Der vom S-21-Verein organisierte Baustellenrundgang lockte viele Besucher, der Verein steht nun wegen seiner neuen Werbemateralien in der Kritik. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

„Untenrum ist immer geil“: Mit diesen und anderen Botschaften wirbt aktuell der Bahnprojektverein Stuttgart–Ulm. Das stößt auf Kritik und hat nun auch eine Gemeinderatsfraktion auf den Plan gerufen.

Stuttgart - Postkarten und Aufkleber, die am Rand der Tage der offenen Baustelle von Stuttgart 21 verteilt worden sind, haben in den Reihen der Gegner des Milliardenvorhabens ausgelöst. „Untenrum ist immer geil“ heißt es demnach auf dem Werbematerial, das vom Bahnprojektverein Stuttgart–Ulm, der das Baustellenevent organisiert hat, in Umlauf gebracht worden ist. DieStuttgarter Zeitunghatte zuerst darüber berichtet. Die schlüpfrige Werbung hat nun auch die SÖS/Linke-plus auf den Plan gerufen. „Den S21-Projektbetreibern und deren Unterstützer fällt nichts Besseres mehr ein, als mit sexistisch-diskriminierenden Werbesprüchen für das Milliardengrab zu werben“, sagt SÖS/Linke- plus-Fraktionsvorsitzender Thomas Adler. Er ergänzt: „Wer öffentliche Gelder für sexistisch-diskriminierende Kampagnen verpulvert, dem muss man schnellstens den Geldhahn zudrehen.“ Er und sein Co-Fraktionsvorsitzender Hannes Rockenbauch fordern daher die Stadt dazu auf, ihre ihre Mitgliedschaft im Verein Bahnprojekt Stuttgart-Ulm nach dieser Entgleisung umgehend zu kündigen.

Verein sieht die Dinge anders

Zuvor hatte bereits Werner Sauerborn, der Geschäftsführer des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21, Kritik an den Werbematerialien geäußert: „Besondere Zielgruppe der DB-Werbung scheinen die technikfaszinierten tumben großen Jungs zu sein, die sie mit einem Schuss Sexismus der billigsten Sorte gewinnen will.“

Beim so gescholtenen Verein sieht man die Dinge anders liegen. Man habe versucht, mit einem anderen Vokabular eine jugendlichere Zielgruppe anzusprechen. Wenn man die Nachfrage nach den in Kneipen kostenlos angebotenen Postkarten und den bei den Tagen der offenen Baustelle verteilten Aufkleber zugrunde lege, komme die Aktion gut an, erklärt David Bösinger, Sprecher des Bahnprojektvereins Stuttgart–Ulm gegenüber der Stuttgarter Zeitung. 35 000 Besucher nutzten die Tage der offenen Baustelle.