Verkehrsminister Winfried Hermann verweist bei S-Bahn-Kritik an den Verband Region Stuttgart. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Landesverkehrsminister Winfried Hermann kann die geäußerte Kritik des Landrats Richard Sigel am S-Bahn-Verkehr im Rems-Murr-Kreis verstehen. Verantwortlich sei im konkreten Fall hingegen ein anderer Aufgabenträger.

Mit einem Schreiben an den Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat der Landrat Richard Sigel seinem Unmut über den Bahnverkehr im Rems-Murr-Kreis Luft gemacht. Anlass waren angekündigte Zugausfälle auf der Strecke der S3 nach Backnang. Die Geduld der Bürger, die mit der S-Bahn nach Stuttgart pendeln, werde bereits seit vielen Monaten auf eine harte Probe gestellt, hieß es in dem Schreiben des Landrats. Immer wieder sorgten Baustellen, technische Probleme und Verspätungen für Probleme und Frust. „Die neueste Hiobsbotschaft zur S3 droht das Fass zum Überlaufen zu bringen“, so Sigel an den Verkehrsminister.

Aufgabenträger: Verband Region Stuttgart

Der kann den landrätlichen Ärger, wie er einräumt, zwar verstehen, sieht sich in der Angelegenheit aber als falscher Adressat. „Wie Ihnen sicherlich bekannt ist, liegt die Zuständigkeit für den S-Bahn-Verkehr beim Verband Region Stuttgart (VRS)“, schreibt Hermann an Sigel zurück. Das Land sei zwar grundsätzlich Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Baden-Württemberg, verantwortet werde dieser in der Region Stuttgart im Wesentlichen aber vom VRS. Das Land unterstütze insofern, als dass die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt würden. Man übe aber keine Aufsicht über die Aktivitäten des Verbands aus, stellt Hermann klar.

Inhaltlich könne er die Kritik des Landrats freilich „sehr gut nachvollziehen“, so Hermann in seinem Schreiben. „Bei der S-Bahn kumulieren sich nun Effekte, die wir auch landesweit als Aufgabenträger im SPNV beobachten: Die teilweise veraltete Schieneninfrastruktur hält der zunehmenden Last nicht Stand.“ Baustellen, die wegen der dringenden Sanierung dieser belasteten Infrastruktur aufgemacht werden, behinderten den Betrieb zusätzlich. Der bereits seit Längerem bestehende Personalmangel der Branche werde durch Sonderbelastungen wie Corona und einen hohen Krankheitsstand noch verschärft.

Hinzu kämen bei der S-Bahn „Sonderthemen, wie Belastungen aus dem Projekt Stuttgart 21“. Die Herausforderung einer wiederholten Sperrung der Stammstrecke müsse im laufenden Betrieb bewältigt werden und habe Einfluss auf das Gesamtsystem. Sowohl die S-Bahn Stuttgart als auch DB Regio Baden-Württemberg seien gefordert, sich den Herausforderungen zu stellen „und alle Anstrengungen zu unternehmen, um einen qualitativ hochwertigen SPNV zum Wohle der Fahrgäste auf die Schiene zu setzen“.

Wegen der konkreten Anfrage zu dem auf einen Halbstundentakt reduzierten Angebot auf der Linie S3 bitte er allerdings, so Hermann, sich „direkt an den zuständigen Aufgabenträger, den Verband Region Stuttgart zu wenden“.