Der Liter Vollmilch ist künftig beim Discounter und bei den Billigangeboten der Supermärkte schon für 55 statt für 59 Cent zu haben, das 250 Gramm-Paket Deutsche Markenbutter kostet nur noch 89 statt 99 Cent. Foto: dpa

Die Verbraucher freuen sich über den aktuellen Preisrutsch bei Milch, Butter und Sahne. Doch Tierschützer und Milchbauern sehen das ganz anders.

Essen/Mülheim - Milch, Butter und Sahne werden billiger. Der Liter Vollmilch ist künftig beim Discounter und bei den Billigangeboten der Supermärkte schon für 55 statt für 59 Cent zu haben, das 250 Gramm-Paket Deutsche Markenbutter kostet nur noch 89 statt 99 Cent. Das freut viele Verbraucher. Doch der Deutsche Tierschutzbund warnt vor einem „Preisdumping auf dem Rücken von Landwirten und Tieren“.

Deutschlands größter Discounter Aldi drehte am Donnerstag einmal mehr an der Preisschraube. Der Billiganbieter senkte die Preise für Milch, Schlagsahne, Kondensmilch, Créme fraiche und Butter teilweise um mehr als 10 Prozent. Der Discounter gab damit den Takt vor für weite Teile des Handels. Denn viele Wettbewerber orientieren sich im Preiseinstiegsbereich am Aldi-Preisniveau.

Rewe kündigte bereits an, dem Beispiel von Aldi zu folgen. Und auch Aldi-Erzrivale Lidl zog mit. Penny und Norma wollten ebenfalls die Preise im Milchregal senken. Bereits im April waren die Käsepreise in Deutschland ins Rutschen geraten. Ermöglicht wurde diese Entwicklung durch den Preisverfall am Rohstoffmarkt. Dort trifft nach Angaben von Andreas Gorn, Marktanalyst für Milch und Milchprodukte bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI), derzeit ein vergleichsweise hohes Milchangebot auf eine geringe Nachfrage. „Das setzt die Preise unter Druck“. Die Einzelhandelsunternehmen hätten diese Situation genutzt, um in den halbjährlichen Vertragsverhandlungen mit der Milchbranche für sich günstigere Einkaufskonditionen durchzusetzen, berichtet der Experte.

Kritik kommt von Bauern und Umweltschützern

Dabei macht den Milchproduzenten nicht nur der schleppende Inlandsabsatz zu schaffen. Auch fehlende Exporte nach Russland und eine geringere Nachfrage aus China erschweren die Situation, wie Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband erläutert. Schließlich geht inzwischen fast die Hälfte der deutschen Milchproduktion in den Export.

Mit einer raschen Besserung der Situation für die Milchbauern rechnen beide Experten nicht. „Ich sehe nichts, wodurch der Milchpreis in Kürze deutlich nach oben getrieben werden könnte“, meint Gorn. Auch Börgermann rechnet erst im Herbst mit einer Verbesserung der Absatzsituation.

Bei Bauern und Umweltschützern stößt die aktuelle Preissenkungsrunde auf scharfe Kritik. Der Milchbauernpräsident Udo Folgart etwa sieht eigentlich keinen Spielraum für Preissenkungen. Dies gelte umso mehr, wenn man die Forderungen des Lebensmittelhandels nach höheren Tierschutzstandards und die damit verbundenen Investitionen berücksichtige.

Der Deutsche Tierschutzbund warnte, niedrigere Milchpreise gingen zulasten der Tiere und der Landwirte. Denn die von einer breiten Mehrheit der Gesellschaft geforderten höheren Tierschutzstandards seien mit Dumpingpreisen nicht möglich. So würden die Milchkühe zum Opfer des Preiskampfes.