Joana Lamatsch turnte diesmal nur an zwei Geräten Foto: /vanti

Als erste Vereinsmannschaft turnt die KSV Hoheneck zum Auftakt der 3. Bundesliga in eigener Halle in Ganzkörperanzügen.

Nach viel Arbeit im Vorfeld, unzähligen Posts in den sozialen Netzwerken und natürlich noch mehr Stunden Training startete am Sonntagnachmittag ein nicht alltäglicher Wettkampf in der Hohenecker Kugelberghalle. Zum Auftakt der 3. Bundesliga Süd wurde die langjährige Bundestrainerin Ulla Koch begrüßt – die übrigens bis zum Ende blieb – und sogar ein Fernsehteam des SWR war gekommen. Der Grund: Die Heimmannschaft von der KSV Hoheneck startete als erstes deutsches Vereinsteam in Ganzkörperanzügen in einem Wettkampf – ganz nach dem Vorbild der deutschen Nationalmannschaft.

 

Die Konkurrenz hatte das aufgrund der Berichte und Posts natürlich im Vorfeld schon mitbekommen. „Ich finde es toll, dass die Hohenecker Mädels das entscheiden dürfen“, war zum Beispiel Judith Schneider, Trainerin von Zweitligaabsteiger Heidenheimer SB, sehr angetan. „Es gibt sicher viele Turnerinnen, die sich in den bisherigen Anzügen nicht so wohlfühlen. Bei uns ist das bislang allerdings allein schon aus Kostengründen kein Thema“, räumte sie ein. Ihre Sportlerinnen selbst zeigten sich interessiert („Ich finde es schön und könnte mir durchaus vorstellen, selbst mal in so einem Anzug zu turnen.“), aber auch skeptisch: „Bei den Temperaturen heute wäre das wohl zu warm“, waren sie sich einig. Man trainiere überwiegend in kurzen Hosen, in denen man leider im Wettkampf nicht turnen dürfe.

„Sie setzen ein berechtigtes Zeichen.“

Auch die Turnerinnen von TS NeckarGym Nürtingen äußerten Bedenken, dass ein langbeiniger Anzug zu warm sein könnte – standen dabei aber zum Teil selbst in langer Hose in der Halle. „Aber die Hoheneckerinnen setzen damit ein Zeichen, das auch berechtigt ist“, brachte es eine von ihnen auf den Punkt. Einig waren sich alle: Es sei mutig, dass die KSV-Mannschaft es sich als erste und derzeit noch einzige traut. Das fand auch ihr Trainer: „Obwohl es mir persönlich nicht so gefällt, bin ich stolz, dass es in meiner Liga diese Premiere gibt.“

KSV-Trainerin Uta Ziegler war nach eigenem Bekunden vor dem Einmarsch der Teams „schon durch“. Der Stress im Vorfeld bei der Organisation und Finanzierung der Anzüge, TV-Interview vor dem Wettkampf – doch die Aufmerksamkeit, die das Thema brachte, war es ihr wert. Und wer genau drauf achtete, konnte sehen, dass nahezu alle Turnerinnen sich nach ihren Übungen erst einmal den Anzug zurechtzupften – außer den Hoheneckerinnen.

Ex-Bundestrainerin Ulla Koch ist beeindruckt.

Aber natürlich ging es auch bei diesem besonderen Wettkampf vor allem um die Leistung. Und die stimmte aus KSV-Sicht voll und ganz. An allen vier Geräten gab es insgesamt nur einen einzigen Sturz, der dann aber nicht in die Wertung kam. Mit 168,95 Punkten kamen die Hoheneckerinnen auf Platz drei, nur zwei Zehntel hinter Heidenheim und weitere zwei Punkte hinter Nürtingen. Und dabei hatte Punktegarantin Joana Lamatsch nur zwei Geräte und die auch nur mit abgespeckter Übung absolviert. Die Pleidelsheimerin ist nach einer Fuß-OP noch nicht wieder so weit – doch das verspricht für die drei weiteren Wettkämpfe im Herbst noch Luft nach oben.

„Ich war insgesamt sehr beeindruckt von dem Niveau hier“, sagte Ex-Bundestrainerin Ulla Koch. „Und noch mehr von dem spürbaren Zusammenhalt in den Teams.“ Und so sah man am Ende des Wettkampfes viele zufriedene oder gar strahlende Gesichter in der Halle – allen voran die von Uta Ziegler und ihren Turnerinnen nach einer rundum gelungenen Premiere.