Dubrovnik an sich ist schon sehenswert. Inzwischen ist noch eine Attraktion hinzugekommen, denn die kroatische Küstenstadt ist Schauplatz der erfolgreichen TV-Serie „Game of Thrones“.
„Was in Malta geschieht, bleibt in Malta.“ Was genau auf der Mittelmeerinsel geschehen ist, weswegen das Team von „Game of Thrones“ (GoT) dort nicht mehr drehen darf? Das kann oder will auch Filip Pobran nicht sagen. Irgendetwas Schwerwiegendes muss es gewesen sein, das gegen das Gesetz verstoßen hat, Drehplätze so zurückzulassen, wie man sie vorgefunden hat. In Dubrovnik aber, seit 1979 unter den strengen Auflagen eines Unesco-Weltkulturerbes, habe es bisher keine Probleme gegeben, sagt der Stadtführer - und zeigt in der Burg Roter Bergfried schmunzelnd auf eine Markierung mit Klebeband, die sich im Steinboden festgebissen hat und wohl noch einige Zeit dokumentieren wird, dass hier Scheinwerfer in Stellung gebracht wurden. Seit der zweiten Staffel - derzeit läuft auf Sky die sechste - ist Dubrovnik Schauplatz einer der erfolgreichsten TV-Serien der Welt. Nicht irgendeiner, denn das einstige Ragusa an der süddalmatischen Küste dient als Königsmund, Hauptstadt der Sieben Königslande und Sitz der verhassten Lennisters. Deren Roter Bergfried ist in Wirklichkeit die Festung Lovrijenac vor den Toren der Altstadt.
Los geht die GoT-Tour
Filip Pobran führt die Truppe die schmalen Stufen hinauf und mixt dabei „Facts & Fantasy“ über „King’s Landing“, wie Königsmund auf Englisch heißt. Pobran ist nicht der Einzige, der „GoT“-Touren anbietet, aber er war einer der Ersten. Und er ist in voller Montur - in Brustpanzer und vom letzten Kampf zerrissenem Hemd. Pobran ist Reenactor, der zu verschiedenen Anlässen mittelalterliche Szenen nachspielt. Seine Begeisterung für Geschichte und Geschichten hat er 2012 professionalisiert und das kleine Unternehmen Dubrovnik Tour gegründet. Mit 30 Bildtafeln von den Dreharbeiten lässt er uns die Fiktion mit der Wirklichkeit vergleichen: Die „GoT“-Macher lieben Zinnen und Türme, die sie mit computergenerierten Bildern in das echte Dubrovnik montieren. Von der Festung geht es wieder runter zur Schwarzwasserbucht, wo in der Serie verschiedene Protagonisten verabschiedet und begrüßt werden, tot oder lebendig. Jetzt geht es durch das Pile-Tor hinein in die Altstadt von Dubrovnik. In der Hauptsaison, die hier länger dauert als in anderen kroatischen Küstenstädtchen, schieben sich Tausende Touristen durch die Gassen oder auf der Mauer drum herum. Inzwischen ziehen auch Serienjunkies durch die Kulisse, die sehen wollen, wo Joffrey vergiftet wurde - da hinten im Gradac-Park! - und wo der „Walk of Shame“ ist.
Für diese Szene wurden zur Freude mancher Tagestouristen Teile der Stadt für vier Tage gesperrt, denn Cersei Lennister, mit der man herzlich wenig Mitleid hat, musste in der letzten Folge der fünften Staffel nackt durch die Straßen. Allerdings war es nicht deren Darstellerin Lena Headey. Die hatte sich vertraglich absichern lassen, keine Nacktszenen spielen zu müssen. Für Unwissende: Das ist ungefähr so, wie wenn man sich als Cowboy im Western verbitten würde, Pferdeszenen zu drehen. Und so musste ein Double tagelang immer wieder durch den Mob aus Statisten - darunter auch Touristen -, sich beschimpfen, bespucken und bewerfen lassen. Oben auf den Stufen vor der Sankt- Ignatius-Kirche, wo der Gang der Schande beginnt, zeigt Filip Pobran die Jesuitenstraße hinunter, wo sich rechts und links eine Außengastronomie an die nächste reiht. „Sehen Sie was davon im Film? Die mussten für ihren Verdienstausfall alle entschädigt werden.“ Kein Wunder, dass diese Szene als eine der teuersten der Serie gilt. Apropos Mammon: Die Tour endet profan in einem „Game of Thrones“-Shop, vor dem eine Kunststoffkopie von Tyrion Lennister, dem Star der Serie, bittet, auf dem Eisernen Thron Platz zu nehmen. „GoT“-Devotionalien gibt es auch in den Souvenirshops ebenso wie „Star Wars“-Figuren (für „Episode 8“ wurde hier gedreht, auch James Bond soll sich angekündigt haben). Denn was in Dubrovnik geschieht, soll nicht in Dubrovnik bleiben, sondern Kunde in aller Welt werden.