Rumba mit Micha Marx. Foto: Markus Ziegelwanger

„Lauchangrff“ heißt das Programm des Kritzel-Comedians Micha Marx, der in Altbach aufgewachsen ist. Da nimmt er seine Generation und ihre veganen Macken aufs Korn.

Ostfildern - Am liebsten schreibt er sich seine Kritiken selbst. Dabei geht der Kritzel-Comedian Micha Marx auch gar nicht zimperlich mit sich und seiner Kleinkunst ins Gericht. Einen knallharten Verriss hat er ebenso im Repertoire wie übertriebene Lobhudelei: „Die Auftritte von Micha Marx, die sind wie ein Bad in frisch gepresstem Bio-Orangensaft.“ Haarscharf schrammt er da am guten Ton der Kulturkritik vorbei und hat doch alle Lacher auf seiner Seite. Im Nachtstudio in der Nellinger Halle verblüffte Micha Marx sein Publikum nun mit einer neuen Form.

 

Denn seine Comedy vermittelt er mit Cartoons, die er in jeder Show mit dem Beamer an die Wand wirft. „Lauchangriff“ heißt sein neues Programm. Der Titel verrät, dass die vegane Lebensweise in der gut eineinhalbstündigen Show eine tragende Rolle spielt. Lustvoll nimmt der 36-Jährige da sich und seine Generation aufs Korn. Aufgewachsen ist er in Altbach. Selbst gezeichnete Schreckensvisionen von der riesigen Staubwolke des Kohlekraftwerks, die über sein Elternhaus in der Höhenlage wabert, wirft er ebenso an die Wand wie kleine Exkurse über die schwäbische Sprache. Dass „Glotzbebbele“ Augen sind und „Mauldäschla“ einfach tierisch gut schmecken, bekommt das Publikum da vermittelt – und das höchst vergnüglich. Mit seiner staubtrockenen Vortragsweise punktet Marx ebenso.

Zu viel Klamauk

Manchmal treibt der Künstler den Klamauk allerdings ein bisschen zu toll. Wenn er die Liebe seines Technikers Christian zu den Zierfischen aufs Korn nimmt, gerät er in Sachen Humor schon mal in eine Dauerschleife. Da ist es nur bedingt lustig, wenn er den Kollegen gleich in zwei verschiedenen Variationen zeichnet – und der Witz, dass er Tabellen über seine Fische anlegt, ist dann auch schon durch. Da dreht sich Marx oft zu selbstgefällig in der eigenen Schleife.

Großen Abbruch tut das seinem originellen Programm aber nicht. Liebevoll surft der Comedian, der Kommunikationsdesign studiert hat, durch sein Leben als Sohn eines Lehrerehepaars, Waldorfschüler und Künstler. In Zeiten, da Jammern über die Auswirkungen der Corona-Krise fast zum guten Ton gehört, tut sein frischer Blick auf die Geheimnisse von Bio-Gemüse und menschlichen Unzulänglichkeiten gut. Viel Kritisches über die Klimakrise fällt zwar nicht. Zum Nachdenken regt der „Lauchangriff“ aber allemal an.