Das Wirtschaftsministerium fragte zahlreiche Unternehmen ab, darunter auch den Karlsruher Energiekonzern EnBW. Foto: dpa

Die Politik hat sich die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf die Fahnen geschrieben. Doch wenn es um Teilzeit für Führungskräfte geht, hinken die Firmen, an denen das Land Baden-Württemberg beteiligt ist, sogar der freien Wirtschaft hinterher.

Stuttgart - Trotz aller Appelle der Politik hat sich der Anteil an Teilzeit-Chefs in Firmen mit Landesbeteiligung bislang nicht erhöht. Wie aus einer neuen Regierungsantwort hervorgeht, die unserer Zeitung vorliegt, ist ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gesunken, und zwar von 4,97 auf 4,95 Prozent. Nur 59 von fast 1200 Führungskräften treten demnach kürzer. Damit stehen die Firmen mit Landesbeteiligung in diesem Punkt noch schlechter da als die Unternehmen in der freien Wirtschaft. Laut der Arbeitskräfteerhebung von Eurostat arbeiteten im Jahr 2014 rund 6,5 Prozent aller Führungskräfte in Deutschland in Teilzeit.

Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) ist vor rund einem Jahr in der Angelegenheit aktiv geworden und hat die Aufsichtsräte all jener Firmen angeschrieben, an denen das Land mit mindestens 25 Prozent direkt oder indirekt beteiligt ist. Dazu gehören unter anderen die landeseigene Lotto-Gesellschaft, die Rothaus-Brauerei, der Energiekonzern EnBW und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Schmid bat die Aufsichtsgremien, darauf hinzuwirken, dass bei der Besetzung von Führungspositionen jene Personen, die in Teilzeit beschäftigt sind und weiterhin sein wollen, keine Nachteile erleiden. Benachteiligungen sind dem Ministerium seitdem auch nicht zu Ohren gekommen, vorangegangen ist bislang allerdings auch nichts. Schmids Sprecher sprach schon vor einem Jahr von einem „kulturellen Prozess“, der eine Weile dauern werde.

Aus Sicht des CDU-Spitzenkandidaten Guido Wolf könnte das Vorantreiben von Teilzeitarbeit allerdings deutlich schneller gehen, „Diese Landesregierung versagt dabei, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in den landeseigenen Betrieben zu ermöglichen“, sagte er am Montag unserer Zeitung. „Die blumigen Ankündigungen von Finanzminister Schmid sind reine Worthülsen geblieben.“