Das Wunschziel vieler Stuttgarter: die Führerschein- und Zulassungsstelle. Die Wege dorthin sind allerdings höchst unterschiedlich und ziemlich beschwerlich. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Seit Anfang Juni sollen die ebenfalls unter Personalnot leidenden Bürgerbüros die Stuttgarter Führerscheinstelle entlasten. Das klappt offenbar nicht immer – und mancher Bürger ist der Verzweiflung nahe.

Eigentlich ist es eine Kleinigkeit, die der Stuttgarter zu erledigen hat. Er verfügt über einen alten Führerschein der Klasse zwei. Um sein Wohnmobil fahren zu dürfen, muss er ihn alle fünf Jahre verlängern lassen. Eine reine Formalie. Doch nicht in Stuttgart, wo der Bürgerservice derzeit ziemlich in Schieflage geraten ist.

 

„Ich wusste ja, dass man mit viel Vorlauf rechnen muss, deshalb wollte ich mich frühzeitig darum kümmern“, erzählt der Mann. Das nutzt freilich nichts, wenn man gar nicht erst durchkommt. Denn anders als auf der Zulassungsstelle auf demselben Areal kann man bei der Führerscheinstelle der Stadt weder online Termine vereinbaren noch einfach vorbeikommen – es ist eine telefonische Terminabsprache nötig.

Der Mann wählt und wählt und wählt. Und bekommt einfach niemanden ans Telefon. Eine Erfahrung, die er mit vielen teilt. „An einem Tag, hat mir der Zähler auf dem Telefon gezeigt, habe ich es 262-mal probiert“, sagt er. Daraufhin telefoniert er sich durch die halbe Stadtverwaltung. Bekommt eine E-Mail versprochen, die nicht eintrifft. Und erfährt schließlich zu seiner großen Überraschung, dass angeblich nur ein einziger Mitarbeiter dafür zuständig sei, die Anrufe für die Führerscheinstelle entgegenzunehmen. „Das ist doch ein Witz“, sagt der Stuttgarter.

Dazu kommt, dass die Stadt offiziell mitgeteilt hat, dass die ebenfalls personell unterbesetzten Bürgerbüros vom 1. Juni an wieder Führerscheinangelegenheiten übernehmen, um die Lage etwas zu entspannen. Mit diesem Wissen wollte der Mann zum Bürgerbüro in Zuffenhausen – und wurde dort wiederum an die Führerscheinstelle verwiesen. „Die wussten von nichts“, berichtet er. Ähnliches ist auch von anderen Betroffenen zu hören, die diese Möglichkeit nutzen wollten.

„Bei den Bürgerbüros können seit Mittwoch, 1. Juni, wieder bestimmte Führerscheinangelegenheiten erledigt werden“, bekräftigt Stadtsprecher Martin Thronberens. Allerdings gebe es auch Leistungen, die nach wie vor nur bei der Führerscheinstelle erledigt werden könnten. Dazu gehören Anträge von Berufskraftfahrern, die Umschreibung ausländischer Fahrerlaubnisse oder Erweiterungen für eine gewerbliche Nutzung. Warum manche Bürgerbüros offenbar auch andere Anfragen abgelehnt haben, bleibt unklar.

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Zur Terminvergabe bei der Führerscheinstelle sagt der Sprecher: „Eine telefonische Erreichbarkeit des Ersterteilungsbereichs der Führerscheinstelle ist – trotz der äußerst angespannten personellen Situation in diesem Teilsachgebiet – grundsätzlich gewährleistet.“ Allerdings könne das für den einzelnen Anrufer tatsächlich bedeuten, dass er es mehrfach versuchen müsse. Bei der zentralen Rufnummer nähmen je nach personeller Anwesenheit bis zu drei Mitarbeitende Gespräche entgegen. Pro Tag würden so knapp 200 Telefonate geführt.

„In spezifischen Einzelfällen“, etwa bei Umschreibungen von ausländischen Fahrerlaubnissen, könnten jedoch nur die Fachspezialisten qualifiziert Auskunft geben. Hier werde dann verbunden oder dem Anrufenden die entsprechende Rufnummer mitgeteilt, sagt Thronberens. Für diese Anfragen stehe derzeit ein Telefonauskunftsplatz zur Verfügung, der auch für diese Kunden die Termine vergebe. „Aufgrund der akuten personellen Situation können derzeit keine weiteren telefonischen Kapazitäten geschaffen werden“, so der Sprecher.

Die Personalnot bleibt vorerst – mittelfristig soll sich aber zumindest die räumliche Situation der Zulassungs- und Führerscheinstelle an der Feuerbacher Krailenshaldenstraße verbessern. Der benachbarte Tüv Süd zeigt sich der Stadtverwaltung gegenüber offen für eine Neuordnung der Grundstücke. Das nährt die Hoffnung auf Neubauten auf dem bisherigen Gelände. Eine Alternative gäbe es in der Leitzstraße 4 in Feuerbach. Dort könnte ein Investor für die Stadt bauen, was möglicherweise schneller geht. Eine Entscheidung soll Ende Juni fallen.

Der Stuttgarter, der seinen Führerschein verlängern lassen will, hat es dann nach mehreren Tagen übrigens doch noch geschafft, zur Führerscheinstelle durchzudringen. Jetzt gilt es allerdings, eine lange Wartezeit zu überbrücken: Sein Termin ist am 16. September.