Ex-Weltmeister Christoph Kramer kritisiert den Journalismus. (Archivbild) Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Joshua Kimmich steht immer wieder im medialen Fokus. Ex-Weltmeister Christoph Kramer übt vor diesem Hintergrund Kritik an Arbeitsweisen im Journalismus.

Ex-Weltmeister Christoph Kramer hat Teile des Sportjournalismus in Deutschland kritisiert. Die Berichterstattung nennt der Profi als einen Grund, warum es aus seiner Sicht immer weniger Typen im Fußball gibt. „In Fußball-Medien-Deutschland sucht man sich immer das raus, was später eine Instagram-Kachel wird. Dann ist es möglichst ein Zitat, wo alle schnell draufklicken“, sagte Kramer am Samstag im ZDF. 

 

Eine Expertenrunde hatte vor der EM-Partie der Türkei gegen Portugal am Samstag über eine Dokumentation über Nationalspieler Joshua Kimmich gesprochen. In dieser hatte Kimmich tiefe Einblicke gewährt, unter anderem in die Zeit während der Corona-Pandemie.

Kramer bemängelte grundsätzlich, dass medial einzelne Zitate herausgegriffen würden. „Ich finde es ganz furchtbar, weil es kein Journalismus mehr ist. Wir sind irgendwie in Deutschland dahingekommen, dass das unser Journalismus ist. Ich weiß, dass es auch noch verdammt viele gute Journalisten gibt. Die Allgemeinheit ist einfach nur: schnelle Klicks und möglichst hohe Erfolgszahlen bei Instagram.“ 

„Man überlegt sich 100 Mal, was man noch sagt“

In diesem Fall bezog er sich auf Kimmichs Bereitschaft, rechts hinten statt auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld zu spielen. Kramer kritisierte explizit nicht die Dokumentation, sondern dass Aussagen Kimmichs damals in der medialen Debatte aus dem Zusammenhang gerissen worden seien.

Der 33 Jahre alte Kramer fügte an: „Man überlegt sich 100 Mal, was man noch sagt, weil die Medien daraus immer ein Riesending machen. Das verhindert Typen. Dann können wir uns aber nicht hinstellen und sagen: Wir wollen aber Typen, wenn wir immer alles ausschlachten und 100 Mal rumdrehen.“ Kimmich selbst empfinde er als „mega angenehmen Typen“.

„Brutale Zeit“

Der Bayern-Profi hat in der in dieser Woche veröffentlichten ZDF-Doku unter anderem offen über die Impf-Debatte um seine Person gesprochen. „Am Ende sind wir dahin gekommen, dass es heißt: Es ist die Pandemie der Ungeimpften. Und derjenige, der für die Ungeimpften steht, ist Joshua Kimmich. Also ist auch er für die Pandemie verantwortlich.“

Kimmich hatte sich während der Corona-Pandemie zunächst nicht impfen lassen. Zeitweise musste er als ungeimpfte Kontaktperson in Quarantäne. Schließlich kündigte er an, sich doch impfen zu lassen.