Daimler-Betriebsratschef Brecht zeigt sich schockiert von den Versuchen. Foto: dpa

Die Abgastests an Affen und Menschen haben eine Welle der Empörung ausgelöst. Aufsichtsräte und Betriebsräte der Autobauer verlangen eine möglichst rasche Aufklärung der Vorgänge.

Stuttgart - Nach dem Bekanntwerden von Abgastests an Affen und Menschen haben Aufsichts- und Betriebsratschefs scharfe Kritik geäußert und verlangt, die mögliche Verstrickung in die dubiosen Versuche zu untersuchen. „Als VW-Konzernbetriebsrat sind wir erschüttert. Hier sind offensichtlich ethisch-moralische Grenzen überschritten worden“, sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh. Der Betriebsratschef forderte, dass kurzfristig personelle Konsequenzen gezogen werden müssten, falls damals Verantwortliche noch bei Volkswagen beschäftigt sein sollten. Als Vizechef des Aufsichtsrats forderte Osterloh, dass die Vorgänge „schnellstmöglich lückenlos aufgeklärt werden“.

In gleichem Sinne äußerte sich auch VW-Aufsichtsratschef Hans-Dieter Pötsch für das Kontrollgremium. „Ich werde alles tun, dass der Vorgang umfassend untersucht wird“, versprach Pötsch. Wer auch immer Verantwortung zu tragen habe, sei selbstverständlich zur Rechenschaft zu ziehen. Der Aufsichtsrat, so Pötsch, werde sich zeitnah mit diesem Thema beschäftigten. Nach Informationen aus Unternehmenskreisen könnte das Thema im inneren Machtzirkel des Kontrollgremiums bereits in der nächsten Woche zur Sprache kommen, wenn das Präsidium des VW-Aufsichtsrats sich turnusgemäß zum nächsten mal trifft. VW war neben Daimler und BMW und Bosch einer der Gründer der Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT), die die bizarren Experimente gefördert hatte.

Daimler-Betriebsratschef Brecht zeigt sich schockiert

Auch Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht zeigte sich schockiert von den Versuchen. Der Gesamtbetriebsrat verurteile diese aufs Schärfste, so Brecht. „Das widerspricht allen ethischen Standards“, sagte Brecht und forderte ebenfalls, dass die Vorwürfe unverzüglich aufgeklärt werden. „Wenn uns die Ergebnisse aus der angestoßenen Untersuchung vorliegen, werden wir diese bewerten und über Konsequenzen sprechen“, kündigte der Betriebsratschef an. Das Unternehmen hatte zuvor bereits mitgeteilt, dass eine umfassende Untersuchung eingeleitet worden sei. Daimler hatte zugleich darauf hingewiesen, dass der Autobauer keinen Einfluss auf den Versuchsaufbau hatte, sondern vielmehr ein Forschungsbeirat aus Wissenschaftlern dafür zuständig gewesen sei.

Auch der Branchenverband VDA verurteilt die Versuche

Auch BMW bekräftigte, dass das Unternehmen an den genannten Studien nicht mitgewirkt habe. BMW habe umgehend mit einer intensiven Untersuchung begonnen, um die Arbeit und Hintergründe der EUGT sorgfältig aufzuklären. „Wir sind dazu in intensivem Kontakt mit den beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen sowie unabhängigen Parteien, um eine ganzheitliche und fundierte Bewertung vornehmen zu können“, so der Autobauer. Bosch erinnerte daran, dass der Zulieferer 2013 und damit vor den umstrittenen Versuchen aus der EUGT ausgetreten sei. Die Forschungsvereinigung habe den Erwartungen an die wissenschaftliche Begleitung verkehrspolitisch relevanter Fragen nicht entsprochen. Das in der Kritik stehende Vorgehen der EUGT entspreche nicht den Werten und Grundsätzen der Robert Bosch GmbH. Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) verurteilte die Tests. „Ohne ethisches Fundament gewinn man keine Zukunft“, betonte VDA-Präsident Matthias Wissmann.