und Fahrstühle. Statt stinkender Schlote gab es Zentralheizungen. Außerdem gab es fließendes Wasser und Marmorbäder. Eine Villa am Kurfürstendamm hatte zwischen 200 und 400 Quadratmeter pro Etage.

Eine besondere Bedeutung bekam die 3,5 Kilometer lange Straße nach der Trennung in Ost- und Westberlin: Der Kurfürstendamm sollte das Schaufenster des freien Westens sein. Dazu wurden Bürohäuser, viele Geschäfte und Amüsierbetriebe gebaut. Der Boulevard wurde zum Ausdruck des Kapitalismus, umgeben von einer sozialistischen Mangelgesellschaft.

Um das Jubiläum zu feiern, gibt es weitere Aktionen: Auf einer Internetseite können Fans ihre persönlichen Fotos einstellen. In einem Film, den Studenten der Medienakademie zu dem Geburtstag gedreht haben, bekunden zahlreiche Berliner ihre Liebe zum Ku'damm: Er sei die "Champs- Elysées von Berlin", "meine Heimat", "das Leben" und "ein Hammer", sagen sie. Und eine alteingesessene Berlinerin meint gar: "Ich möchte da beerdigt werden."

www.kudamm2011.de