Das ehemalige Rot-Kreuz-Krankenhaus in Bad Cannstatt. Foto: Sebastian Steegmüller

Dass das Land im alten Rot-Kreuz-Krankenhaus in Bad Cannstatt eine forensische Psychiatrie unterbringen will, sorgt für Kritik im Bezirk: Es kursiert eine Unterschriftenliste und ein Landtagsabgeordneter unterstützt den Protest ebenfalls.

Gegen die Pläne des Landes, im ehemaligen Rot-Kreuz-Krankenhaus (RKK) in Bad Cannstatt eine forensische Psychiatrie einzurichten, gibt es Kritik aus der Nachbarschaft und aus dem Bezirk. Schon als das Vorhaben kürzlich im Bezirksbeirat behandelt wurde, stieß es nicht auf Gegenliebe. Nun hat ein Anwohner eine „Petition“ formuliert gegen das Projekt, die er beim Landtag einreichen will. Harald Offenhäußer, der Autor des Petitionstextes, wohnt direkt neben der ehemaligen Lungenfachklinik. Nach dem Bekanntwerden der Pläne des Landes für das RKK sei er „von vielen Nachbarn angesprochen worden“, erzählt Offenhäußer, diese hätten sich „sehr, sehr kritisch“ darüber geäußert.

 

Innerhalb einer Woche sei die Petition von rund 300 Personen unterschrieben worden. Darin heißt es: „Die Menschen in Bad Cannstatt fühlen sich durch diese Pläne mehr als verunsichert.“ Das ehemalige Krankenhaus sei sicherheitstechnisch „nicht auf eine solche Belegung eingestellt“. Sicher sei es notwendig, Menschen mit psychischen Erkrankungen unterzubringen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Dies dürfe aber „nicht auf Kosten der Sicherheit und des Wohlbefindens einer Gemeinschaft gehen“. Deshalb bittet Harald Offenhäußer und mit ihm die Unterzeichner die Verantwortlichen, „die Entscheidung zu überdenken“.

Auch der FDP-Landtagsabgeordnete Friedrich Haag engagiert sich gegen das Vorhaben. In einer Kleinen Anfrage an das Land wollte Haag weitere Details über die Pläne für die forensische Psychiatrie erfahren. Wesentlich mehr als Vertreter des Landes unlängst im Sozialausschuss das Gemeinderats erklärt hatten, enthält die Antwort aber nicht. Die Zahl der mit einer psychischen Erkrankung oder Sucht straffällig gewordenen Menschen sei stark gestiegen, die Standorte des Maßregelvollzugs seien überlastet. Das ehemalige Rot-Kreuz-Krankenhaus eigne sich baulich wie durch seine Anbindung an den ÖPNV und sein Umfeld mit vielen Arbeitsplätzen und sozialen Bezügen sehr gut für eine forensische Psychiatrie. Das Gebäude könne „mit überschaubarem Aufwand in eine sichere, moderne Rehabilitationseinheit umgewandelt werden“, heißt es.

Protestzettel von Anwohnern am alten Klinikgebäude. Foto: privat

Friedrich Haag ist anderer Auffassung. Zwar gibt das Land an, man habe auch in den Landkreisen rund um Stuttgart angefragt, ob es dort geeignete Objekte für eine forensische Psychiatrie gebe, und man sei im Austausch mit dem Justizministerium und dem Landesbetrieb Vermögen und Bau gewesen. Für den Landtagsabgeordneten aber zeigt dies, „dass keine alternativen Standorte ernsthaft geprüft wurden“. Und angesichts von „insgesamt 52 sozialen Einrichtungen beziehungsweise Angeboten, die unterschiedliche Hilfestellungen leisten und sich an verschiedene Zielgruppen richten“, wie das Land für Bad Cannstatt unter Berufung auf die Stadt angibt, erklärt Haag: „Leider vermisse ich hier von Landesseite Verantwortungsbewusstsein und Wille, den Stadtbezirk Bad Cannstatt vor einer Überbelastung zu bewahren.“

Land: städtisches Umfeld unproblematisch

Der FDP-Abgeordnete hält den Standort, „zumal mitten in der Altstadt“, für eine forensische Psychiatrie „gänzlich ungeeignet“. Überdies prüfe das Land für den Bezirk „nur einen Kilometer weiter eine Landeserstaufnahme für Flüchtlinge“. Das Land hatte bereits gegenüber dem städtischen Sozialausschuss deutlich gemacht, dass eine Einrichtung des Maßregelvollzugs auch in einem großstädtischen Umfeld gut funktioniere.