Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung möchte am 12. September die Entwicklungsstudie für das Gebiet rund ums Ladenzentrum im Laihle präsentieren. Foto: Archiv Braun

Seit einer gefühlten Ewigkeit steht für die Botnanger fest, dass das neue Haus der Jugend an der Beethovenstraße gebaut wird. Das Projekt zieht sich schon über Jahre hinweg. Nun kann es zu weiteren Verzögerungen kommen, denn die Stadtverwaltung prüft, ob ein Standort im Laihle geeigneter ist, als die Fläche auf dem ehemaligen Festplatzgelände. Dafür hat man in Botnang überhaupt kein Verständnis.

Stuttgart-Botnang - Kopfschütteln in Botnang: Seit Jahren steht für die Bezirksbeiräte fest, dass das langersehnte Haus der Jugend auf dem ehemaligen Festplatz-Gelände an der Beethovenstraße entstehen wird.

Schon 2009 beantragte die CDU, dass ein Neubau an dieser Stelle geprüft werden soll. Jahrelang tat sich nichts. Immer wieder hakten die Lokalpolitiker nach – auch 2014. Michael Schneider (CDU) formulierte es damals in einem Antrag so: Fünf Jahre seien vergangen, ohne dass das Projekt erkennbar auch nur einen Schritt weitergekommen sei – „obwohl sich zwischenzeitlich alle beteiligten Ämter der Ansicht angeschlossen haben, dass der Standort für eine solche Maßnahme geeignet ist“. Die Standortfrage ist auch für den Leiter des Amtes für Liegenschaften und Wohnen, Thomas Zügel, schon lange geklärt: 2011 seien verschiedene Flächen für das Haus der Jugend geprüft worden. Es habe sich aber schnell herausgestellt, dass nur der Standort an der Beethovenstraße infrage komme, sagte Zügel den Bezirksbeiräten im März 2015.

Doch plötzlich gibt es bei der Stadtverwaltung Überlegungen, ob das Haus der Jugend vielleicht im Gebiet Laihle besser aufgehoben ist. „Ist das richtig“, fragen nun auch die CDU-Bezirksbeiräte aus Botnang und beantragen, dass das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung in der ersten Sitzung nach der Sommerpause unter anderem den aktuellen Stand zum Projekt „Haus der Jugend“ präsentiert.

Für die Bezirksbeiräte gehört das Haus der Jugend neben die Skating-Anlage

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt Martin Holch vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung, dass derzeit innerhalb der Stadtverwaltung tatsächlich über den Standort Laihle diskutiert wird: „Das Thema ist noch nicht vom Tisch“, sagt er. Allerdings gehen er und seine Kollegen der Abteilung Stadterneuerung davon aus, dass das Haus der Jugend im Gebiet Laihle nicht funktionieren werde. „Ein Jugendhaus hat in einem Bezirk ein großes Einzugsgebiet“, sagt Holch. Er glaubt, dass dies im Laihle nicht umsetzbar wäre und sich nur Jugendliche aus einem bestimmten Milieu rund um die Hochhaussiedlung dort einfinden würden. „Das wäre an der Beethovenstraße sicherlich nicht der Fall.“ Der ehemalige Festplatz sei daher der bessere Standort. „Deshalb planen wir jetzt dort erst einmal weiter“, betont Holch. Derzeit werde die Vergabe der weiteren Planungen vorbereitet. „Wir werden aber wohl EU-weit ausschreiben müssen.“ Die bisherige Kostenschätzung sei leider „nicht so belastbar“. 2015 ging Thomas Zügel noch davon aus, dass der Neubau rund 2,1 Millionen Euro kosten könnte. Wo die Schätzungen heute liegen, dazu wollte sich Holch nicht äußern. Er gehe aber davon aus, dass zunächst einmal Planungskosten in Höhe von 209 000 Euro benötigt werden. Diese Mittel müssten im kommenden Doppelhaushalt zur Verfügung stehen, damit 2020/2021 mit dem Bau des Hauses der Jugend begonnen werden könne. „Das streben wir an“, formuliert Martin Holch vorsichtig.

Diese Aussagen werden bei den Bezirksbeiräten sicherlich keine Euphorie-Stürme auslösen. Die Lokalpolitiker befürchten schon lange, dass sich das Projekt weitere Monate, wenn nicht sogar Jahre verzögert – ähnlich wie es bei der Umgestaltung des Marktplatzes und des Kinderhauses an der Kirchhaldenschule der Fall war.

Für Botnangs Bezirksvorsteher Wolfgang Stierle steht fest: Der beste Platz für das Haus der Jugend ist an der Beethovenstraße. „Es gibt dazu eine klare Beschlusslage des Bezirksbeirates“, sagt der Schultes. Zudem habe man auf dem ehemaligen Festplatz-Gelände mit Bedacht eine Skating-Anlage geschaffen. „Warum dort? Weil es dort auch mal laut werden kann“, sagt Stierle. Die Tennishalle fungiere als Lärmschutz und auf der anderen Seite gebe es nur Wald. „Und jetzt sollen wir mit dem Haus der Jugend vielleicht mitten rein ins Hochhausgebiet im Laihle? Was passiert, wenn da mal eine Rockband spielt?“ Außerdem habe man dem Inhaber der Tennishalle stets signalisiert, dass die soziale Kontrolle der Skating-Anlage irgendwann durch die Mitarbeiter des Hauses der Jugend abgedeckt wird.

Am 12. September soll die Laihle-Entwicklungsstudie vorgestellt werden

Warum ist dann überhaupt auf einmal das Laihle für den neuen Standort des Hauses der Jugend im Gespräch? „Der Anlass ist wohl, dass dort ein Gebäudeensemble zur Disposition steht“, sagt Martin Holch. Und in der Tat: Der Eigentümer des dortigen Ladenzentrums, der Kommunale Versorgungsverband, sucht schon seit geraumer Zeit nach einem Käufer. Und auch die katholische Kirche möchte sich in Botnang und speziell im Gebiet Laihle neu aufstellen (wir berichteten). Doch das sind keine schlagkräftigen Argumente für Bezirksvorsteher Stierle, um einen anderen Standort für das Haus der Jugend zu prüfen. Das alles sei schon lange bekannt. „Wir reden über das Laihle im Allgemeinen und seine Zukunft seit August 2013, weil ich da zum ersten Mal schriftlich auf die dortigen Probleme und die potenziellen Veränderungen bei der katholischen Kirche hingewiesen habe“, betont Stierle, der sich eine ganzheitliche Betrachtung des Areals rund um das Ladenzentrum wünscht. Das Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung hat sich mittlerweile der Sache angenommen und wollte eine sogenannte Entwicklungsstudie erarbeiten. Dazu gab es 2016 ein erstes Gespräch, an dem unter anderem das Bezirksamt, die Kirche und Vertreter des Stadtplanungsamtes teilgenommen hatten. Einige Schriftwechsel folgten. „Das Jugendhaus war dabei nie Thema und wurde von mir auch für diesen Standort nie thematisiert“, betont der Botnanger Bezirksvorsteher.

Seit Monaten sollte eigentlich die Entwicklungsstudie fürs Laihle fertig sein, ist sie aber nicht. Termine im Februar und April/Mai konnten nicht gehalten werden. „Es verzögert sich leider“, gibt Sabine Stark vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung zu. „Das liegt an den mangelnden Personalkapazitäten.“ Man wäre gerne schon einen Schritt weiter. In der ersten Bezirksbeiratssitzung nach der Sommerpause wolle sie aber die Studie präsentieren. Das wäre am 12. September.