Mario Mandzukic (Mi.) steht mit Kroatien im Finale der WM 2018. Foto: AP

Mario Mandzukic hat Kroatien ins Finale der Fußball-WM 2018 in Russland geschossen. In Ditzingen hat man eine ganz besondere Beziehung zum Stürmer.

Stuttgart - Hunderttausende von Menschen haben auf den Straßen Kroatiens die Nacht zum Tag gemacht. Ganz so turbulent ist es in Ditzingen nicht zugegangen – doch lagen sich auch dort die Fußballfreunde in den Armen, nachdem Mario Mandzukic die kroatische Elf mit seinem Tor zum 2:1 gegen England ins WM-Finale geschossen hatte. „Wir haben uns riesig gefreut“, sagt Raffaele Semeraro, Fußball-Abteilungsleiter der TSF Ditzingen.

Einen Europameister, der einst in ihrem Verein gespielt hat, haben sie schon (Fredi Bobic/1996) – nun könnte auch ein Weltmeister hinzukommen. Denn in Ditzingen hat Mario Mandzukic einst das Toreschießen gelernt, ehe er später zum Starstürmer von Bayern München, Atletico Madrid und Juventus Turin wurde – und nun zum neuen Nationalhelden des Vier-Millionen-Einwohner-Landes an der Adria.

Nach vier Jahren zurück nach Kroatien

Auf der Flucht vor dem Bürgerkrieg in Jugoslawien landete Mario Madzukic 1992 im Alter von sechs Jahren mit seinen Eltern und seiner älteren Schwester Ivana in Ditzingen. Vater Mato, ein eisenharter Verteidiger, verdiente beim damaligen Regionalligisten ein paar Mark, der Sohn zeigte in der F-Jugend, dass sein Talent noch viel größer ist. Der Fußball und die vielen Tore halfen ihm, rasch das Heimweh zu vergessen und sich ins Gemeindeleben zu integrieren. Kein halbes Jahr dauerte es, dann sprach er fast akzentfrei Deutsch.

Nach vier Jahren jedoch lief die Aufenthaltsgenehmigung ab. Unter Tränen mussten die Mandzukic’ Deutschland wieder verlassen und kehrten nach Kroatien zurück. Mario ging bald darauf ins Fußballinternat nach Zagreb, wurde Profi und machte sich daran, die Fußballwelt zu erobern: Meisterschaften in Kroatien, Deutschland und Italien, Pokalsiege, der Champions-League-Titel mit den Bayern 2013, zu dem er im Finale gegen Dortmund ein Tor beisteuerte. Mandzukic, inzwischen 32 Jahre alt, wurde zu einem der besten Stürmer Europas – der Kontakt zu den alten Freunden im Strohgäu aber ist nie abgerissen.

Mandzukics Schwester lebt wieder in der Region

2007 zog seine Schwester zurück nach Dizingen und heiratete; ihr Sohn Marino kickt bei den TSF in der E-Jugend und wird von seinem Vater trainiert, dem Schwager von Mario Mandzukic. Regelmäßig kommt der Fußballstar zu Besuch, „allerdings immer so unerkannt wie möglich“, wie Abteilungsleiter Semeraro berichtet. Das dürfte in Zukunft noch schwerer werden – vor allem dann, wenn er aus Russland tatsächlich den WM-Pokal mitbringt.